White Laces - No floor
Egghunt / H'ArtVÖ: 28.10.2016
Richmond – Tag und Nacht
Das Revival der ollen Vinyl-Scheibe ist mittlerweile kein Trend mehr, sondern Realität inmitten der Gesellschaft. Anders lässt sich kaum erklären, warum selbst von Bands wie Blink 182 oder The Black Eyed Peas der komplette Katalog in Mega-LP-Boxsets neu aufgelegt wird – zu Preisen, die selbst Workaholic-Bänkern die Nasenregion blass färben. Mit dem Fokus auf schwarzem Gold geht natürlicherweise die Limitation einher, dass man seinen Kram irgendwie auf die Vinylseiten aufteilen muss. Man kann dann eine Seite mit einem riesigen Monstrum bestücken (Modell "2112"), eine Hälfte elektrisch und eine akustisch machen (Modell "Bringing it all back home") oder einfach Hits auf Seite eins präsentieren und den Abfall auf Seite zwei verstecken (Modell "Hot fuss"). Das Quintett White Laces aus Richmond, Virginia hat sich mit seinem dritten Album "No floor" gewissermaßen dazu entschieden, die Songs für den hellen und den dunklen Teil des Tages zu splitten.
Nun gut, ganz offiziell ist das so nicht verkündet worden. Aber es fällt schon auf, dass sich zu Beginn die euphorischen, unmittelbareren Songs finden, während ab "Dream sabbath" stimmungstechnisch per waberndem Bass und melancholischem Unterton die Jalousien runtergefahren werden. Irgendwo zwischen Dreampop, Indie-Rock und Elektro-Tüftelei siedelt sich "No floor" an. Die weniger gelungenen Post-Punk-Anleihen, die beim Vorgänger "Trance" noch zu hören waren, wurden diesmal gänzlich gestrichen, zugunsten von mehr Synthie-Klängen. Apropos gestrichen: White Laces halten das Material knapp. Acht Songs in 28 Minuten, woanders geht sowas als EP durch. Aber besser kurz unterhalten als lang gelangweilt. Entsprechend steht direkt am Anfang mit "Youth vote" ein schnurstracks marschierender, sonniger Hit, bei dem die Basslinie wunderbar die Synapsen massiert. Auch "Cheese" geht als Highlight durch: Ganz nach seinem Titel fahren käsige Synthies den Song ins Ziel – und ins Ohr.
"Sleepy" gerät später der nächtlichen Atmosphäre entsprechend zurückhaltend, das folgende "Mall madness" ist konkreter, verzichtet aber wie vieles gegen Ende ebenfalls auf den hymnischen Ausbruch im Refrain, den mancher Song der ersten Hälfte wohl gebracht hätte. Das beste Stück der ganzen LP wartet zum Abschluss: "Desire" braucht nicht viel, nur eine der schönsten Melodien, an die Foals bislang nicht gedacht haben. Überhaupt klingen jene Fohlen vor allem stimmungstechnisch bei White Laces am meisten durch, wenngleich ihre Musik weniger den Fokus auf Gitarren legt, sondern stellenweise schon fast an Beatbastler wie Digitalism oder ähnliche Rock-Elektro-Hybride wie WhoMadeWho erinnert. In erster Linie haben sich die fünf Köpfe mit dieser kleinen Platte aber ihre eigene Nische hübsch eingerichtet, ganz gleich was kommen mag. Und sei es das Gesamtwerk von Helene Fischer auf Vinyl.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Youth vote
- Cheese
- Desire
Tracklist
- Youth vote
- Dots
- Cheese
- LOTM
- Dream sabbath
- Sleepy
- Mall madness
- Desire
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Armin
2016-11-23 20:49:04
Frisch rezensiert.
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- White Laces - No floor (1 Beiträge / Letzter am 23.11.2016 - 20:49 Uhr)