Oren Ambarchi - Hubris

Mego / Godbrain
VÖ: 11.11.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Scheibe ist eine Erde

Hahaha, was gibt es nicht für skurrile Geschichten von diesen Australiern. Auf der anderen Seite der Welt läuft eben alles ein bisschen anders. Morgens sitzt man, umringt von Haus-Koalas und -Kängurus, mit der Familie am Frühstückstisch und berät sich gemeinsam, wie man am besten gegen diese verdammten Emus im Vorgarten vorgeht – einen zweiten Krieg mit den Biestern will schließlich niemand. Danach gehts eine Runde surfen, barfuß durch die Gegend laufen, auf der Straße begrüßt man sich mit einer Handbewegung, die in unserer Hemisphäre für ein Telefon steht, und abends treffen sich alle zu einem irren avantgardistischen Free-Jazz-Gelage mit Drone-Elementen. Es muss einfach herrlich sein in Australien!

Na gut: Niemand mag Vorurteile. Oren Ambarchi hat in seiner Freizeit sicher auch Besseres zu tun, als Koala-Dreck aus dem Wohnzimmer zu entfernen. Der Komponist und Multiinstrumentalist aus Sydney ist bereits seit Mitte der Achtziger gut damit beschäftigt, mal mehr, mal weniger wirre Töne unters Volk zu bringen. Gearbeitet hat er dabei scheinbar mit der halben Welt: Mit den Japanern von Boris etwa. Oder mit dem ungarischen Black-Metal-Experten Attila Csihar. Oder auch mit den US-amerikanischen Tausendsassas von Sunn O))). Eigentlich ist Oren Ambarchi ein kleines Phänomen. Auf seinem neuen Album "Hubris" stellt er das in gerade mal drei Stücken unter Beweis.

Dass die gut 40 Minuten Spielzeit füllen, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Mit Unterstützung diverser Kollegen wie Jim O'Rourke, Crys Cole, Ricardo Villalobos oder auch Keith Fullerton Whitman kreierte Ambarchi ein Album, das so vielfältig klingt, wie sich eine Weltreise anfühlen muss. Sagen könnte man darüber viel, aber um es zu verstehen, muss man es hören: Von Jazz über Ambient bis Drone toben sich die Musiker auf "Hubris" aus, drehen durch, spielen sich um Kopf und Kragen – als Hörer fühlt man sich da mittendrin statt nur dabei. Und kommt gar ordentlich ins Schwitzen. Hektisch malträtierte Drums, schrammelig-schneidende Gitarren, fingerkuppenterrorisierende Bass-Saiten und gegen drei Wirbelstürme anspielende Trompeten hinterlassen eben ihre Spuren. Am Ende bleibt Erschöpfung, Freude und ein bisschen Neid hinsichtlich eines solchen Talents. Aber immerhin gibts hier keine Emus im Vorgarten.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hubris 1

Tracklist

  1. Hubris 1
  2. Hubris 2
  3. Hubris 3
Gesamtspielzeit: 40:16 min

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Armin

2016-11-23 20:45:16

Frisch rezensiert.

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