Kevin Devine - Instigator

Procrastinate! / Big Scary Monsters / Al!ve
VÖ: 18.11.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Das Loch in den Leben

Es gibt sie, diese einschneidenden Tage, an die sich die Menschheit über Generationen hinweg erinnert. Tage, von denen man auch Jahrzehnte später noch ganz genau weiß, was man zu jener Zeit gemacht hat. Die Älteren denken da an den Tag des Mauerfalls am 9. November 1989. Vor allem aber bleibt der 11. September 2001 im Gedächtnis, als der Terror mit unvorstellbarer Wucht in die westliche Welt einzog. Die Anschläge auf die Vereinigten Staaten rissen nicht nur das weltberühmte Loch in das Herz von Manhattan, sondern zogen viele Schicksale und Leben mit nach unten auf den Ground Zero. Müßig zu erwähnen, dass jener damals so unwirkliche Tag noch immer nachwirkt. Auch bei Kevin Devine. Der mittlerweile 36-jährige Songwriter ist in Brooklyn geboren und aufgewachsen, verbrachte sein gesamtes Leben in New York und war damals zarte 21 Lenze jung.

Rund 15 Jahre nach den Anschlägen schreibt der New Yorker für sein neuntes Album "Instigator" einen Song namens "No history", der Devines Gedanken greifbar macht. Es gibt kein Leben mehr ohne 9/11. Nicht heute, und auch nicht in der Zukunft: Die Welt als Ganzes dreht sich für den Musiker gefühlt nur noch in Hälften: in die eine Richtung vor und in die andere Richtung nach diesem Tag, der (nicht nur) Amerika veränderte: "Fifteen years later / We’re still in the future / The blood & the money / Didn’t fix anything" lautet Devines deprimierende Analyse, denn Terror, Angst und Unsicherheit sind trotz allen Zusammenhalts nicht gewichen. Im Gegenteil – sie sind weltweit auf dem Vormarsch, und die Gegenmaßnahmen der militärischen Weltelite wirken hilflos und stümperhaft. Thematisch passt der Albumtitel also ziemlich gut. Denn trotz intimer Momente möchte der Songschreiber immer auch aufrütteln, zum Nachdenken anstiften.

Devine erzählt gesellschaftliche und politische Themen allerdings nie parolenhaft, sondern füllt sie mit persönlichem Bezug. Diese Sensibilität bringt "Freddie Gray blues" auf den Punkt, ein Stück über den Schwarzen Freddie Gray, der 2015 durch Polizeigewalt in Baltimore ums Leben gekommen ist. Der eindringliche, gezupfte und doch leicht bluesig angehauchte Akustikgitarren-Song zollt Gray Tribut, bevor Devine sein Privileg der gesellschaftlichen Stellung als weißer Sohn eines NYPD-Officers mit den Ereignissen in Einklang bringt. Ähnlich wie Devine seine Themen frei heraus auf den Punkt bringt, verleiht er seinem Schaffen wieder mehr Kompaktheit. Hatte der Amerikaner vor rund drei Jahren mit dem atmosphärischen "Bulldozer" sowie dem forscheren "Bubblegum" gleich zwei Alben im Gepäck, fokussiert sich "Instigator" auf die übliche Paketgröße von elf Songs in einer guten halben Stunde, produziert von John Agnello (Sonic Youth, Dinosaur Jr.).

Musikalisch gibt's also die beliebte Mischung aus knarzig-warmen Powerpop-Hits wie dem Titelstück und dem flotten Opener "No why", wunderbar reduzierte Songwriter-Kleinode wie "No one says you have to" und das verschrobene, countryeske "Guard your gates". Oder gar fast sonnigen Westcoast-Alternative, der in "Magic magnet" und "Before you're here" nicht zufällig Weezer ins Spiel bringt. Für leichte Gänsehautschübe sorgt zum Abschluss das tiefgründige, ebenfalls autobiografisch gefärbte "I was alive back then". So oder so gilt: Wer der Devineschen Art vom Leben zu erzählen schon immer folgen konnte, der wird mit mit "Instigator" sehr gut klarkommen. Klarkommen – auch ein gutes Stichwort. Und in Zeiten des Terrors der erste Schritt, sich die Freude am Leben und an der Musik nicht nehmen zu lassen. Kevin Devine ist hier so etwas wie eine Konstante.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • No why
  • Magic magnet
  • No one says you have to
  • I was alive back then

Tracklist

  1. No why
  2. Instigator
  3. Magic magnet
  4. Freddie Gray blues
  5. No history
  6. Daydrunk
  7. Both ways
  8. No one says you have to
  9. Guard your gates
  10. Before you're here
  11. I was alive back then
Gesamtspielzeit: 33:57 min

Im Forum kommentieren

Obrac

2017-04-19 10:02:34

Leider schwach, die Platte.

Armin

2017-04-18 17:58:29- Newsbeitrag

Am 18. November 2016 erschien mit "Instigator" das mittlerweile neunte Studioalbum des Singer-Songwriters Kevin Devine auf Big Scary Monsters in Deutschland (u.a. Beach Slang, La Dispute) und weltweit über Procrastinate! Music Traitors, dem neugegründeten Label von Brand New.

Nachdem Kevin Devine im Januar dann mit seiner Goddamn Band zum ersten mal seit 2012(!) auf große EU-Release-Tour ging, kommt der Singer-Songwriter aus Brooklyn im Juli nun für vier Solo-Headline-Shows erneut nach Deutschland. Tickets für die Konzerte gibt es ab Donnerstag um 11:00 Uhr.

KEVIN DEVINE - SOLO - SOMMER 2017:

17.07.17 - Münster - Pension Schmidt
19.07.17 - Oberhausen - Druckluft
20.07.17 - Neunkirchen - Stummsche Reithalle
21.07.17 - Mainz - Schon Schön

www.kevindevine.net
www.facebook.com/KevinDevineMusic

Vor seiner Tour im Januar hat Kevin Devine zahlreiche exklusive Cover-Songs veröffentlicht, die ihr euch nun allesamt in der Playlist unten anschauen könnt. Neben Songs von Elliott Smith, Conor Oberst, The Shins und Pinegrove, hat Kevin auch zwei Instigator-Songs akustisch in seinem Haus in Brooklyn aufgenommen: www.youtube.com/playlist?list=PLkg1XoPxu_6gAqBLfa5kOz5XPqkChfFVJ

Armin

2016-11-18 22:19:08

Heute erscheint "Instigator", das neunte Album von Kevin Devine, offiziell in Deutschland. Im Januar kommenden Jahres ist er mit seiner God Damn Band auf Headline-Tour in Europa.

"Instigator" erscheint in Europa bei Big Scary Monsters (u.a. Beach Slang, La Dispute) und weltweit über Procrastinate! Music Traitors, dem neugegründeten Label von Brand New.

Auf "Instigator", zu deutsch "Anstifter", zeigt sich Devine einmal mehr als herausragender Lyriker, der es schafft gesellschaftliche Problematiken gekonnt mit Selbsterlebtem zu verbinden: Beste Beispiele dafür sind Songs wie "No History", in dem er daran erinnert, wie der 11. September 2001 als ganz normaler Tag begann, oder der "Freddie Gray Blues", in dem er mit den von Polizisten getöteten Namensgeber spricht, und sich dafür entschuldigen möchte, dass er als weißer Mann mit Polizisten in der Familie ein Teil des Problems ist.

Wir freuen uns, wenn ihr das Album besprechen möchtet oder Interesse habt Kevin Devine zu interviewen. Diese YouTube-Playlist mit dem kompletten Album Stream darf öffentlich geteilt:

Kevin Devine - "Instigator" (Album Stream YouTube)
http://bit.ly/KevinDevineInstigatorStream

Im Januar 2017 spielt Kevin Devine mit seiner God Damn Band in Europa. Gerne akkreditieren wir euch für folgende Shows. Kevin ist für Interviews, Akustiksessions oder Studiobesuche verfügbar.

Kevin Devine & The God Damn Band
präsentiert von INTRO, Kulturnews & ByteFM
Support: Laura Stevenson

16.01.17 Köln, Underground
17.01.17 Hamburg, Nochtspeicher
18.01.17 Berlin, Kantine am Berghain
20.01.17 Wiesbaden, Schlachthof
21.01.17 Schorndorf, Manufaktur
22.01.17 AUT - Wien, Chelsea
23.01.17 IT - Mailand, Magnolia
24.01.17 CH - Zürich, Eldoradio
26.01.17 BE - Antwerpen, Trix
27.01.17 NL - Amsterdam, Melkweg

"Songtexte zum Einrahmen und Melodien zum Herzzerspringen"
- INTRO Magazin

"Singer-Songwriter, Punk und Indierock: Diese drei Outfits trägt Kevin Devine auf "Instigator" - und alle sitzen hervorragend."
- Deutschlandradio

"Smarte Gitarrenmusik zwischen Powerpop und munterem Emo"
- Musikexpress

"Trotz intimer Momente möchte der Songschreiber immer auch aufrütteln, zum Nachdenken anstiften."
- Plattentests.de

Herder

2016-11-17 21:56:59

Er hat 'ne sehr schöne Stimme und ein Gespür für tolle Melodien. Wieder ein sehr gelungenes Album!

Donti

2016-11-17 20:06:36

Hab mich noch nie mit Kevin Devine beschäftigt, hatte ich aber schon immer mal vor. Ich find das Album sehr schön. Mich persönlich erinnert es teilweise auch an Male Bonding.

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