Warehouse - Super low

Bayonet / Cargo
VÖ: 30.09.2016
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Gereift

Nicht nur reife Pflanzen wissen: Alles braucht seine Zeit. Man wächst eben nicht von heute auf morgen zu einem kräftigen Baum – oder Buam – heran. Und manchmal braucht es neben dieser verflixten Geduld eben auch etwas Spucke. Oder Schweiß – oder welche Flüssigkeiten auch immer beim fleißigen Arbeiten zuerst entstehen mögen. Bei dem musizierenden Quintett Warehouse aus Atlanta war es auch eine Mischung aus Warterei und Konzentration, die letzten Endes für den Ertrag sorgte.

Während deren Debüt "Tesseract" von 2014 zwar durchaus stimmungsvollen College-Rock bot, ist der dieser Tage erscheinende Nachfolger "Super low" dank aufmerksamer Gießerei und Bearbeitung nicht nur ein noch schöneres Blümchen, sondern ein ganz und gar besonderes. Warehouse haben ihren Stil gefunden und feiern ihren liebgewonnenen und niemals künstlichen wirkenden modernen Art-Punk der Sechziger- und Siebzigerjahre – sowie sich selbst. Und das alles auf eine so herrlich charmante Art, dass die Fete im Gewächshaus für ordentlich beschlagene Scheiben sorgt.

Im Vordergrund steht dabei immer und überall die Stimme von Frontfrau Elaine Edenfield. Irgendwo zwischen Janis Joplin und Gossips Beth Ditto kreischt, grölt, fleht und zischt sich die Gute durch die zehn Stücke und versprüht dabei nicht nur Soul, sondern, ja, Seele: Wenn sie im melodisch jangelnden Titeltrack gleichzeitig Schutz sucht und doch immer wieder die Krallen ausfährt, geht das auch ganz ohne Kratzspuren tief unter die Haut. Zeilen wie "Gouge my eyes / And make me see / Another way / The razor blade / That took your life / It takes mine / It takes time" sprechen dann ohnehin fast schon für sich selbst.

Ist "Super low" also das, was man gemeinhin als "ehrliches Album" bezeichnet? Auch. Mehr noch aber ist es kompromisslos. Nichts wird nur angedeutet, sondern vielmehr erledigt. "Reservoir" zerrt an Edenfields Stimmbändern und ist doch einer dieser Songs, die nach einer Stinkwut klingen und doch ein Trost sind. "Either way / It will be fine", versichert die Sängerin und hat die Ärmel längst auf Anschlag hochgekrempelt. Der Opener "Oscillator" fordert mit Schrammelgitarren bewaffnet ein gehöriges Maß an Aufmerksamkeit ein und gibt sie umgehend zurück – während sich das herrlich um sich selbst kreisende "Simultaneous contrasts" einfach alles nimmt, was es kriegen kann.

Warehouse fangen ihre Hörer eben ein. Kein Wunder, dass sich sogar die New Yorker Kollegen von Perfect Pussy als Fans zu erkennen gaben. Vielleicht ist es die rotzige Attitüde, die vereint – oder die sympathische Bodenhaftung: Wälzt sich Edenfield im tanzbaren "Modifier analog" noch vollkommen vertieft auf dem schmutzigen Boden der Punk-Disco, verlässt sie im launischen Abschluss-Track "Garden walls" glatt ihre eigene Party. Noch so etwas, dass auch reife Pflanzen wissen: Man soll dann gehen, wenn es am schönsten ist. Und Warehouse kommen ja hoffentlich irgendwann wieder – mit viel Glück.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Simultaneous contrasts
  • Super low
  • Reservoir

Tracklist

  1. Oscillator
  2. Exit only
  3. Simultaneous contrasts
  4. Arbitrarium V
  5. Super low
  6. Audrey Horne
  7. Reservoir
  8. Long exposure
  9. Modifier analog
  10. Garden walls
Gesamtspielzeit: 34:58 min

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3M Kapselgehörschutz X4A, Kopfbügel, SNR = 33 dB

2016-11-15 21:19:07

Neu entwickelte Dämmkissen und ein innovativer Schaumstoff in den Dichtungsringen garantieren einen ausgezeichneten Schutz, besonders bei überwiegend niederfrequentem Lärm

Armin

2016-11-09 21:03:07

Frisch rezensiert.

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