Jim James - Eternally even

Capitol / Universal
VÖ: 04.11.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Stranger Jims

Er ist ein Fuchs, dieser Jim James. Dabei glaubten wir eigentlich, wir hätten diese Nuss längst geknackt und wüssten, wer der Mann ist. Leadsänger bei My Morning Jacket, sicher. Mitglied der Supergroup Monsters Of Folk, eh klar. Food-Blogger, zumindest für eine Weile. Fan der Backstreet Boys. Oh, und natürlich von Kenny Rogers und Dolly Parton. Und obgleich er sie nicht ganz gutheißen kann, ist der Gute obendrein Leak-Versteher. Fast vergessen: Jim James ist freilich auch Yim Yames. Dennoch hat man mit jedem neuen Album, das der 38-Jährige veröffentlicht, das Gefühl, ihn überhaupt nicht zu kennen. Andererseits: Auf seiner Twitter-Page verkündet, nein, vermutet er in seiner Biografie: "I am Jim James?" Aus dem Fragezeichen lässt sich schließen: Er ist sich selbst nicht ganz sicher.

Denn vielleicht gibt es ihn ja wirklich gar nicht, diesen einen Jim James. Sein neues Soloalbum "Eternally even" wäre für diesen Verdacht jedenfalls der ideale Beweis – auf dem präsentiert sich der Mann aus Kentucky nämlich von derart vielen Seiten, dass eh alles bisher Geglaubte angezweifelt wird. Alles Absicht? Bestimmt. Aus der Ferne und Fremde bleibt alles etwas mystischer und interessanter, und mit Sicherheit spielt er mit dieser unklaren Schattenfigur. "The world's smiling now", behauptet James sogar, groovt sich mitsamt Streich-Orchester im Rücken durch die dunkle Nacht und trumpft am Ende mit verspielter Gitarrenheulerei endgültig auf. Noch erfrischender gibt sich nur das gekonnt durch Funk und Jazz schlängelnde "In the moment", in dem der Sänger immer wieder geradezu verführerisch zwischen Trompete und Saxofon auftaucht – und das immer im richtigen Augenblick, versteht sich.

Deutete sich auf seinem Solodebüt "Regions of light and sound of God" von 2013 bereits an, wie prima James Soul und Psychedelic-Rock miteinander verbinden kann, geht es auf dem Nachfolger konsequenterweise noch ein Stück weiter. Der verschroben-halluzinogene Sound des Hauptprojekts My Morning Jacket leuchtet hier nur noch dezent auf. Im neblig-verwegenen Titeltrack etwa, der dann aber doch so weit abseits jeglicher Sphären schwebt, dass eine genaue Genre-Zuordnung sowieso hinfällig ist. Ganz anders der total verstrahlte Opener "Hide in plain sight", der stets bedrohlich brodelnd kurz vor der Explosion zu stehen scheint und dann doch ganz gemächlich ausflackert. Und genau dann, wenn man glaubt, in James die personifizierte Coolness entdeckt zu haben – unnahbar, aber doch faszinierend –, schwingt er im dramatischen "Here in spirit" die Emotionskeule. Wir geben es auf und zücken unseren Hut vor so viel Wandelbarkeit. Es bleibt eben wieder mal offen: Wer ist dieser Jim James – und wenn ja, wie viele?

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hide in plain sight
  • The world's smiling now
  • In the moment

Tracklist

  1. Hide in plain sight
  2. Same old lie
  3. Here in spirit
  4. The world's smiling now
  5. We ain't getting any younger pt. 1
  6. We ain't getting any younger pt. 2
  7. True nature
  8. In the moment
  9. Eternally even
Gesamtspielzeit: 41:28 min

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Armin

2016-11-09 20:59:36

Frisch rezensiert.

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