Black Marble - It's immaterial

Ghostly International / Cargo
VÖ: 14.10.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Klare Sache

Nomen est omen: Es war in der Tat "A different arrangement", das Black Marble auf ihrem Debüt trafen. Zumindest im Hinblick auf das Sub Pop angeschlossene Label Hardly Art, das im Normalfall für die punkige Seite des Indie-Rock steht – und nicht etwa für den minimalistisch pochenden Gefrierschrank-Sound, mit dem Chris Stewart und Ty Kube den Hörer auf Tracks wie "Cruel summer" oder "UK" geradewegs an die endsiebziger Schnittstelle von Gründerzeit-Elektronik und Post-Punk zurückbeförderten. Der Zweitling erscheint nun bei Ghostly International, wo synthetische Spezialfälle schon besser aufgehoben sind, und auch personell haben sich Black Marble anderweitig arrangiert: Stewart führt das Projekt inzwischen auf eigene Faust weiter und verlegte seinen Wohnsitz von der Ostküste nach Los Angeles – allerdings erst, als "It's immaterial" im Kasten war. Herbert Grönemeyer würde sagen "Lebe für den Transit", wir sagen: Willkommen zu einem New-York-Album, von dem New York nichts mehr hat.

Und wer will es Stewart verdenken, wenn er zu Protokoll gibt, dass er sich mit seinen die Distanziertheit des Cold Wave verblasenden Songs nicht mehr wohl fühlte an einem Ort voller hipsternder Twentysomethings, die im Grunde aber nichts auf die Reihe kriegen? Womit auch die 2012er Single "Pretender" ihrer inhaltlichen Bestimmung zugeführt wäre – der nächste Schritt ist eine Platte, die mit dem gleichnamigen britischen Indie-Pop-Duo aus den Achtzigern außer dem Namen nichts gemein hat. Das gilt sowohl für die dezente Lo-Fi-Produktion, dank der die Stücke wie durch einen dunklen Schleier an den Hörer heranwehen, als auch für das erneut nahezu vollständige Fehlen von Gitarren. Lediglich ein dumpfer, aber pointierter Bass brummelt durch "It's immaterial" und macht die Auskopplung "Iron lung" zusammen mit sublimierenden Keyboard-Wolken zum hinreißenden kleinen Ohrwurm. So warmblütig wie möglich, so kühl bis ans Herz wie nötig, damit sich die Dame vom Cover nicht das schwarze Jackett vom Leib reißt.

Auch danach bewegt sich die Temperatur maximal im einstelligen Plusbereich: Eisig schleichen sich verhallende Percussions durch die analoge Sehnsucht von "It's conditional", dem kontemplativen "A million billion stars" genügt eine funkelnde Hüpf-Sequenz, und "Frisk" und "Collene" geben zwei formidable, um ständig aufploppende Percussion-Shots rumorende Rollkommandos ab. Ähnlich blendend macht sich "Missing sibling" als verhuschte Riff-Skizze, der Stewart zudem "a cool Guided By Voices vibe" attestiert – vermutlich mit Betonung auf dem einleitenden Adjektiv. Doch obwohl die Konturen nicht zuletzt aufgrund des grübelnden Ian-Curtis-Gedächtnisgesangs unscharf bleiben und auch der von Kollege Holtmann festgestellte semi-misanthropische Düster-Synthiepop von John Maus keinen Faden abbeißt, ist "It's immaterial" das Gegenteil des Bildrauschens aus dem "A different arrangement"-Artwork. Nämlich eine klare Sache mit einer ebensolchen Vision: Nix wie weg hier. Wer rastet, der frostet.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Iron lung
  • It's conditional
  • Frisk
  • Collene

Tracklist

  1. Interdiction
  2. Iron lung
  3. It's conditional
  4. Woods
  5. A million billion stars
  6. Missing sibling
  7. Frisk
  8. Golden heart
  9. Self guided tours
  10. Portland U
  11. Collene
Gesamtspielzeit: 36:42 min

Im Forum kommentieren

qwertz

2016-11-16 16:12:46

Sehr gutes Album! Vielleicht sogar besser als das Debüt.

Ja

2016-11-09 21:16:58

Toller Nachfolger vom 4 Jahre alten Debüt!

Armin

2016-11-09 20:58:24

Frisch rezensiert.

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