Norah Jones - Day breaks
Blue Note / UniversalVÖ: 07.10.2016
Come home with me
Sie zog aus, um anderen das Fürchten zu lehren. So könnte man zumindest die Episode knapp zusammenfassen, in die Norah Jones für "Little broken hearts" eintrat. Nicht nur, dass das Image sowie die dortigen Texte für ihre Verhältnisse ungewohnt bissig daherkamen. Auch war das von Danger Mouse produzierte Album der endgültige Bruch mit der Jazz-Ästhetik, welcher sich mit "The fall" schon angekündigt hatte. "Day breaks", Jones' mittlerweile sechstes Album, schickt sich hingegen an, die Rückkehr in den heimeligen Schoß des Jazz und Blues anzutreten. Schade eigentlich, stand der New Yorkerin der angedüsterte Pop doch ausgesprochen gut. Bei allem Respekt gegenüber ihren Ursprüngen.
Doch zu diesen geht es nun zurück, gleich der Opener "Burn" macht das klar. Die trockenen Beats von Danger Mouse sind zurück im Schrank verschwunden, die Produktion klingt herrlich organisch, dass es Jazz- und Blues-Liebhabern gleichermaßen eine Freude sein sollte. Dunkle Pianotöne konstratieren den basslastigen Hintergrund, Jones singt dazu gewohnt treffsicher. Ein guter Auftakt. "Tragedy" beackert das gleiche Feld, es wurde also nichts Falsches zu Anfang angetäuscht. Bei allem Können, das Jones' personen- und talentstarke Mannschaft hier zeigt, verliert sich der Song zum Ende hin aber ein wenig in seinen Wiederholungen.
Nicht nur eigenes Material verarbeitet Jones auf "Day breaks". Horace Silvers "Peace" sorgt für Entspannung, das beschwingte Neil-Young-Cover "Don't be denied" behält hingegen einen schön bluesigen Unterton. Bei ihren eigenen Stücken klappt indes nicht alles: In "And then there was you" verkitschen Streicher den zweiten Teil des Songs, und "Carry on" kommt mit seiner tausendfach gehörten Akkordfolge auch nicht über ein "nett" hinaus. Da hätte ein wenig mehr Dynamik Wunder gewirkt. Wenigstens kann die großartige, fordernde Single "Flipside" mit der schiefliegenden Orgel, der treibenden Rhythmusfraktion und einer durchaus laut werdenden Norah Jones als Einzelgänger auf "Day breaks" formidabel überzeugen.
Assistenz gibt es noch vom subtil pirschenden Bass in "Sleeping wild" oder vom Titeltrack, der gleichsam das harmonische Miteinander etwas auf die Probe stellt und eine schöne Rhythmusfigur zu bieten hat. Nach wie vor ist Jones zudem eine Könnerin in ihrem Metier – beim abschließenden Cover von Duke Ellingtons "Fleurette africaine (African flower)" brennt nichts an. Es lässt ein paar vorangegangene Fehltritte vergessen und zeigt, wie eine wirklich mitreißende Jazz-Komposition aussehen soll. Für viele wird die Heimkehr der alleinigen Blue-Note-Saniererin in jazzige Gefilde ein Segen sein, und dagegen ist angesichts "Day breaks" nichts einzuwenden. Auch wenn sie es sich an manchen Stellen etwas zu gemütlich gemacht hat.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Flipside
- Day breaks
- Fleurette africaine (African flower)
Tracklist
- Burn
- Tragedy
- Flipside
- It's a wonderful time for love
- And then there was you
- Don't be denied
- Day breaks
- Peace
- Once I had a laugh
- Sleeping wild
- Carry on
- Fleurette africaine (African flower)
Im Forum kommentieren
Armin
2016-10-12 22:10:45
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Felix H
2016-09-10 13:02:27
Neues Album kommt am 7.10.
"Carry On" und "Flipside" sind schon draußen. Ersterer bisschen slow-jam-mäßig, letzterer ein toller, etwas angeschrägt-jazziger Popsong.
Hoffe aber, dass sie mehr auf der Popschiene bleibt. Fand "The Fall" und besonders "Little Broken Hearts" viel besser als ihr für mich eher langeweiliges Frühwerk.
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