Giraffe Tongue Orchestra - Broken lines

Party Smasher Inc. / Cooking Vinyl
VÖ: 23.09.2016
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Ein Tag im Zoo

Bei Supergroups haben sich zwei Wege als besonders erfolgreich herauskristallisiert, um die kreative Vereinigung von Musikern nachhaltig zu schädigen: Entweder überschattet die egogetriebene Dominanz eines Mitglieds den Rest, oder durch überbordende Kumpelhaftigkeit und durchzechte Nächte im Proberaum verpufft das verheißungsvolle Projekt in kaltem Zigarettenrauch. Keine beider Optionen wünschen wir jedenfalls Giraffe Tongue Orchestra, die sich bereits 2012 gefunden und jedoch etwas Anlaufschwierigkeiten hatten. Nun ja, es ist auch kein leichtes Unterfangen, so unterschiedliche Künstler wie William DuVall von Alice In Chains, Brent Hinds von Mastodon, Ben Weinmann von The Dillinger Escape Plan, Pete Griffin von Dethklok und Thomas Pridgen, Ex-Trommler bei The Mars Volta unter einen Hut zu bekommen. Wenn das mal keine Besetzung ist! Und auf ihrem Debüt "Broken lines" beweisen sie auch gleich, dass eine Supergroup mehr als die Summe seiner Bestandteile sein kann.

Aber was soll denn das bitte für ein alberner Name sein? In einem Interview gibt Brent Hinds eine durchaus schlüssige Antwort, die man normalerweise nicht von einem Mann mit Gesichtstattoo erwarten würde: Auf Tour in Australien besuchte der Mastodon-Gitarrist den örtlichen Zoo von Sydney, um die dortigen Giraffen auszuchecken. Eine der edlen Kreaturen schnappte sich mit der Zunge eine Banane aus seiner Hand und schälte sie auch gleich damit. Dermaßen beeindruckt von der fantastischen Tierwelt, war auch gleich der Name für das neue Projekt geboren. Hätten wir das also auch geklärt.

Der Opener gibt die Stoßrichtung vor: "Adapt or die" ist ein geradliniger Hard-Rocker, bei dem DuVall bereits seine hohe Sangeskunst präsentiert. Egal ob aggressive Shouts oder cleane Passagen, hier offenbart er, was über die Jahre bei den Grunge-Altherren von Alice In Chains perfektioniert wurde. Natürlich darf im Anschluss ein traditioneller Gitarren-Standoff zwischen Hinds und Weinmann nicht fehlen. Es sei den Herren vergönnt.

Bei der an die Hochphase Chris Cornells erinnernden Ballade "All we have is now" beeindruckt DuVall mit emotionalem Tiefgang, bei dem sogar Mastodon-Fans feuchte Augen bekommen. Ganz anders "Everyone gets everything they really want", mit Funk-Gitarre, sexy Bass und Vintage-Orgel. Hard Rock ist es nicht, was dem Hörer hier vorgesetzt wird, eher vielschichtiger Prog. Die Einflüsse der einzelnen Musiker sind deutlich erkennbar, lecker Salatschüssel statt schnöder Schmelztiegel. Zu viele Köche? Keineswegs! Die Vinaigrette dazu beinhaltet nämlich auch unerwartet cremige Disco-Beats, zu bewundern bei "Blood moon". Der wilde Stilmix setzt sich fort bei "Back to the light", einem Highlight der Platte, mit Gast-Performance von Juliette Lewis. Gut gemeint, aber an sich unnötig und etwas over-the-top.

Beim verstörend-genialen "Thieves and whores" und dem abschließenden Prog-Monster "Broken lines" haben vor allem Anhänger von Mastodon und The Dillinger Escape Plan ihren Spaß. Auch wenn auf diesem Debüt nicht die härtere Schwermetall-Schiene bedient wird, dürften Fans sämtlicher Lager hier zumindest anerkennend mit der Zunge schnalzen. Oder eine Banane damit schälen.

(Felix Mildner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Adapt or die
  • Blood moon
  • Back to the light

Tracklist

  1. Adapt or die
  2. Crucifixion
  3. No-one is innocent
  4. Blood moon
  5. Fragments & ashes
  6. Back to the light
  7. All we have is now
  8. Everyone gets everything they really want
  9. Thieves and whores
  10. Broken lines
Gesamtspielzeit: 40:24 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2020-01-04 17:10:46

Joah, immer noch ganz nett, aber bei weitem nicht das, was ich von solchen Mitgleidern erwartet hätte. Viel zuviel Gesang. :)

The MACHINA of God

2016-10-12 23:26:06

Mal vollkommen unabhängig von meiner Meinung zum Album, wird in der Rezi in keinem Wort ersichtbar, warum die Platte nur ne 6/10 bekommt. Das liest sich durchweg wie ne 8/10.

Armin

2016-10-12 22:09:27

Frisch rezensiert.

Meinungen?

The MACHINA of God

2016-10-05 19:08:15

So, mal guggn ob die Namensänderung was bringt. :D

The MACHINA of God

2016-10-05 18:26:57

Ja, bei denen geh ich mit.

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