Patrice - Life's blood

Supow / Groove Attack
VÖ: 30.09.2016
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Offene Grenzen, offene Herzen

Mit der Bejahung des westlichen Lebenstils macht sich jeder indirekt die Hände schmutzig. Das eigene dekadente Leben fordert das Blut der Anderen. Es klaffen Lücken entlang der Erdoberfläche, die nicht topografischer Natur sind. Selbst Europa mutiert an den Grenzen mehr zum gelähmten als zum gelobten Land. In dieser Zeit kommt Kultur und Kunstschaffenden eine richtungsweisende Funktion zu. "Life's blood" gibt so eine Richtung vor. Seit jeher mit dem Reggae-Stempel versehen, stimmt Patrice Bart-Williams leise und laute politische Töne an, wo sie zwingend notwendig sind. Ausgestattet mit einem beneidenswert uneingeschränkten Glauben an das Gute im Herzen jedes Menschen, bearbeitet er die Mauern, die die Welt zu segmentieren versuchen.

Humanität und Liebe bilden sowohl die Basis als auch das Ideal im musikalischen Wirken des junggebliebenen Familienvaters. Zur Vermittlung dieser einfachen, aber nie aus der Mode kommenden Message bedient sich das Album fast sämtlicher Spielarten aktueller Musik. Direkt der Einstieg "Burning bridges" schreitet unter der Mithilfe von Diplo mit wehenden Fahnen und opulenten Soundtüfteleien in ein besseres Morgen. Die Liebe in der kleinsten sozialen Zelle und im großen weltumspannenden Miteinander strahlt hier bedeutend sanftmütiger als medial-verzerrte Gesichter in Pfützen von Refugee-Camps. Gleichheit und Brüderlichkeit äußern sich in bunter Vielfalt statt in Einfalt. Stampfend-wütender Dancehall ist genauso selbstverständlich wie sich die Freiheit zu nehmen, seine Platte mit einem avantgardistischen Neun-Minuten-Song abzuschließen. Manchmal klingt Patrice gar wie ein naher Verwandter von Dev Hynes und seinem trademarkigen Blood-Orange-Sound: Bee-Gees-Appeal plus französische Vocal-Spuren in "Love your love" bringen die Discokugel zum Rotieren. Im Krieg ist schließlich auch alles erlaubt, warum sollte die Liebe Ausnahmen zulassen, wo ihre Beweggründe in diesem Fall die nobleren sind?

Textlich bewegt sich der dauer-wippende Protestmarsch stellenweise auf überschaubarem Niveau. Dank der rappenden Unterstützung von OMI verschwindet die einfache Mit-Pfeif-Übung aus "Meanin" nicht vollständig am Horizont der Bedeutungslosigkeit. Besonders die Songs, die am noch am ehesten typische Reggae-Attitüden bedienen, verknappen den Inhalt auf eine plakative Essenz. Das Erzählte bleibt simpel, nah und glaubhaft. Vielleicht bedarf es gar nicht der ganz großen, tiefschürfenden Worte, um den Glauben an die Menschlichkeit zurückzubringen Allein das Mantra "It's gonna be okay" aus "Still wonderful" verkörpert für sich isoliert die nie bröckelnde Positivität des Künstlers. Wenn im Anschluss daran Schussgeräusche durch den Gassenhauer "What a wonderful world" hallen, war der Blick für die Realität nie klarer. Dennoch ist Aufgeben keine Option. Der unerschütterliche Kampf für die globale Harmonie ist eine Lebensaufgabe mit unklarem Ausgang.

(Michael Rubach)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Burning bridges
  • Guns and tings
  • Grand design

Tracklist

  1. Burning bridges
  2. We are the future and the present
  3. Be with me
  4. Red or blue
  5. Island
  6. Meanin' (feat. OMI)
  7. Guns and tings
  8. Love royalty
  9. Grand design
  10. Still wonderful
  11. What a wonderful world
  12. Love your love
  13. Out in the open
  14. So she say'
  15. But you / Imagining
Gesamtspielzeit: 60:07 min

Im Forum kommentieren

MM13

2016-10-01 13:08:06

gut geworden,im typischen reggae-soul stil von patrice,mit allen facetten.
leider (oder zum glück) hat er es bis jetzt nicht geschafft,die aufmerksamkeit zu erreichen die im meiner meinung nach gebührt.
we are the future in the present,still wonderful oder island zum probehören.

Armin

2016-09-28 21:03:11

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Vorgähner

2016-06-17 18:52:05

Ich gähne schon mal im Voraus...

Armin

2016-06-17 18:31:20


Wenn uns die Missstände so deutlich entgegenspringen wie jetzt. Wenn alles schwarz-weiß scheint. Wenn Lösungen gefunden werden müssen, wir aber zerstritten sind und wie gelähmt - dann schauen wir auf die Künstler. "Warum sagt Ihr nichts!?", heißt es dann. Die Frage ist absolut berechtigt.

Doch so schwer wie wir es uns selbst machen, so schwer machen wir es auch den Künstlern. Wir wollen Komplettlösungen, einfache Antworten, die gleichzeitig aber in allen Facetten durchdacht sind. Ist das die Aufgabe von Kunst? Oder ist ihre Aufgabe uns wachzurütteln? Uns aufzuwecken. Uns zu mobilisieren. Uns zu ermutigen, Mut zu wagen!

PATRICE schreibt schon immer Musik, die das ist, was wir fordern: Bewegung. Das Wort "Movement" beschreibt Bewegung im doppelten Wortsinn. Es meint die Bewegung des Einzelnen, gerade jetzt, von Unsicherheit zu beherzter Handlung. Und es meint die gemeinsame Bewegung, das, was entsteht, wenn wir uns alle ein Herz fassen und für das gehen, was dieses Herz sagt.

"We were born in an open war, can’t remember how it was before".

BURNING BRIDGES ist ein Song im Jetzt. Er ruft dazu auf, es einfach zu versuchen. Es zu tun. Nicht darauf zu warten, daß alle vermeintlichen Sicherheiten abgedeckt sind. BURNING BRIDGES verbrennt das, was uns festhält - damit wir tanzen können, uns wirklich lockermachen können, losgelöst sind. Denn auch das ist Aufgabe der Kunst!

Produziert von den französischen Picard Brothers, die u.a. für die aktuelle Major Lazer Single verantwortlich sind, und geschrieben in Co-Autorenschaft mit Diplo (Major Lazer, Madonna, Beyonce) und der Sängerin MO, ist BURNING BRIDGES Teil des Sounds der Großstädte, in denen sich die Konflikte der Gegenwart entladen.

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PATRICE, 1979 als Sohn eines der großen Intellektuellen Afrikas und einer deutschen Mutter geboren, lebt in Paris, New York und Köln. Orte, an denen sich die zeitpolitischen Themen intensiv manifestieren. BURNING BRIDGES steht aber auch in einer klaren Tradition: in PATRICE’s eigener Geschichte voller Songs, die politisches und schöngeistiges verbinden, und in der großen Tradition der Unity- und Protestsongs von Nina Simone bis Bob Marley.

In der symbolischen Bildsprache des Videos zu BURNING BRIDGES erheben sich Tänzer der karibischen Jonkunno Tradition gegen die bösen Geister, die Unterdrücker und die vermeintlichen Herrscher. Regie geführt hat Patrice selbst. Das Video feiert am 22.06.2016 Premiere.

BURNING BRIDGES ist ab heute exklusiv bei iTunes und ab 24.06. überall erhältlich. Die Single ist der Vorbote auf das am 30.09.2016 erscheinende PATRICE-Album LIFE’S BLOOD, dessen Pre-Order ab heute startet. Jeder Vorbesteller des digitalen Albums erhält die Single BURNING BRIDGES zum sofortigen Download.


Pre - Order:

iTunes: http://apple.co/1WL73fb
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CD: http://amzn.to/1UBt9KX
Vinyl: http://amzn.to/1W1ZpfA

Im Herbst wird der Multi-Platin-Produzent (Selah Sue, Cody ChesnuTT), Songwriter, Musiker und Recording-Studio-Betreiber PATRICE auf Hallen-Tour gehen. Vorab wird er bei ausgewählten Sommerfestivals in Deutschland und der Schweiz zu sehen sein:


18.06. Künzelsau – Würth Open Air 2016
19.06. Duisburg – Traumzeit Festival 2016
29.07. Bersenbrück – Reggae Jam Festival 2016 (als Feature-Gast von Silly Walks)
30.07. Fulda – Burg Herzberg Festival 2016
09.09. CH-Le Noirmont – Festival du Chant du Gros 2016


Mehr von Patrice:

http://www.patrice.net
https://www.facebook.com/patriceofficial
https://twitter.com/Patricemusic/
https://www.youtube.com/user/OfficialPatrice

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