Devendra Banhart - Ape in pink marble
Nonesuch / WarnerVÖ: 23.09.2016
Luft und Liebe
Der Sturm und Drang der frühen Schaffensphase ist schon lange vorbei: Damals, als der Freak-Folk-Pionier die Grenzen seiner DIY-Musik-Poesie erst noch ausleuchten musste, in der Zeit nach seinem Debüt "The Charles C. Leary" von 2002. Danach kam fast jedes Jahr ein neues Album, und der Liedermacher wurde Katalysator vieler gleichgesinnter Singer-Songwriter. Nachdem er mit "Smokey rolls down thunder canyon" seinen damaligen Zenit erreichte, beschnitt er vor seinem Wechsel zu Nonesuch Records sowohl Gesichtsbehaarung als auch Freak-Attitüde. "Ape in pink marble" ist nach dem introvertierten "Mala" das erste Werk des Allround-Künstlers seit drei Jahren, von der Veröffentlichung zweier Kunstbücher einmal abgesehen. Ist Mr. Banhart etwa endgültig erwachsen geworden?
Über 13 Songs hinweg wird der Glitzer von Banharts samtiger Stimme in die Luft gehaucht. Darunter: Schmachtende Streicher zur Zupfgitarre bei den Annäherungsversuchen an brasilianischen Bossa Nova in "Theme for a Taiwanese woman in lime green". Dem ein oder anderen werden mitunter die Füße einschlafen bei der ganzen Gefühlsduselei. In der Tat sucht man lebhaftere Stücke, wie sie auf früheren Alben durchaus zu finden waren, vergeblich auf "Ape in pink marble". Selten wird der geneigte Hörer von einem schelmischen Einwurf aus dem Herzschmerz-Strudel geworfen. Selbst die verträumte Single-Auskopplung "Saturday night" macht da keine Ausnahme.
Als "Fancy man" tänzelt er schließlich doch noch über den weichen Soul-Teppich, und ein paar Funk-Extravaganzen entfalten sich behutsam bei "Fig in leather" in der pastellfarbenen Schlummerbeleuchtung. Interessanterweise stehen genau diese beiden Highlights unter dem Einfluss von Noah Georgeson und Josiah Steinbrick: Die zwei kongenialen Songwriter und Multi-Instrumentalisten leisteten Banhart schon auf "Mala" kreativen Beistand, jetzt scheint ihre Arbeit umso notwendiger. Ein paar schräge Töne zwischendurch – beispielsweise beim uneindeutigen "Lucky" – lassen dann doch noch den zwinkernden Schelm der frühen Jahre durchblitzen. Klar: Ein bisschen Freak gehört hier immer noch zum Folk.
Vor allem sind es die Lyrics, die Banhart auf "Ape in pink marble" in den flackernden Kerzenschein rückt. Ab und an klingt er fast wie ein liebeskranker Teenager. Immerhin besteht das Album zum Großteil aus Lovesongs, und Devendra Banhart übt lieber einmal zu oft Druck auf die Tränendrüse aus als zu wenig. "Why is the moon so bright? / Why are you so nice?" singt er beispielsweise bei der zerbrechlichen Single-Auskopplung "Middle names", und ob dieser Flutwelle an Luft und Liebe bleibt dem Hörer oft nur ein unschlüssiges Schulterzucken. Übrigens: Der Mittelname von Herrn Banhart ist Obi, bezogen auf Vorzeige-Jedi Obi-Wan Kenobi. Außerdem gäbe es da noch namentliche Interferenzen mit einem karibischen Voodoo-Kult und einer großen Baumarktkette. Was Devendra Banhart dort wohl kaufen würde?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Middle names
- Theme for a Taiwanese woman in lime green
- Saturday night
Tracklist
- Middle names
- Good time Charlie
- Jon lends a hand
- Mara
- Fancy man
- Fig in leather
- Theme for a Taiwanese woman in lime green
- Souvenirs
- Mourners' dance
- Saturday night
- Linda
- Lucky
- Celebration
Im Forum kommentieren
sugar ray robinson
2016-09-30 21:52:59
1. März 2017 Berlin
2. März 2017 München
Der Räusperer
2016-09-14 22:15:54
Link führt zu Bastille *räusper*
Armin
2016-09-14 21:13:29
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Mixtape
2016-06-27 10:27:37
Das neue Album erscheint am 23.9 Ich bin gespannt, denn das letzte war sehr gut.
http://pitchfork.com/news/66351-devendra-banhart-announces-new-album-ape-in-pink-marble-shares-new-track-middle-names-listen/
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