Chris Pureka - Back in the ring
Haldern Pop / Rough TradeVÖ: 16.09.2016
Spiel mir das Lied von vorn
"Aaaadriaaaaaaaan!" Hopp Junge, jetzt zählts. Noch einmal zusammenraufen, Mundschutz rein und hoch auf die Bretter. Du musst dort hingehen, wo es wehtut, um erfolgreich zu sein. Am Ende wirst Du als Sieger hervorgehen. Die Story vom Stehaufmännchen ist älter als jeder "Rocky"-Film. Ob im Ring oder sonst wo im Leben, allzu häufig gilt es: hinfallen, aufstehen, Krone zurechtrücken, weitermachen. Auch für Nicht-Prinzessinnen hat diese Phrase Gültigkeit. Denn Chris Pureka ist nun wirklich alles andere als ein Püppchen. Die burschikose Amerikanerin macht Folk-Musik, die sich recht wenig um Aussehen und Konventionen schert. Nun ist die Dame mit ihrem vierten Studioalbum "Back in the ring."
In Zeiten, in denen weder Fiona Apple noch Leslie Feist wirklich aktiv Musik machen, muss sich der geneigte Musiksuchti Ersatz suchen. Irgendwo zwischen beiden Größen pendelt sich Pureka stimmlich ein, wobei die Musiklandschaft auf ihre Wurzeln nie wirklich verzichtet, obgleich E-Gitarren genauso selbstverständlich eingespielt werden – andere Nenngröße: Lady Lamb The Beekeeper. Trotzdem findet sich zum Beispiel fast in jedem Stück auf "Back in the ring" auch eine Slide-Gitarre. Der Titeltrack trägt eine unheimliche Schwere in sich, bleibt dabei aber optimistisch und motivierend, besingt genau das einleitend artikulierte Scheitern-Weitermachen-Thema. "Holy" wartet mit einen "Go west"-Motiv auf, und auch hier steht die Hoffnung auf ein gutes Ende im Fokus. Pureka zeichnet sich dabei nicht nur als stimmgewaltige Sängerin aus, sondern schafft auch ein wahnsinnig eingängiges Stück, das es mit dem Pop dennoch nicht übertreibt.
"Silent movie" ist der gewaltigste Titel der Platte: Eine hintergründige Basedrum leitet den trabenden Rhythmus an, während die Elektrische unverfroren durch die Prärie lärmt. Auch hier wieder ein sängerisches Ausrufezeichen, das eben an die bereits erwähnte Apple erinnert. Zweiteilig berichtet die lesbische Pescetarierin in "Crossfire I" und "Crossfire II" von den Widerständen und Kausalitäten der Wehrhaftigkeit. Im ersten Stück hat die Akustische das Zepter in der Hand, eine Orgel sorgt für die ferne Melodie. "Crossfire II" ist ungleich schwermütiger, fürchtet sich vorm Verlust. Die Musik ist zurückhaltender, wenngleich durch elektrische Verstärkung angefeuert. Am Ende setzt Pureka ein weiteres gesangliches Ausrufezeichen und stellt sich ihrer eigenen Verletzlichkeit: "One foot dangling off the edge, but oh, the dreams, oh those dreams / Oh, should have been saving up for years of drought / But all I can think is oh, how you've got me gone". Und so endet "Back in the ring" mit einem Scheitern. Aber nur, damit es wieder von vorn beginnen darf.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Back in the ring
- Holy
- Silent movie
- Crossfire II
Tracklist
- Back in the ring
- Holy
- Betting on the races
- Silent movie
- Blind man's waltz
- Bell jar
- Crossfire I
- Tinder
- Cabin fever
- Midwest
- Crossfire II
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Mehrmaligem
2016-11-11 00:36:37
Sollte das heißen
Nach mehrmaligen hören
2016-11-10 23:01:20
Groß
Armin
2016-09-07 21:20:57
Frisch rezensiert.
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- Chris Pureka - Back in the ring (3 Beiträge / Letzter am 11.11.2016 - 00:36 Uhr)