M.I.A. - A.I.M.

Interscope / Universal
VÖ: 09.09.2016
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Die Revolution frisst ihre Kinder

Wenn Mathangi Arulpragasam aka M.I.A. eines gut kann, ist es Staub aufwirbeln. Und sich als Opfer stilisieren. Und Widersprüche aushalten. So wurden in der Vergangenheit bereits ihr Ex-Lover und Vater ihres Kindes, der Millionenerbe Benjamin Bronfman, und ihr Major-Plattenlabel Ziel der Attacken der in London geborenen Künstlerin. Es ist ein Kunststück, diese finanziell gut gepolsterte Plattform zu nutzen, um sich darauf als Rebellin zu inszenieren. Glaubwürdigkeit verleihen ihr wiederum ihre tamilischen Wurzeln. Jüngst erregte sie Aufsehen, als sie die rhetorische Frage stellte, ob Beyoncé und Kendrick Lamar statt "Black lives matter" auch "Muslim lives matter" oder "Syrian lives matter" sagen würden. Zugleich kündigte sie an, dass das neue Album vorerst ihr letztes sein würde – allerdings sagte sie das auch schon bei "Matangi".

Diese Widersprüche, die die Sängerin in ihrem Auftreten zum Ausdruck bringt, finden sich auch auf ihrem fünften Album "A.I.M." wieder. Für "Go off" arbeitete sie mit DJ Skrillex zusammen, beim "Bird song" unterstützte sie wieder einmal Diplo und für die Single "Freedun" schaute schließlich Zayn, fame of One Direction, im Studio vorbei. Die Grundpfeiler ihres Sounds verschiebt M.I.A. keinen Millimeter, sie stehen fest verankert in Bhangra, HipHop, Dancehall, Dub und Dubstep. Es ist der Ghetto-Sound der Revolution, der weltweit funktioniert. Einige Widerhaken gibt es auf der Platte noch, wie die enervierenden Helium-Samples in "Go off" und "Bird song" sowie die Sirenenklänge in "Fly pirate". Vor allem die zweite Albumhälfte bietet für europäische Hörgewohnheiten genügend Stoff, sich wahlweise daran abzuarbeiten oder entnervt abzuschalten. Dieses Durcheinander, Übereinander und Miteinander verschiedener Sounds wirkt auch nach einer Hand voll Longplayern immer noch so reizüberflutend, wie die ersten Schritte auf dem Flughafen in einem fremden Kulturkreis. Auf der anderen Seite bietet die Scheibe zugängliches Radiofutter wie "Foreign friend" und das finale "Survivor", hört man bei "Finally" die gleichen global gültigen Versatzstücke wie bei Rihanna oder Beyoncé.

Nur ist diese Mischung und dieser Sound seit dem Debüt unverändert und was zu Zeiten von "Arular" frisch und aufregend klang, hat nun mitunter einen schalen Beigeschmack. Nein, schlecht ist das nicht, M.I.A., Diplo und Skrillex wissen genau, wie man einen Track produziert, damit der Fuß mindestens unwillkürlich mit wippt. Und es kann nie schlecht sein, das Schicksal von Menschen, die am Rand stehen – die Britin thematisiert dieses Mal vor allem die Flüchtlingsbewegung – zu beleuchten, doch auch hier tritt, ob es einem gefällt oder nicht, ein Gewöhnungseffekt ein. "A.I.M." könnte ein guter Abschluss für diese Schaffensphase sein, sollte die Sängerin es dieses Mal wahr machen mit der Pause. Es ist an der Zeit, bevor sich der Stil endgültig totläuft. Zeit für etwas Neues.

(Johannes Mihram)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Go off
  • Freedun (feat. Zayn)
  • Foreign friend (feat. Dexta Daps)

Tracklist

  1. Borders
  2. Go off
  3. Bird song (Blaqstarr remix)
  4. Jump in
  5. Freedun (feat. Zayn)
  6. Foreign friend (feat. Dexta Daps)
  7. Finally
  8. A.M.P. (All my people)
  9. Ali r u ok?
  10. Visa
  11. Fly pirate
  12. Survivor
Gesamtspielzeit: 39:49 min

Im Forum kommentieren

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2017-06-08 15:30:12

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Love is the answer

2017-06-08 01:55:06

Ach, M.I.A., die Nuller Jahre haben angerufen, sie möchten ihre Songs wiederhaben!

Felix H

2017-06-07 23:28:00- Newsbeitrag

Felix H

2016-09-11 20:51:37

Ich mag am meisten das (zumindest den regulären Teil) abschließende Trio aus "Visa", "Fly Pirate" und "Survivor". Da zeigt sie, dass sie es doch noch kann, die halten mit ihren besten Songs mit und haben gute Ideen. Davor sind mir ein paar belanglose Sachen zu viel.

refugees

2016-09-11 11:41:51

Ich denke mir dass das Fluechtlingsding bei ihr einfach ausgelutscht ist.

sie hätte das das ganze ja mal kritisch durchleuchten sollen. aber dann hätte pitchie wohl nie wieder über sie berichtet und sie wäre bei den indie-fans unten durch.

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