Wild Throne - Harvest of darkness
Roadrunner / WarnerVÖ: 09.09.2016
Schall und Rauch
Anhand des ersten Eindrucks könnte man meinen, Wild Throne seien eine wahnsinnig unkreative Band. Dieser 08/15-Metal-Bandname ist schon verdammt unvorteilhaft. War ihnen ihr ürsprünglicher Name Moniker Dog Shredder zu hart oder hat gar PETA hier interveniert? Zusätzlich heißt ihr Debüt "Harvest of darkness" – auch dies klingt wie mehrfach verwendet, mal bei Amon Amarth und Konsorten nachschauen. Und selbstverständlich fehlen sie nicht in den Songtiteln, die Standard-Klischees der Hartwurst: "blood", "shadow", "fear", "death". Check, check, check. Doch wie der Volksmund weiß: Namen sind Schall und Rauch. Zufälligerweise sind das auch die zwei Sachen, die beim Hören von "Harvest of darkness" entstehen – hier wird über die Spielzeit ordentlich Feuer gemacht. Möglicherweise sind Wild Throne nämlich auch einfach nur clever. Anstatt in die Titel stecken sie ihre Kreativität lieber in ihre Musik.
Die klangliche Referenz ist dabei auch weniger die befürchtete Eierkneifer-Metal-Variante, sondern eine recht passgenaue Kreuzung aus den energischen Momenten von The Mars Volta und der kontrollierten Kakophonie von The Blood Brothers. Das klingt in der Beschreibung anstrengender als es ist, denn als Geheimwaffe haben Wild Throne zusätzlich noch massig Popappeal am Start, was verhindert, dass hier der Overload an den Synapsen droht. Schlimm genug, dass "Harvest of darkness" eigentlich schon seit über einem Jahr erhältlich ist, jedoch erst zum jetzigen Zeitpunkt hierzulande eine standesgemäße Veröffentlichung erfährt. Wer die texanischen Gniedelkönige mal ohne das ganze Prog-Bimborium hören wollte, aber Antemasque zu eindimensional fand, der muss hier unbedingt zugreifen.
Was den Vergleich perfekt macht, ist zudem die verblüffende Ähnlichkeit des Organs von Sänger Josh Holland mit der Sirene von Cedric Bixler-Zavala. Wenn er in "Lone lust" die Stimme zu einem "It's been said..." anhebt, werden geübte Marsvoltaianer (un)freiwillig im Kopf den Satz mit "...long time ago" vervollständigen. Eine platte Kopie ist Holland jedoch bei weitem nicht, was er beispielsweise mit einem dramatisch geheulten "You're breaking my heart!" im Refrain des famosen "Blood maker" unter Beweis stellt. Die Klangfraktion dahinter muss sicher aber keineswegs verstecken. Wahnwitzig zwischen Suspensephasen, Prügelattacken und Powerchords hin- und herschwankend, bildet sie weit mehr als ein solides Fundament. Man ist dieses Jahr wohl noch nicht so wirkungsvoll überwältigt worden wie nach circa vier Minuten in "Death of a star", wenn die Überhitzung ihren Höhepunkt findet.
Mit unnötigem Scheiß wie Balladen oder Sanftmut geben sich Wild Throne kaum ab. Direkt die ersten vier Songs platzieren sich wie ein aggressiver Türsteher am Eingang der Platte. Gerade mal eine ganze Minute schwebendes Outro bekommt der schweißnasse Hörer außerdem am Ende spendiert, wenn "Trans" mit Galopp-Rhythmus Richtung Ausgang drängt. Und mit "The wrecking ball unchained" steht davor das Highlight der Platte: In martialisches Trommeln, zu welchem sich dezente Synthesizer gesellen, kracht eine gepflegte Soundwand hinein, die in einen Parforceritt erster Güte mündet. Hier passt immerhin die Abrissbirne aus dem Songtitel. Letzten Endes ist es aber vollkommen wurscht, wie das Kind heißt. Wenn "Harvest of darkness" nach knapp 55 Minuten Mathcore-Gebräu in höchster Qualität mit einem fertig ist, kann man sich sowieso erst mal an keine Namen erinnern.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Death of a star
- Blood maker
- The wrecking ball unchained
Tracklist
- Harvest of darkness
- Shadow deserts
- Fear yourself
- Lone lust
- Death of a star
- Blood maker
- I of the prism
- War is a romance
- Born to die
- The wrecking ball unchained
- Trans
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The MACHINA of God
2016-09-13 19:11:25
Immer noch geiles Album.
Felix H
2016-09-07 13:40:24
bei spotify steht aber 2015 als releasedatum.
Ja, gab wohl einen digitalen Release schon letztes Jahr. Am Freitag ist noch mal ein regulärer Deutschland-VÖ, was eine etwas blöde VÖ-Politik ist, aber was soll's.
Glubi
2016-09-07 12:52:15
scheiße ist das ein geiles album. der opener ist richtig geil und death of a star der beste song.
bei spotify steht aber 2015 als releasedatum.
The MACHINA of God
2016-08-31 22:20:55
Ja fett!
Armin
2016-08-31 21:24:22
Danke, verschoben.
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