Trentemøller - Fixion

In My Room / Rough Trade
VÖ: 16.09.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Bleibt alles Anders

"Die Clubzeiten sind vorbei", ließ sich Anders Trentemøller kürzlich in der Intro zitieren. Nachdem selbst in der House-Stadt Chicago darüber debattiert wird, ob man überhaupt von einer DJ-Kultur sprechen darf, die entsprechend finanziell gefördert werden muss, ist der Verlust von Trentemøller aus der Szene zu bedauern. Seine Begabung lag – und liegt – im Dualismus von E und U, Ernst und Unterhaltung. Von musiktheoretischem Sachverstand gezeichnet, können seine Songs im Club die völlige Verausgabung herbeiführen. Die Körperlichkeit und Agilität von Tracks wie "Sycamore feeling" oder "Gravity" liegt in seinem unnachahmlichen Gespür für Rhythmik und einer sinnlichen Melancholie begründet. Nun soll das neue Album "Fixion" eine Fortführung und Verdichtung der Ansätze sein, die sich Trentemøller 2013 auf "Lost" erarbeitet hat.

Auch das neue Album wartet größtenteils mit gesungenen Titeln – von jedoch nur noch drei Gastsängerinnen – auf. Neben der bereits verdienten Marie Fisker setzt Jehnny Beth von Savages im Besonderen mit dem Dark-Wave-Popsong "Complicated" Akzente (auch wenn es sich bedauerlicherweise nicht um ein avantgardistisches Avril-Lavigne-Cover handelt). Lisbet Fritze von Giana Factory veredelt zum Schluss die Shoegaze-Nummer "Where the shadows fall". Weiterhin auffällig ist, dass die Songs auf "Fixion" für Trentemøller-Verhältnisse besonders kurz geraten sind und sich ästhetisch konsequenter nach den Achtzigern richten: Das texturreiche "Never fade" verbindet diese mit den Errungenschaften des Trentemøller-Sounds. "Sinus" ist ungleich kühler, mechanischer und nervenaufreibender, ein letztlich charmanter Kniefall vor der Thereministin Dorit Chrysler. Auch sie ist für ihre nostalgische Melancholie und unheimlichen Zwischentönen in ihren Stücken bekannt – es kommt nicht von ungefähr, dass Trentemøller eng mit ihr zusammenarbeitet.

Der Verdichtungswille kennt mannigfaltige Auswüchse: "Redefine" ist zurückhaltender, repetitiver Cold Wave und mutet beim ersten Hören regelrecht banal an. Umso faszinierender ist die späte Einsicht über die strukturellen Gemeinsamkeiten mit der In-your-face-Nummer "Circuits". Wiederholungen werden auf "Fixion" offensiver denn je eingesetzt, was vermutlich auch auf die Kürze der Songs zurückzuführen ist – für komplexe Narrative aus "The last resort"-Zeiten fehlt fernab der Clubs schlichtweg die Zeit. Trentemøller weiß diesen Umstand für sich zu nutzen, indem er die Abweichung vom Trott zu seiner Kunstform erklärt. Somit erfüllt das Album genau das, was der Titel verspricht: "Fixion", Fiktion im Sinne einer Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und derer gleichzeitigen Ablehnung. So müde dieser Kalauer für Anders Trentemøller auch sein muss, so wahr ist er auch: Es bleibt alles Anders.

(Sohiel Partoshoar)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • River in me
  • Phoenicia
  • My conviction
  • Complicated

Tracklist

  1. One eye open
  2. Never fade
  3. Sinus
  4. River in me
  5. Phoenicia
  6. Redefine
  7. My conviction
  8. November
  9. Spinning
  10. Circuits
  11. Complicated
  12. Where the shadows fall
Gesamtspielzeit: 56:17 min

Im Forum kommentieren

MM13

2016-09-16 19:20:28

gewohnte,diesmal dezenter im hintergrund gehaltene düsternis und leichten 80er anleihen,wobei auch songs dabei sind die gut nach vorne gehen,hervorragende gastsängerinnen.in my confiction,river in me mal reinhören.

Armin

2016-08-31 21:08:53

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2016-05-20 13:07:09

Liebe MedienpartnerInnen,

das neue Trentemøller Album „Fixion“ wird am 16.09.2016 auf In My Room/ Rough Trade Distribution erscheinen,
die erste Single „River In Me“ (feat. Jehnny Beth von Savages ) erscheint am 24.06.2016,
erste Tour Termine sind nun bekannt gegeben:

17.09.16 France, Paris
18.09.16 UK, London
20.09.16 Netherlands, Amsterdam
21.09.16 Germany, Berlin
26.09.16 USA, New York
28.09.16 USA Los Angeles
*Venues werden demnächst bekannt gegeben*

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