Jeff The Brotherhood - Zone

Dine Alone / Universal
VÖ: 12.08.2016
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Unterflieger

Da meldet man sich beim ultimativen, allwöchentlichen Plattentests.de-Promo-Verteile-Bingo mal eben nichtsahnend für eine Band, von der man noch nie zuvor gehört hat. Muss ein Newcomer sein, ganz klar. Doch dann, bei der Recherche, der leicht peinliche Aha-Moment: Jeff The Brotherhood weisen tatsächlich ein bereits zehn Alben umfassendes Œvre auf. Klar, man kann auch als Musikredakteur nicht dauernd alles und jeden auf dem Schirm haben, aber so ein bisschen Schämen für die eigene Ignoranz ist schon angesagt, bevor es ans Schreiben der Rezension geht. Jeff The Brotherhood indes, genauer gesagt das Geschwisterduo Jake und Jamin Orrall aus Nashville, führen mit ihrer neuen Platte "Zone" ihre beinahe pausenlose Kreativorgie einfach fort – und begeistern nicht nur Punk-, Garage- und Grungefans.

Hört man nämlich einmal die Vorgänger von "Zone" an, angefangen beim Erstling "I like you" aus dem Jahr 2002, öffnet sich eine schier endlose Wundertüte verschiedener Stile, die die Orrall-Brüder da nur allzu gerne vermengen. Da wäre "Wasted on the dream", das irgendwie sehr nach Classic Rock klingt – mit dazu passendem 70s-Cover, Thin-Lizzy-Gedächtnis-Pitchshiftings und Jethro Tull als Flötencameo. Oder das von keinem Geringeren als Dan Auerbach produzierte, lo-fi-lastige "Hypnotic knights". Nicht zu vergessen auch ihre vorletzte Doppel-LP "Global chakra rhythms", eine psychedelische Tour de Force, bei der selbst Jim Morrison vor Staunen das Haschpfeifchen aus dem Mund gefallen wäre.

Für ihr neustes, hier vorliegendes Werk haben sie sich dagegen wieder – aber nicht nur – auf ihre Garage-Wurzeln besonnen und oszillieren wunderbar zwischen schrammelig-krakeligen Punkpassagen und ausufernden Fuzz-Orgien. So spielt "Energy" mit dem Kontrast aus schnell und langsam, laut und leise: Auf ein Anfangscrescendo folgt ein düster-hypnotischer Part, der an die frühen Black Rebel Motorcycle Club erinnert und zum Schluss noch einmal orgiastisch aufdreht. Die erste Single-Auskopplung "Punishment" ist dagegen rotziger gehalten und würde die Rüpelhipster von Black Lips wohl genauso verzücken wie das schnelle "Juice", das irgendwie auch ein bisschen nach Nerf Herder klingt, ohne den ausufernden Schwenk in Richtung Pop. Für das abgespaced-verkiffte "Roachin'" hat Jake das Mikro Alicia Bognanno von Bully, einer befreundeten Combo aus Nashville, überlassen, das Ergebnis kokettiert mit Wolf Alice und PJ Harvey.

Ein absolutes Highlight und für alle Weezer-Fans wohl ein Anlass, den gestreiften Pollunder wieder aus dem Schrank zu zerren ist dagegen die College-Punk-Hymne "Idiot", die so unverschämt eingängig ist, dass man sämtliche Freunde damit nerven muss. Das darauffolgende "Ox" ist eine willkommen-sanfte Verschnaufpause zwischen all den Schrammelgitarren, die bei "Bad", "Habit" (Wilco lassen grüßen), "Toasted" und dem gar stoner-lastigen "You" noch einmal ungebändigt von der Leine gelassen werden. Das wunderbar melancholische "Portugal" erinnert an Cat Power in der "Myra lee"-Phase, gönnt "Zone" schließlich einen ruhigen Abschluss und lässt die Versatilität der Gebrüder Orrall in Sachen Stilmix erneut aufblitzen. Auch wenn "Zone" eingefleischte Genre-Liebhaber sicher begeistern wird: Einfach nur eine Garage-Band sind Jeff The Brotherhood eben nicht. Und bei ihrer bisherigen Taktung kann es wohl nicht mehr lang dauern, bis Jake und Jamin wieder neue Songs in den Ether katapultieren. Aber dann hoffentlich nicht mehr unterhalb des Hype-Radars.

(Martina Bähring)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Energy
  • Punishment
  • Idiot
  • Habit

Tracklist

  1. Zone
  2. Energy
  3. Punishment
  4. Juice
  5. Roachin'
  6. Idiot
  7. Ox
  8. Bad
  9. Habit
  10. Toasted
  11. You
  12. Portugal
Gesamtspielzeit: 41:36 min

Im Forum kommentieren

meyhem

2016-10-06 19:41:16

gefällt mir immer besser

spielen übrigens bald bei uns in deutschland

zb 27.10 in köln

Dr. King Scholtz

2016-08-16 22:37:03

**grins**

wilson (ausgeloggt)

2016-08-16 00:41:52

*grins*

Dr. King Scholtz

2016-08-15 20:04:22

Großes Lob an die Rezensentin. Ich mag den Schreibstil. Nicht jede Review muss ein ablatschen von "Instrumente waren da, der Produzent hat mal rein geschaut und das wie jenes aus alten Tagen haben die gehuldigt." Dieses Review ist sympatisch, kommt einer guten Unterhaltung gleich und vergisst trotzdem den grandiosen Bogen zum ebenso großartigen Album nicht.

Ich war sogar noch viel überraschter, als ich mich vor einigen Tagen mit Jeff the Brotherhood beschäftigte. Ich lud die Handvoll Alben von Amazon, wobei Zone nicht mal das stärkste ist, gurkte an ein zwei Abenden noch alles Hitmaterial von Youtube ab und bin absolut begeistert. Ein ganz starke und höchst abwechslungsreiche Kombi.

Bester Tipp dieses Jahr. Danke an PT und die Schreiberin der tollen Review.

The MACHINA of God

2016-08-12 15:18:11

Hör grad den Opener des Vorgängers, klingt sehr interessant. Werde mal weiterhören.

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