Morgan Delt - Phase zero

Sub Pop / Cargo
VÖ: 26.08.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Sonnenversöhnung

Hierzulande ist das mit dem Sommer 2016, gelinde formuliert, durchwachsen. Aber all das Lamentieren und Jammern hilft nicht. Was hingegen hilft: Morgan Delt. "Phase zero" lässt die Sonne des kalifornischen Drogenhimmels aufgehen, bestrahlt grell und schrill, spült zurück in den Assoziationsstrudel des letzten Pilztrips, der zur Abwechslung mal gut endet. Die psychedelischen Synthies, die fiependen Retro-Digitalklänge, die klappenden Drums, die sich langsam überlappenden Gitarrenakkorde – auf seinem zweiten Album, dem ersten unter Sub Pop, echot es aus dem Dunstschleier der Flowerpower-Sechziger.

Dabei entzieht sich Delt in "I don't wanna see what's happening outside" erst einmal der Außenwelt. Für die Aufnahmen des Albums verbarrikadierte er sich auch alleine in seinem Topanga Canyon Studio. Er verliert sich in schwummrigen, schnoddrigen Fuzz-Gitarrenschlaufen, die sich meditativ wiederholen, bis er mit ihnen bricht und mit einigen schiefen Noten endet. Lange klangen Slacker nicht mehr derart markig. Sein "Sun powers" ist stringenter und erinnert in den übergehenden Harmonien an die Beatles der "Magical mystery tour".

Aus "Another person" pulsieren direkt Spacemen 3, dabei ist Delt bemüht, freundlicher, weicher und wärmer zu klingen und seinem Album eben das Helle und Optimistische zu verleihen, das den Britenim Heroinrausch häufig abhanden kam. "Age of the birdman" denkt in seinem musikalischen Auf und Ab, den Tempowechseln und der traurigen Klaviermelodie am Ende an die Osterinseln, wie sie ihren Palmenwald verloren hat und doch den Umweltkollaps abwenden konnte. "Phase zero" schleicht vor sich hin, verliert sich auch mal in Gedanken und Ideen, wie im zaghaften Drohnenlärm und den sanft geschlagenen Kesseltrommeln von "Escape capsule". "Mssr. monster" versucht sich dann noch schnell an indischer Atmosphäre, exklusive Zither, dafür mit einigen E-Gitarren.

Morgan Delt beschwört den Sommer mit seinen zehn Songs. Die große Innovation bleibt aus. Was ihn hingegen von den Temples oder frühen Tame Impala unterscheidet: Seine Songs wagen mehr, sind freier von Strukturen und laborieren, ohne dabei befremdlich zu werden. Dass er nicht verschleiern kann, von wem die Ideen stammen und wie intensiv er sich in die psychedelischen Sechziger reingehört hat, schmälert nicht, wie grundsolide "Phase zero" im Jetzt steht. Denn draußen regnet es wieder, "Some sunsick day" weiß das, es klimpert eine Melodie am Monophon, die ebenso gut von Franco Micalizzi stammen könnte, der viel für Filme mit Bud Spencer und Terence Hill komponierte. Und ja, das versöhnt enorm.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I don't wanna see what's happening outside
  • Another person
  • Some sunsick day

Tracklist

  1. I don't wanna see what's happening outside
  2. The system of 1000 lies
  3. Another person
  4. Sun powers
  5. The age of the birdman
  6. Mssr. monster
  7. A gun appears
  8. The lowest of the low
  9. Escape capsule
  10. Some sunsick day
Gesamtspielzeit: 39:17 min

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Jennifer

2016-08-10 21:19:23

Frisch rezensiert.
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