Alin Coen Band - Alles was ich hab - Live

Pflanz Einen Baum / Rough Trade
VÖ: 26.08.2016
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Eine nahezu perfekte Band

Die Alin Coen Band ist eine nahezu perfekte Band. Die Frontfrau wird häufig als charismatisch bezeichnet, was eigentlich nichtssagend ist, auch weil sie sich eher vornehm zurücknimmt. Ihre Mitstreiter sind versiert an den Instrumenten, das aber nicht mit diesem Matthew-Bellamy-Minderwertigkeitskomplex, dass zu jedem Moment gezeigt werden muss, was man drauf hat. Wann immer dieser Hamburg-Weimar-Trupp auf einer Bühne steht, mal einer größeren, häufig einer schnuckeligen, umarmt er sein Publikum. Auch das ist keine Phrase, denn nach dem Konzert wird so viel geschmust wie währenddessen. Dieser melancholische, sanfte Folkpop soll wohl trösten und für einen kurzen Moment zeigen, dass die Welt gar nicht so kaputt ist. Dabei richtet die Band nur den Fokus neu aus, hin zu Mir und Dir bzw. Ihr und Ihm.

Die Alin Coen Band ist eine nahezu perfekte Band. Sie singt über Beziehungen, deren Ende und Neuanfang. Nur winden sich diese Klänge nicht in irgendwelchem Schmerz, vielmehr verstreuen sie überall ihre Hoffnungsfunken, bis alles schimmert. Die gefühligen Songtexte betören Menschen, die Julia Engelmann hochpoetisch finden und gefallen dem "Aspekte"-Publikum, weil eben doch nicht alles mies ist in der deutschen Poplandschaft. Die Alin Coen Band kann für jeden das sein oder bedeuten, was soeben gebraucht wird. "Alles was ich hab - Live" fasst zusammen, wie die Band von kleineren Bühnen aus streichelt. Mal wird Jazz in "Wer bist Du?" eingesprenkelt, in "Disconnected" färben zurückhaltende Synthesizer-Experimente, in "Hol mich ein" erbauen die Gitarren. Nichts lässt an diesen zarten Songs aufschrecken, nichts wirkt an den Arrangements unpassend oder stümperhaft. Es ist eine beinahe lehrbuchhafte Formel des Liedermachens. Die funktioniert über Ähnlichkeit und Unaufdringlichkeit. Und das Dauerthema ums Finden von Quasisynonymbeziehungen.

Die Alin Coen Band ist eine nahezu perfekte Band. Und das macht sie langweilig. Ihre Konzertschau ist monoton und dümpelt spannungslos vor sich hin. Die Aufnahmen klingen breiig, die Instrumente sind schwer voneinander zu trennen, gerade in "The ones". Oder es scheppert ein störender Schallraum in "Einer will immer mehr", der fragen lässt, wer hier nachgemischt hat. Höhen klingen bei Coens Stimme in dieser Abmischung unangenehm spitz. Auch möchte man ihr zurufen, eben nicht so fehlerfrei zu singen, mal ins Mikrofon zu schreien, mal Mensch zu sein. Weil sonst nichts passiert, die Band maschinenhaft routiniert herunterspielt. Das Publikum klatscht hingegen euphorisch. Am Ende des letzten Songs wurde noch eine Minute Applaus angehängt, wie um zu zeigen, dass eben jeder Alin Coen mag oder mögen kann.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Wer bist Du?
  • Rifles

Tracklist

  1. Wer bist Du?
  2. Hold
  3. High expectation
  4. Disconnected
  5. Rifles
  6. Wolken
  7. Andere Hände
  8. The ones
  9. Einer will immer mehr
  10. Hol mich ein
  11. Ich war hier
  12. Alles was ich hab
  13. Festhalten
  14. Das letzte Lied
Gesamtspielzeit: 58:08 min

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oliver

2016-08-17 19:12:04

platte kriegt bei euch ne 5/10? klare empfehlung für mich!

Jennifer

2016-08-10 21:18:13

Frisch rezensiert.
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