Steven Tyler - We're all somebody from somewhere

Universal
VÖ: 15.07.2016
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Tyler Swift

Aerosmith gehen ja eigentlich immer, und beinahe jeder von uns hat schon einmal zu "Crying", "Crazy" oder im stark alkoholisierten Zustand auch mal zu "Dude (Looks like a lady)" mitgegrölt. Einer der Gründe dafür ist – neben Joe Perrys genialen Riffs – vor allem Steven Tylers großartiges Organ, das von einem sonoren Knurren zu einem hysterisch männlichen Fauchen die ganze Bandbreite der menschlichen Stimme so fulminant abfeiern kann, dass man direkt lässig über die nächste Landstraße heizen möchte. Jetzt hat der Mann mit dem wohl breitesten Mund des Rock'n'Roll eine Soloplatte herausgebracht, die sich vom Rock in Richtung Country verabschiedet – und dabei leider auf halben Weg stecken bleibt.

Dabei startet "We're all somebody from somewhere" noch ganz gediegen mit dem schmachtenden "My own worst enemy“, das als nette Country-Pop-Ballade durchgeht. Der darauffolgende Titeltrack greift aber direkt ins Klo, respektive die Country-Klischeekiste. Nervige Melismen, zu dick aufgetragene Bläser und aneinandergereihte Symbole der Americanness, insbesondere aus dem Essensbereich ("cheap brown whisky", "cornbread", "black eyed peas", um nur ein paar zu nennen) – Profiprolet Kid Rock hätte seinen Spaß an der heillos überproduzierten Chose. Genau wie an dem merkwürdig patriotischen "Red, white & you". Auch "Hold on (Won't let go)", das an sich okay wäre, fällt direkt in den Produktionssumpf, Tylers Stimme wird bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Schade, denn immerhin zeigt sich kein geringerer als T-Bone Burnett für die Produktion verantwortlich, die derzeit wohl größte Autorität in Sachen Americana, der wir unter anderem den großartigen "True detective"-Soundtrack zu verdanken haben.

Bei Tylers Soloexperiment scheint dem guten Burnett aber statt Genre-Titanen wie Townes Van Zandt, Lyle Lovett oder Dave Van Ronk eher das Frühwerk von Taylor Swift im Kopf herumgegeistert zu sein. "I make my own sunshine" ist an Seichtigkeit kaum zu überbieten und erinnert an "Begin again" des Country-to-Pop-Sternchens. Danach weiterhin jede Menge Mandolinen-Geheul, Standard-Melodien und mal ein paar eingestreute Verlegenheits-Riffs. Einzig das rockige "The good, the bad, the ugly & me" erinnert angenehm an den Sound von Aerosmith und gibt Tyler endlich wieder die Möglichkeit, seine Stimme sinnstiftend einzusetzen. Das tut er auch in der schräg-minimalistischen Coverversion von "Janie's got a gun" und Janis Joplins Klassiker "Piece of my heart", bei dem aber mal wieder die Produktion jeglichen Charme plattwalzt.

Vielleicht hätte Joe Perry – dem wir an dieser Stelle eine baldige Genesung wünschen – Steven mal bei einem Gläschen Whisky beiseite nehmen und von seinem Solovorhaben abbringen sollen. "Steven – wir machen das doch jetzt schon seit 37 Jahren zusammen, läuft doch eigentlich ganz knorke. Selbst Keith hat mit seiner Solokiste nicht so richtig überzeugen können... Und Country-Pop? Ich weiß, Du wärst gern so erfolgreich wie diese Taylor, aber das is' doch so 2009. Komm, wir gehen jetzt eine ordentliche Rockplatte aufnehmen." Schade, dass Joe an dem Abend offenbar etwas Besseres vorhatte.

(Martina Bähring)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • My own worst enemy
  • The good, the bad, the ugly & me
  • Janie's got a gun

Tracklist

  1. My own worst enemy
  2. We're all somebody from somewhere
  3. Hold on (Won't let go)
  4. It ain't easy
  5. Love is your name
  6. I make my own sunshine
  7. Gypsy girl
  8. Somebody new
  9. Only heaven
  10. The good, the bad, the ugly & me
  11. Red, white & you
  12. Sweet Louisiana
  13. What am I doin' right?
  14. Janie's got a gun
  15. Piece of my heart
Gesamtspielzeit: 54:29 min

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Armin

2016-08-02 21:36:46

Frisch rezensiert.

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