
MaidaVale - Tales of the wicked West
The Sign / CargoVÖ: 05.08.2016
Bessere Pille
Als schwedische Bluesrock-Band mit Frauenstimme muss man sich ja fast zwingend den Vergleich mit Blues Pills gefallen lassen, die seit ein paar Jahren die großen und kleinen Hallen Europas mit ihren psychedelisch-souligen Nummern aufmischen. Dabei müssen MaidaVale, die vierköpfige Mädelstruppe aus Fårösund, die sich nach den legendären BBC-Studios benannt haben, sich wirklich nicht vor diesem Vergleich verstecken. Ihr Debüt "Tales of the wicked West", natürlich stilecht mit Sechzigerjahre-Retrocover, orgelt sich nämlich ziemlich gekonnt in die Ohren und Herzen der Bluesrock-Gemeinde.
Dabei kommen die Songs auf gepflegt dicken Gitarrenbrettern daher und bieten ordentlich Mitzappel-Potenzial. Wie das schnelle "Colour blind", das ein bisschen Black Sabbath beschwört und gerade so viel Cowbell hat, dass es auch Christopher Walken glücklich machen dürfte. Oder das groovig-schwere "Dirty war", das sich durchaus mit Rival Sons, The Temperance Movement und Co. messen kann und im Hendrix-mäßigen Solo ganz legitim zum Luftgitarrespielen animiert. Dazwischen auch ruhigere Tracks wie "Restless wanderer", das mit seinem simpel-sägenden Riff schön an "Thickfreakness" von den Black Keys erinnert und vom schunkeligen "Standby swing" abgelöst wird.
Sängerin Mathilda Roth, die stellenweise mit der aggressiven Bestimmtheit einer Jehnny Beth von Savages aufwartet und erfrischenderweise nicht in den üblich öligen Stimm-Manierismus vieler Genrekollegen verfällt, gibt den Songs mit leicht verzerrter Stimme den nötigen Lo-Fi-Touch. Einzig im Schlusssong "Heaven and Earth" ist sie nicht zu hören – das macht aber nichts, denn das zehn Minuten dauernde Stück ist so wunderschön melancholisch wie atmosphärisch, dass es auch dem kritischsten Pink-Floyd-Fan eine Delay-Gänsehaut über den Körper jagen dürfte. Die perfekte Filmszene zu dem Song wäre wohl eine alter schwarzer Chevy, über den die staubigen Winde Nevadas wehen, kurz nachdem der sich darin befindliche Held des Films sein tragisches Ende in der Wüste gefunden hat. An Verzerrer und Pathos à la Neil Youngs "Guitar solo 5" haben die vier bei diesem grandiosen Schlusspunkt jedenfalls nicht gespart.
Wer immer noch standhaft behauptet, Bluesrock wäre ein "Altherren"-Genre, dürfte durch die vier Mädels von MaidaVale eines Besseren belehrt werden. So gar nicht altbacken und doch voller Respekt vor den Genre-Größen schickt sich "Tales of the wicked West" an, der heimliche Gewinner unter den diesjährigen Bluesrock-Veröffentlichungen zu werden. Auf dass die Schwedinnen demnächst auch hierzulande die Konzerthallen füllen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Dirty war
- Restless wanderer
- Heaven and Earth
Tracklist
- (If you want the smoke) Be the fire
- Colour blind
- The greatest story ever told
- Truth / Lies
- Dirty war
- Restless wanderer
- Standby swing
- Find what you love and let it kill you
- Heaven and Earth
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Arbeiter
2018-01-13 17:57:38
interessant, die muss ich mir mal zur Gänze anhören
Der Finne
2017-05-06 13:58:40
Ich habe sie lim April 2017 live in Oldenburg gesehen und es war der absolute Hammer.Die Lp ist wirklich genial und bekommt von mir eine glatte 1O
PsyKA
2016-08-03 11:37:39
11. August - PSYKA UNDERGROUND EXPERIENCE: MAIDAVALE [SE] & FUDDGE [DE] @P8, Karlsruhe
http://psyka.de/event/110816
https://www.facebook.com/events/262184120810685
Armin
2016-07-21 21:35:54
Frisch rezensiert.
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