
MSTRKRFT - Operator
Last Gang / RSK / SoulfoodVÖ: 22.07.2016
Krach und Ach
Man ist ja einiges gewohnt von den Dance-Punks MSTRKRFT. Mutwillig trashige, wiewohl unterhaltsame Videos mit knallbuntem Seventies-Disco-Content, Artworks, auf denen die "Fist of God" aus Schenkeln und Ärschen besteht, dermaßen scharf angespitztes elektronisches Donnerwetter, dass die Tracks auch für alle verständlich sind, denen Worte und vor allem Beats und Bässe nicht deutlich genug sein können. Dass Jesse F. Keeler und Al Puodziukas auf dem Cover ihres ersten Longplayers seit rund sieben Jahren nun in voller Kampfmontur posieren und außerdem zu Protokoll geben, sie hätten sich in der Zwischenzeit verstärkt in Militär-Webforen herumgetrieben, will ob der von jeher breitmäuligen Rocker-Attitüde des Duos also nicht verwundern. Schließlich macht Keeler nach wie vor auch bei Death From Above 1979 Radau. Und auch auf dem dritten MSTRKRFT-Album schauen er und Puodziukas kaum einmal nach rechts oder links, sondern wie im Clip zu "Party line" hauptsächlich auf die Knöpfe ihrer Geräte.
Aber ach: Wenn das eine Party sein soll, findet sie in der gleichen Hexenküche statt, wo Aphex Twin einst sein skurriles Säureattentat "Come to daddy" verübte. Post-Hardcore-Veteran Ian Svenonius von Nation Of Ulysses streut dazu angewiderte Schlagworte ins Getümmel und steht bis zu den Oberschenkeln in Distortion und Magengruben-Noise – und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis sich der Track aus diesem nahezu undurchdringlichen Soundmorast herausgearbeitet hat. Respekt für Konsequenz und Unerbittlichkeit – aber eine Single mit diesem akustischen Faustschlag würde man dann doch irgendwie nicht haben wollen. Eine bessere gibt "Runaway" ab, das sich noch am ehesten dem auf den Punkt gebrachten Debüt "The looks" annähert, obwohl es dort kaum Land gesehen hätte. Eine blökende Sequenz planiert jegliche Subtilität, doch wenigstens Vokalist Jonathan Bates von Big Black Delta erhält die Illusion aufrecht, man könne sich gerade theoretisch auch auf einer Daft-Punk-Platte befinden. Nicht auf der besten, versteht sich.
Womit es ohnehin schnell vorbei ist, sobald "Little red hen" zu verwildertem House-Uptempo panisch durch die Szenerie flattert – auf einer Sorte Acid, die Josh Wink seinerzeit vermutlich gerne für "Higher state of consciousness" gehabt hätte. Vielleicht ist das hyperaktive Federvieh aber auch schon einen Kopf kürzer gemacht worden – also schnell die Rübe einziehen, um bei "Death in the Gulf stream" nicht vom der "Psycho"-Filmmusik nachempfundenen Streicher-Stakkato erwischt zu werden. Da wirkt ein Titel wie "World peace" spätestens dann wie der reine Hohn, wenn MSTRKRFT zum Schluss mit "Go on without me" einen monströsen Batzen Death-Industrial auffahren. Die Gitarren aus dem Maschinenpark zürnen metallisch, die Drops sind nicht nur sauer, sondern fuchsteufelswild, Converges Jacob Bannon spuckt Gift und Galle. Musik aus der Hölle – und dennoch der beste Track eines Albums, auf dem es leider kaum gute Tracks gibt. Immerhin bleiben sich Keeler und Puodziukas auch im Scheitern treu: Sie tun es krachend.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Runaway
- Go on without me
Tracklist
- Wrong glass Sir
- Runaway
- Little red hen
- Priceless
- Playing with itself
- Party line
- Death in the Gulf stream
- World peace
- Morning of the hunt
- Go on without me
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Niko
2016-08-03 00:14:48
Auf jeden Fall nicht so schlimm, wie geschrieben. Allerdings schon ein wenig anstrengend :)
Armin
2016-07-21 21:36:10
Frisch rezensiert.
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