The Game - Streets of Compton

Cash Mashine / SPV
VÖ: 17.06.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

For the homies

Das hatte sich The Game sicher anders vorgestellt. Gerade hat A&E seine Mini-Serie "Streets of Compton" ausgestrahlt, da bricht in den Staaten das Chaos aus: In Dallas werden bei einem Protestzug gegen Polizeigewalt fünf Beamten von einem Heckenschützen ermordet. In der dreiteiligen Doku steht freilich auch die Polizeigewalt im Fokus, der Fall Rodney King, die anschließenden Ausschreitungen. Statt aber eine einseitige Sicht zu präsentieren, lässt The Game auch weiße Polizisten zu Wort kommen, setzt auf Dialog, spricht selbst kluge Worte: "Ich würde Compton wünschen, alle Waffen würden von hier verbannt." Und dann das. Natürlich ist Dallas einige hunderte Kilometer von Compton entfernt, aber die Stimmung im ganzen Land ist angespannter denn je, Compton und der ganze Großraum Los Angeles ohnehin ein Pulverfass. The Game bemüht sich um Schadensbegrenzung, zusammen mit Snoop Dogg wird er vom Polizeichef von L.A. empfangen, gemeinsam geben sie eine Pressekonferenz. Auch hier die Message: Sprecht miteinander, statt zu schießen.

In der Vergangenheit war The Game eher nicht politisch in Erscheinung getreten, doch er hat sich gewandelt. Zu seiner Doku erscheint der gleichnamige Soundtrack "Streets of Compton", dessen Titel einerseits dem Bildmaterial die musikalische Unterfütterung liefern, das andererseits aber auch alleinstehend ein bedeutungsvolles HipHop-Album geworden ist. Komprimiert auf eine gute halbe Stunde und elf Titel ist die Platte verhältnismäßig kurz geraten, aber gerade das eröffnet neue Ausmaße der Durchschaubarkeit einzelner Tracks sowie des Gesamtzusammenhangs. Die Themen in der Serie wie auf dem Album sind zahlreich: Einerseits wird da nostalgisch zurückgeschaut, wie etwa in der Never-forget-where-you-came-from-Hymne "Support Compton (feat. J3 & Psycho)", die oldschoolig mit verzerrtem Kinderchor in Single Time an die Wurzeln erinnert, andererseits gehen aggressivere Tracks wie "Gang signs" auf die Geschichte Comptons ein. Die Bandenthematik ist The Game als ehemaligem Bloods-Mitglied dabei alles andere als fremd.

"Hit the news" hat ähnliche Bezüge und zeigt, dass sich The Game, anders als viele andere aus dem Milieu, tatsächlich emanzipiert hat. Zwischen abstrahierten Sirenen, Piano und Fingersnip-Beat prangert er jene Gangster-Romantik an, die viele Rapper weiterhin vor sich hertragen. Schließlich kennt dieses "Spiel" keine Gewinner: "You win some and you lose some, nigga." Der Satz ist so bezeichnend. Dennoch dürfen Bling-Bling und Bitches nicht fehlen. In "Unfollow me bitch (feat. Problem)" öffnet der Rapper die dicke Hose, lässt die Hook singen. Rap-technisch steht "The chronic (feat. AD & AV)" – der Track entfaltet seine unglaubliche Dynamik im letzten Drittel durch schnelle Raps und harte Reime. Den Schlusspunkt setzt "For the homies (feat. Micah & Payso)" und stellt eingangs formulierte Ideen wieder in den Fokus. Mit leisen Lyrics berichtet The Game von Erinnerungen und Erlebnissen und ruft zur Verbrüderung auf. Mit Kendrick Lamar hatte Compton sein Sprachrohr der letzten Jahre gefunden. Dass sich The Game plötzlich neben ihm positionieren würde, war so nicht zu erwarten, ist aber gleichsam ein Grund zur Freude. Eine Empfehlung für die Doku ist unbedingt auszusprechen. Für das Album gilt das genauso.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Support Compton (feat. J3 & Payso)
  • Gang signs
  • For the homies (feat. Micah & Payso)

Tracklist

  1. Support Compton (feat. J3 & Payso)
  2. Roped off (feat. Problem & Boogie)
  3. Hit the news
  4. Bullshit
  5. Can't wait
  6. Gang signs
  7. Unfollow me bitch (feat. Problem)
  8. The chronic (feat. AD & AV)
  9. Like me
  10. Death row chain
  11. For the homies (feat. Micah & Payso)
Gesamtspielzeit: 36:09 min

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Armin

2016-07-13 20:44:58

Frisch rezensiert.

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