Nonkeen - Oddments of the gamble
R&S / Al!veVÖ: 15.07.2016
Aber- und Streberwitz
Über einhundert Stunden Material sollen die drei Freunde von Nonkeen über die letzten Jahrzehnte zusammengesammelt haben. Angesichts dieses Umfangs lässt es sich kaum glauben, dass die Stücke auf "Oddments of the gamble" – dem Titel nach – nur Überbleibsel zum bereits in diesem Frühjahr 2016 erschienenen "The gamble" sind. Und auch wenn die 13 neuen Tracks aus den gleichen Aufnahmesessions des Debütalbums stammen, vermittelt der Nachfolger trotz vertrautem Sound eine neuartige Stimmung.
Während sich auf die Gesamtheit der Stücke auf "The gamble" zumeist ein mittelschwerer Schleier legte, beginnt "Kassettenkarrussell", mit seinen vielen Doppelkonsonanten, aufgekratzter. Der eingestreute Applaus und das Publikumsgetöse scheinen die Formation um Nils Frahm, Frederic Gmeiner und Sebastian Singwald regelrecht euphorisch anzufeuern. "Told and small" ist ebenso deutlich hektischer als die Grundstimmung des vorangegangen Albums und mit nicht einmal siebzig Sekunden schon zügig wieder vorbei. Aber auch wenn sich "Oddments of the gamble" zuweilen als Skizzenbuch gebärdet, gibt es keinen Grund zur Sorge, dass man es fortan nur mit nicht ausformulierten Fingerübungen des Trios zu tun hat.
Nonkeen schaffen es erneut spielend, Launen und klingende Umgebungen für sie selbst und ihre Hörer zu erzeugen. "Glow" ist das Herzstück in der Mitte des Albums und lässt mit seinem Nachhall alle Töne und Beats zusammenfließen. Es ist aber auch Energiespender, der exemplarisch für die vitale und feine Verschiebung von Ambient zu Jazz im Vergleich zum Vorgänger steht. Das Schlagzeugspiel nimmt dabei eine deutlich proaktivere Rolle ein. So belebt es in der Vorabsingle "Diving platform" nach mildem Beginn impulsiv das Geschehen, genau wie im flatterhaften "The journey of Hello Peter", welches bis dahin vor allem vom Bass spazieren geführt wird. In "World air" stochert das Schlagwerk durch die aufgetürmte Soundwand und in "Obviously algebra" scheppert es sich gar durch den Track und bewegt Füße und Kopf gleichermaßen. "Copy of crazy" ist dann gänzlich Entwurf einer perkussiven Ideenwelt.
Nonkeen haben ihre Spielfreude und ihren Aberwitz auf "Oddments of the gamble" noch ein wenig mehr auf Platte kultivieren können. Selbst die Titel der Stücke lesen sich als gewisser Hang zum Streberwitz. So ist "People in Dresden out for a walk – Reisegenuss" nicht mehr als ein paar Takte Marsch-Trommeln. Dafür überlagern sich im anschließenden "Happy Juno" schon wieder dicke Synthie-Fanfaren zum ohnehin warmen Klang, den die freundschaftlich verbundene Formation, auch auf ihrem zweiten Album – trotz oder wegen ständiger Jam- und Laborbedingungen – zu keiner Zeit verliert.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Kassettenkarussell
- Diving platform
- Glow
Tracklist
- Kassettenkarussell
- Told and small
- The journey of Hello Peter
- Diving platform
- People in Dresden out for a walk – Reisegenuss
- Happy Juno
- Back and forth
- Glow
- World air
- Obviously algebra
- Copy of crazy
- The monkey in the machine
- Schwertfisch
Im Forum kommentieren
Armin
2016-07-05 21:08:29
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Nonkeen - Oddments of the gamble (1 Beiträge / Letzter am 05.07.2016 - 21:08 Uhr)
- Nonkeen - The gamble (1 Beiträge / Letzter am 27.01.2016 - 21:13 Uhr)