The Hotelier - Goodness

Tiny Engines / H'Art
VÖ: 10.06.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Diese verdammten Hippies!

Seitenblättern. Eine Stimme äußert gleichgültig die Worte: "We sit and we talk / Not of much but of little / I see the moon and the moon sees me / I would smile, but it would be meaningless / I wouldn't want it to be." Weiteres Umblättern. Der Sprecher hat noch weitaus mehr zu sagen, auch wenn seine Emotionen das genaue Gegenteil andeuten. Ein Gedicht als Einstieg? The Hoteliers drittes Album könnte ruhiger nicht beginnen. Damit steht zwar auch wie zum Beginn des Vorgängers "Home, like noplace is there" die Stimme von Christian Holden im Vordergrund – befindet sich dabei jedoch mit dem Spoken-Word-Intro am komplett anderen Ende der Gefühlsregungsskala.

Erst danach nimmt "Goodness" an Fahrt auf. Unvermittelt wird klar: Wir befinden uns wieder in der gefühlsduseligen Welt des Post-Irgendwas-Cores, die in diesem Fall nahezu komplett auf Schreiausbrüche verzichtet und dennoch mindestens genauso tief in die Gefühlsadern schneidet. Im Gegensatz zu früher setzen The Hotelier nun verstärkt darauf, sich selbst, aber auch dem Hörer Luft zum Atmen zu geben. Das wird insbesondere durch die nach Koordinaten benannten Zwischenstücke deutlich, die fast schon als akustischer Ambient durchgehen. Sie verweisen auf Orte an der amerikanischen Ostküste, wo Teile des Albums entstanden sind.

The Hotelier erreichen nach genau diesen kurzen Verschnaufpausen auf "Goodness" stets ihre intensivsten Momente. "Two deliverances" beispielsweise verkörpert die teilweise gemächliche, dennoch leidenschaftliche Grundausrichtung in Perfektion. "Soft animal" wiederum reißt spätestens mit dem Aufruf "Make me feel alive / Make me believe that all my selves align" jegliche Körperbehaarung gen Horizont. Die packendsten zehn Sekunden, die das Postcore-Jahr bisher zu bieten hat, woran der integrierte Mini-Chor nicht unbeteiligt ist. Mit "Fear of good" folgt gegen Ende dann sogar eine lupenreine Pianoballade, bevor die Auf- und Abfahrt mit "End of reel" und einem Caspian-ähnlichen Schlusspart endet.

The Hotelier klingen dennoch insgesamt nicht mehr ganz so ungestüm wie auf "Home, like noplace is there", das sich in seiner Wirkungskraft nur ganz knapp hinter "The devil and God are raging inside me" von Brand New verstecken muss. Zu dieser neu gewonnenen, partiellen Gelassenheit passt auch das Cover, auf dem fünf Damen und drei Herren im besten Nudistenalter freudestrahlend auf einer verlassenen Wiese das Wort "Hippie-Kommune" personifizieren. Der klangliche Bruch fällt nicht so weitreichend aus wie bei den Genreverwandten Pianos Become The Teeth oder Title Fight – macht sich aber dennoch deutlich bemerkbar. Vielleicht hätten mehr Spoken-Word-Anteile auch für mehr Tiefgang gesorgt, wie es beispielsweise Hotel Books in diesem Jahr deutlich gemacht haben. So wirken The Hotelier fast schon aufgeräumt, was für den Moment überraschend kommt. Und ihnen bestens steht.

(Christian Laude)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Goodness part 2
  • Two deliverances
  • Soft animal

Tracklist

  1. N 43° 59' 38.927" W 71° 23' 45.27''
  2. Goodness part 2
  3. Piano player
  4. N 43° 33' 55.676" W 72° 45' 11.914"
  5. Two deliverances
  6. Settle the scar
  7. Opening mail for my grandmother
  8. N 42° 6' 3.001" W 71° 55' 3.295"
  9. Soft animal
  10. Sun
  11. You in this light
  12. Fear of good
  13. End of reel
Gesamtspielzeit: 47:24 min

Im Forum kommentieren

Euroboy

2024-01-07 15:43:32

Schön zu hören das die Band noch aktiv ist. Neue Platte und Europatour wäre klasse.

Die "Goodness" ist immer noch supertoll.

saihttam

2024-01-07 14:34:39

Oh was?! Ich dachte die Band gäbe es gar nicht mehr. Ein Konzert in Europa wäre natürlich fantastisch. Und ein neues Album noch viel mehr. Goodness steht immer noch sehr hoch im Kurs. Höre es gerade wieder mit Freude.

Kai

2023-06-22 19:44:04

Sind im Herbst mit Foxing auf US Tour. Chancen standen schon schlechter für eine EU Tour

Enrico Palazzo

2023-06-22 19:04:03

https://youtu.be/7KmGsm5EY1w

Wie schön ist denn DAS bitte? :)

Ich hoffe, die Band macht nochmal was und kommt auf Tour nach D - Goodness ist immer noch eines meiner liebsten Alben der 2010er, ich finde es wunderschön!

Kai

2022-08-21 16:29:16

Gibt auf JPC den Repress auf 2x12"LP mit 45rpm....
Für 40€ sicher nicht günstig aber vielleicht will der ein oder andere doch zugreifen. Zumindest spart man sich die Importgebühren.

Zum Album hat es oben jemand schonmal ganz treffend gesagt:
"Die 7/10 hier ist mindestens ein Punkt zu wenig."

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