Amber Arcades - Fading lines

Heavenly / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 03.06.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Sommerzeit Traurigkeit

Wird Musik aus den Niederlanden generell unterschätzt? Jedenfalls ist unser Nachbarland bei uns noch nicht, wie etwa Schweden, dafür bekannt, immer wieder guten, musikalischen Output zu liefern. Amber Arcades ist aber mal wieder ein Positivbeispiel von zauberhaften Klängen von nebenan.

Annelotte de Graaf ist keine hauptberufliche Musikerin, tagsüber arbeitet sie in der Landesregierung und kennt die Problematik, mit der aufstrebende Indiebands zu kämpfen haben. "Die Zeiten haben sich geändert", erzählt sie in einem Interview. "Newcomer-Bands brauchen auch einen festen, alltäglichen Job." Bei der Produktion des Debütalbums "Fading lines" ihres Projekts Amber Arcades ging die Blondine auf Risiko und bezahlte diese aus der eigenen Tasche. Mit einer Hand voll selbst komponierter Songs ging es dann mit Produzent Ben Greenberg ins Studio.

Das Resultat dieser Zusammenarbeit klingt so, wie das Albumcover aussieht: irgendwie träumerisch verschwommen mit einem nicht ganz klarem Fokus. Letzterer könnte der zarte Gesang der 28-Jährigen sein, oder aber die abwechselnden Gitarren- und Mandolinenakkorde, welche sie scheinbar wahllos in den Raum wirft. De Graaf hüllt ihren federleichter Surfpop in Lo-Fi und gibt sich größte Mühe, diesen Effekt nicht allzu sehr auszureizen. Songs wie "Right now" verleiht das nicht nur eine Distanz, sondern auch eine angenehme Melancholie. Auch bei "Perpetuum mobile" geht dieses Konzept auf, nur dass hier noch ein simpler, programmierter Beat hinzukommt und de Graaf ihre Stimme mit einzelnen Saitenstreifern betont.

Doch bei all der Unbeschwertheit, die "Fading lines" mit sich bringt, tauchen auch immer wieder gemischte Gefühle auf, wenn de Graaf ihre selbstverfassten Lyrics elfenhaft dahersäuselt. "Oh, the rain keeps falling", singt sie gleich zu Anfang in "Apophenia", als ginge es sie gar nichts an. Ist das die musikgewordene "Summertime sadness", wie Lana Del Ray sie besingt, oder sind es nur Songs für dann doch zu heiße Sommertage, an denen sich nur Trübsal blasen und Wassermelone essen lässt?

Für genau diese Situation hat die Sängerin tröstende Worte bereit: "The lights are fading only to burn again." Im langen "Turning light" lässt de Graaf ihren Gesang von einer zweiten Stimme begleiten und wagt sich zum Ausklang an instrumentelles Wirrwarr aus den auch bisher verwendenten Elementen. Das Besondere an "Fading lines": Gerade, wenn der Minimalismus und die Wiederholungen vorhersehbar erscheinen, mischt de Graaf noch einmal durch und lässt gleiche Sounds anders erklingen. Ganz ohne große Achterbahnkurven, aber nie ohne Spannung.

(Lena Zschirpe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Perpetuum Mobile
  • Turning light
  • I will follow

Tracklist

  1. Come with me
  2. Constant's dream
  3. Fading lines
  4. I will follow
  5. Perpetuum mobile
  6. Apophenia
  7. This time
  8. Turning light
  9. White fuzz
Gesamtspielzeit: 38:48 min

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musie

2017-02-05 15:26:49

Ein erstaunliches Album. Hält sich. Was für ein Fluss

Rucksack

2016-07-06 13:09:08

Eine wichtige Referenz fehlt: Alvvays. Stimme ist sehr ähnlich, Tempo der Songs auch, Instrumentalisierung ebenso. Aber definitiv eine tolle Platte!

Armin

2016-07-05 21:05:56

Frisch rezensiert.

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