Weaves - Weaves
Memphis Industries / IndigoVÖ: 17.06.2016
Schlafzimmer Productions
Ein Smartphone und ein Schlafzimmer – mehr brauchen Weaves, die vierköpfige Indie-Kapelle aus Toronto, nach eigenen Angaben nicht für ihre Aufnahmen. Und mehr brauchen sie tatsächlich nicht, um mal eben ein selbstbetiteltes Debütalbum rauszubringen, das mit seinem schrägen Charme und seinem eklektischen Stil-Mischmasch ähnlich viel Laune macht, wie wenn man mit Anlauf in ein Kinderplantschbecken hüpft.
Schon mit dem Opener "Tick" und dem darauffolgenden "Birds & bees" legen die vier zwei amtliche Rockbretter hin, Rock ist allerdings nur eines der vielen Genres, die "Weaves" bedient, neben Hip-Hop, Trip-Hop, Dream Pop und Weird Folk. Herzstück der Songs ist Jasmyn Burkes Stimme, die zwischen lässigem R'n'B-Alto, zuckersüßem Twee und Gören-Gekiekse oszilliert und damit wunderbar zu den übersteuerten Gitarren von Morgan Waters passt. Letztere kommen beim überdreht-sinistren "Candy" in guter Queens-Of-The-Stone-Age-Manier daher oder schmusen sich beim verspielten "Eagle" zart um Burkes verschlafenen Gesang, der hier stark an den von Natalie Dawn Knutsen der ebenfalls schlafzimmerbasierten Pomplamoose erinnert.
Die Singleauskopplung "Two oceans", in der Burke ihre Stimme hysterisch überschlagen lässt, beschwört dagegen Art Brut und Black Lips, genau wie das folgende "Human", das Cowbell-Liebhabern das Herz höher schlagen lässt. Apropos Black Lips: Beim punkigen "One more" legen der kanadische Vierer noch ein bisschen an Tempo zu, um dann allerdings beim Schlusssong und Highlight des Albums "Stress" die Bremse zu ziehen und ein wunderbar verträumtes Dream-Pop-Stück a là Morcheeba auf die Bretter zu zaubern. In beinahe sakraler Eindringlichkeit proklamiert der Song den Ausbruch aus der stressigen Alltagswelt: "I wanna live stress / Free amongst the trees", singt Burke und man möchte direkt zu ihr ins Baumhaus klettern.
Bei all den Stil-Experimenten ist es fast ein bisschen schade, dass "Weaves" schon nach elf Tracks zu Ende ist, zu gern hätte man gehört, was den vier Kanadiern als nächstes eingefallen wäre. Dabei ist das Geheimnis hinter ihren Songs eigentlich recht simpel: "There’s no thinking / I don’t like to think about it / I don’t like to revise, so it’s like 20 minutes and that’s it / I won’t spend any more time on it", beschreibt Jasmyn Burke ihren Songwriting-Prozess. Aber bekanntlich werden im Schlafzimmer ja viele große Dinge innerhalb von 20 Minuten geschaffen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Tick
- Two oceans
- Stress
Tracklist
- Tick
- Birds & bees
- Candy
- Shithole
- Eagle
- Two oceans
- Human
- Coo coo
- Sentence
- One more
- Stress
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Armin
2016-06-29 20:34:36
Frisch rezensiert.
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