Fates Warning - Theories of flight

InsideOut / Sony
VÖ: 01.07.2016
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Alt macht neu

Allein die Ankündigung im vergangenen Jahr sorgte für Begeisterung unter den Fans: Zur Feier des 30. Jahrestags der Veröffentlichung des Albums "Awaken the guardian" kündigten Fates Warning an, zwei Shows in der damaligen Besetzung zu spielen, eine davon beim "Keep it true"-Festival im fränkischen Lauda-Königshofen. Fates Warning mit John Arch am Mikrofon, dem Sänger also, der für unsterbliche Klassiker wie "The spectre within" und vor allem eben "Awaken the guardian" zuständig war. Ein feuchter Traum unter den Fans sozusagen. Dementsprechend geriet der Auftritt am 30. April, nicht zuletzt dank eines bestens aufgelegten Arch, zum Triumphzug. Doch was sagen eigentlich die heutigen Bandmitglieder dazu, allen voran der etatmäßige Frontmann Ray Alder?

Nun, zunächst einmal war Alder mit seiner Nebenbeschäftigung Redemption ebenfalls nicht untätig. Zum anderen ist der 49-Jährige in der aktuellen Inkarnation von Fates Warning zum Haupttexter gereift, während Gründer Jim Matheos in gewohnter Manier die Kontrolle über das Songwriting behält. Doch was die Amerikaner gleich zu Beginn von "Theories of flight" abliefern, ist selbst für deren hohe Maßstäbe außergewöhnlich. Dabei beginnt "From the rooftops" vergleichsweise ruhig. Bedächtig geradezu. Aber dann. Aber dann! Nach gut zwei Minuten löst die Prog-Metal-Institution alle Bremsen und feuert Riff-Salven auf Höchstniveau ab, die innerhalb weniger Minuten beispielsweise die letzte, immer noch enttäuschende Platte von Dream Theater förmlich pulverisieren. Was für eine Spielfreude! Was für eine Virtuosität! Was für ein Beginn!

Dergestalt euphorisiert, schwebt "Seven stars" mit einem fast schon unverschämten Pop-Appeal vorbei – sofern man dies bei einer Band, die nie einen Hit-Anspruch hatte, denn so behaupten kann. Doch die Harmonien, die die Gitarristen Jim Matheos und Frank Aresti hier liefern, sorgen vor allem im Zusammenspiel mit diesen oftmals nur unter dem Kopfhörer herauszuhörenden filigranen Kleinigkeiten für eine Eingängigkeit, die "Seven stars", aber auch das folgende "SOS" zu einer wahren Ohrwurm-Maschine macht. Wem das wiederum zu poppig ist, zu wenig Prog liefert quasi, der darf anschließend bei "The light and shade of things" ausrasten. Natürlich sind Vergleiche mit dem Backkatalog oft unfair, aber so viel sei gesagt: Wenn es ein Fates-Warning-Song schafft, wie aus einem Guss nach einem Teil von "A pleasant shade of gray" zu klingen, kann die Band nicht allzu viel falsch gemacht haben.

Wenn es allerdings einen Song gibt, der gegenüber diesen Wahnsinnstaten etwas abfällt, dann ist es "White flag", der tatsächlich etwa die Hälfte kürzer, gefühlt jedoch genau so lang wie "The light and shade of things" klingt. Was vor allem daran liegt, dass der Refrain eine Winzigkeit zu oft ausgeführt wird. Nota bene: Auf "Disconnected" oder "FWX" hätte dieser Song immer noch eine gute Figur gemacht, also ist auch das Jammern auf Höchstniveau. Grundsätzlich jedoch beginnt nach jedem Durchlauf von "Theories of flight" eine Suche von Neuem: Nämlich die Suche nach dem Jungbrunnen, in den sich vor allem Jim Matheos gestürzt haben muss, um ein derart brillantes Werk zu produzieren. Nicht nur als Musiker, sondern eben auch als Produzent, denn gemeinsam mit dem momentan vermutlich unvermeidlichen Jens Bogren zeigt Matheos, dass Platten auch 2016 noch nach großem Budget, aber dennoch warm und luftig klingen dürfen. Doch vor allem gebührt Matheos das Verdienst, auf der einen Seite das Vermächtnis einer der wegbereitenden Vertreter des Prog-Metal zu verwalten und auf der anderen Seite eine wahrhaft kunstvolle Brücke zur Moderne zu schlagen.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • From the rooftops
  • Seven stars
  • The light and shade of things

Tracklist

  1. From the rooftops
  2. Seven stars
  3. SOS
  4. The light and shade of things
  5. White flag
  6. Like stars our eyes have seen
  7. The ghosts of home
  8. Theories of flight
Gesamtspielzeit: 52:21 min

Im Forum kommentieren

Superhelge

2016-07-31 16:35:33

Nächstes Mal können Sie zur meinen Geschmack wieder mehr metallern als alternativen, dennoch ein Topalbum!!!

td

2016-07-24 09:59:32

the light and shade of things. was für ein song, was für ein gesang.

.

2016-07-18 19:21:55

AdJ.

The New Traditionalist (schwarz und zufrieden)

2016-07-14 18:57:14

Ist mir leider zu progressiv. Bleibe bei Radiohead.

Kacki.

Bonzo

2016-07-14 18:33:04

Subjektiv mag das für dich zutreffen, aber die Wahrheit sieht anders aus.

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