Joseph Arthur - The family

Real World / PIAS / Rough Trade
VÖ: 03.06.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Kampf mit den Erinnerungen

Eine Zeit lang galt Joseph Arthur als interessantester Songwriter seiner Generation. Noch bevor ihn andere als solchen bezeichneten, krönte er sich selbst und pinkelte Kollegen ans Bein. Es fehle der Zeit, also damals um die Jahrtausendwende, an Künstlern, die revolutionär denken und abwechslungsreich und mutig Musik machen würden. Dann erschien "Redemption's son". Ein diffuses Album aus einer verhallenden Klangwelt, wo sich spirituelle Hoffnung und erlebtes Grauen zu etwas Poetischem mischten. Es folgte eine manische Schaffensphase mit unübersichtlichen vielen Veröffentlichungen. Als Trio Fistful Of Mercy huldigte der Amerikaner mit Ben Harper und Dhani Harrison einem Folk, der Zweitware von Bob Dylan sein könnte. Und er veröffentlichte weiter. Einiges davon ist gut, vieles durchschnittlich, oder vollkommen egal, wie die gerockte Langeweile "Let's just be" mit The Lonely Astronauts.

Für "The family" schaffte sich der ehemalige Schützling von Peter Gabriel ein altes Steinway-Klavier an. 1912 erbaut, befand es sich über Generationen in einem Familienbesitz. Auf diesem Traditionsinstrument spinnt sich Arthur Geschichten zusammen. Über Familien, die es nicht gibt. Gleich viermal erzählen Großväter ihren Enkelkindern von Kriegen. "You keep hanging on" fragt befangen, was aus einer Familie geschieht, deren Oberhaupt sich selbst getötet hat. Arthur verbirgt die Fiktionen unter dick aufgetragenem Nachhall bei weich gebettetem Schlagzeug. Und erzählt mit sanfter Kopfstimme. "The family" reiht sich neben dem weichen selbstbetitelten Album von Bon Iver ein und möchte die Stimmung der Songs von Damien Rice erzeugen.

Bisher komponierte Arthur auf der Gitarre. Sein Klavierspiel klingt daher etwas ungelenk. Viele Melodien beruhen auf einfachen, sich wiederholenden Mustern. Oder er spielt einen Akkord, zerstückelt den darauf folgenden, fügt ihn wieder zusammen. Es ist eine simple, aber wirksame Methode für ein Album der langsamen Balladen. Bis in "With your life" zwischen laut und leise wechselnde, verzerrte E-Gitarren reingrätschen. Und "Hold on Jenny" aus dem schlichten Reim "This love is complicated / This death is overrated" zu anfeuernder Hookline eine Durchhalteparole wird.

Joseph Arthur liebt Konzeptalben. Er zerstückelt sie ins Theatralische, lässt sie dramatisch aufeinander folgen, windet sich in der eigenen Biographie. "The ballad of Boogie christ: Act I & II" war derart, aber stärker vom Horn-Orchester geprägt. Nicht so "The family". Dieses ist anachronistisch, kämpft mit den Erinnerungen, die keine wirklichen von Arthur sind und die er doch als nachvollziehbar und als wahr empfindet. Er wird demutsvoll, es wird chaotisch. Und lebhaft. Oder, wie es im Chorus des beinahe schon sakrosanten Titelstücks heißt: "And the family was always glad that you came."

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The family
  • With your life
  • Machines of war
  • Hold on Jenny

Tracklist

  1. The family
  2. Sister dawn
  3. With your life
  4. They called him lightning
  5. When I look at you
  6. Wishing well
  7. Machines of war
  8. Ethel was born
  9. You wear me out
  10. Hold on Jenny
  11. You keep hanging on
  12. The flag
  13. Daddy the war machine
Gesamtspielzeit: 54:48 min

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Sean Kowalski

2018-08-06 14:44:33

Your songs are made me forget how I feel at the moment and made me feel Better one song is so beautiful it's called you are free and I hope some day you will come to Germany and play in Gelsenkirchen in the Veltins Arena because I like to her you on stage live and I love to her good music

Armin

2016-06-29 20:25:38

Frisch rezensiert.

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