Oli. P - Wie früher

Marcs Firma / H'ART
VÖ: 27.05.2016
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Das Kind im Brunnen

Sage und schreibe 14 Singles brachte Oli. P zwischen 1998 und 2004 in den Charts unter, darunter zwei Nummer-1-Hits – das Grönemeyer-Cover "Flugzeuge im Bauch" und die Neuversion von Peter Maffays "So bist Du". Der Rezensent fand das damals ordentlich scheiße. Dafür fehlte ihm, wovon P sicher reichlich hatte: Mädchenherzen. In den vergangenen zehn Jahren war es allerdings still geworden um den ehemaligen Teenieschwarm. Doch wenn immer der mittlerweile 37-jährige, nunmehr haupthaarlose Berliner in der Zwischenzeit über die Mattscheibe flimmerte, erschrak man: Der Typ ist cool. Ernsthaft. In Böhmermanns "Hymne auf die Neunziger" zeigte sich Oliver Petszokat unerschrocken selbstironisch. Schon vor Jahren bei einem kurzen TV-Gastspiel mit Oliver Pocher, oder danach in den Talkshows von Markus Lanz oder Olli Schulz und abermals Jan Böhmermann, erschien er bodenständig bis rundum sympathisch und man muss zugeben: Oli. P ist einer von den Guten.

So viel zum Persönlichen. Das Musikalische: Ein neues Album namens "Wie früher". Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber ja, so dolle ist das freilich nicht geworden. Zwei kleinere Überraschungen allerdings: Petszokat covert nicht mehr und lässt das Rappen weitestgehend sein. Der titelgebende Opener präsentiert sich statt mit über-tragischen Billig-Beats, nunmehr untermalt von einer sommerlaunigen Billig-Gitarren-Kullisse. Oli. P agiert überdies gesanglich nicht mal ausreichend, so ehrlich muss man schon sein. Das folgende "So oder so" ist der gleiche Song in grün: Hach, die alten Zeiten und die Durchhalteparole: "Alles wird so / So oder so einfach gut." Das kleine Lalala für Schwiegermütter und Kindergartenkinder. Erstere bilden mit Sicherheit die primäre Zielgruppe des Albums. "Ich kreise immer nur um Dich" ist etwas düsterer, wartet dann aber doch mit "Abenteuerland"-Refrain auf und taugt trotzdem nicht zum Hit. "Ist das das Ende" fragt Petszokat in einem anderen Song und präsentiert dann doch noch das Gegenteil von Rap-Skills.

Da es mit den Neu-Kompositionen nicht so recht klappen möchte, macht es P eben wie – ja genau – wie früher: Neu arrangiert hat sich "So bist Du" ins Geschehen gemogelt. Besser macht es das nicht. Ganz im Gegenteil: Mit einer musikalischen Szenerie wie ein DuschDas-Spot, lahmender Funkgitarre und der nach wie vor schrecklichen Hookline, gelingt es dem Sänger nicht, sein eigenes Erbe nicht auch noch selbst zu beschmutzen. Aus dem Promotext: "Zwischen mitreißendem Schlager und einfühlsamen Pop verbinden die zwölf Stücke die Vertrautheit einer Sandkastenliebe mit dem Kribbeln eines kompletten Neuanfangs." Genau das ist es, was "Wie früher" derart ungut macht. Andererseits tut es auch niemandem weh, ob da nun ein Bourani, Tawil, Forster, oder P aus dem Lautsprecher dudelt: Vielmehr ist das genauso wurscht wie obs links oder rechts runterläuft, wenn Du Dir in die Hose pinkelst. Das Kind hat es sich dann nämlich schon längst im Brunnen gemütlich gemacht. Wir fordern: Eine Fernsehsendung mit einhergehendem Singverbot für Oli. P!

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Wie früher
  2. So oder so
  3. Ich kreise immer nur um Dich
  4. Ist das das Ende
  5. Wohin gehst Du
  6. Du brennst immer noch in mir
  7. So bist Du
  8. Du fehlst
  9. Dich Dich bleiben lassen (Live)
  10. Wie früher (King & White Radio Edit)
  11. Wohin gehst Du (King & White Radio Edit)
  12. So bist Du (King & White Radio Edit)
Gesamtspielzeit: 53:29 min

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