Sundown - Crab apple, wild cherry and sloe

Grand Hotel van Cleef / Indigo
VÖ: 10.06.2016
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

The e-mail-tapes

1967: Bob Dylan verschanzt sich nach seinem sagenumwobenen Motorradunfall mit The Band in einem Keller, um die nicht zur Veröffentlichung gedachten "Basement Tapes" einzuspielen. Entstanden ist ein großes Stück der jüngeren Musikgeschichte, das von Reduktion und Rückbesinnung lebt und beinahe unvergleichlich gebündelte Kreativität aufweist. 2015: Thomas Greiner, mittlerweile als ein gewisser Tom Liwa bekannt, trifft während seiner Tour mit den Flowerpornoes in Essen auf seine frühere Inspirationsquelle namens Mike Krollmann. Die beiden tauschen Kontaktdaten aus, schreiben einander häufiger, schicken schließlich per E-Mail Songideen hin und her, woraus schließlich (und ohne jede Absicht) "Crab apple, wild cherry and sloe" des nun neuen Projektes namens Sundown entsteht.

Dass die Jugendfreunde dabei lange nicht an die kreativen Ausbrüche Dylans und seiner Band in den Sechzigern heranreichen, ist dabei gar nicht weiter schlimm, schließlich sind selbst Dylan-Jünger immer wieder verblüfft ob der Konzentration an großartigen Songs. Auf "Crab apple, wild cherry and sloe" hingegen finden sich eher einfach gehaltene, nicht immer sehr anspruchsvolle Folk-Songs. Mal verspielt, mal albern bis grenzdebil-bescheuert, aber doch immerhin von Grund auf sympathisch. Die Spielfreude Liwas und Krollmanns ist kaum zu überhören und äußert sich innerhalb der 16 Songs gerne auch in extravaganten Einspielern wie dem Blöken eines Schafes im herrlich sinnfreien und dabei gut gelaunten "Numbers". Anhand manch anderer Tiergeräusche im Verlauf des Albums könnte man zwar auf die Idee kommen, wie bei einem Tierstimmen-Karussell auf das nächste Exemplar zu wetten, das einen Laut von sich gibt: Man würde dabei durchaus Kohle machen.

Doch das Gesamtbild stören andere, missglückte Experimente wesentlich stärker. "Pleased as punch" wäre hier vorneweg zu erwähnen, das nicht nur schlichtweg weh tut, sondern obendrein noch den rauhen Charakter des restlichen Albums konterkariert. Die Vorab-Single "I'm not deep" hingegen macht von vornherein klar, worum es bei "Crab apple, wild cherry and sloe" geht: "Because in fact / I'm not deep / Except for sometimes in deep sleep." Komplexe Sachverhalte sucht man vergebens, dafür bekommt man eine Sammlung mehr oder minder gelungener Songs, welche im Gesamtbild aber durch ihren Retro-Charme und manch schöne Melodie punkten. Ob es sich für Liwas Diskografie nun gelohnt hat, 38 Jahre auf diese Platte zu warten, mag zwar fraglich sein, der Mut zur Veröffentlichung solch eines Wagnisses – vom reduzierten Sound über die vielen Experimente bis zu den englischen Texten – muss aber gelobt werden. Manchmal blökt dann halt mal ein Schaf.

(Marcel Menne)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Numbers
  • I'm not deep

Tracklist

  1. Lanzarote
  2. Numbers
  3. Sundown's up
  4. Probably white goose
  5. Long ago all summer
  6. Encyclopedora
  7. Pleased as punch
  8. I'm not deep
  9. Kahuna
  10. Dig your myth
  11. Beware of the storm
  12. Dixieland
  13. Quetzalcoatl
  14. Yaga
  15. Barrett street
  16. Dance advanced
Gesamtspielzeit: 42:03 min

Im Forum kommentieren

Armin

2016-06-17 18:49:03

Dann sei froh, dass Du die Platte nicht blind bestellt hast.

Alex

2016-06-16 00:41:19

Als ich den Bandnamen Sundown las, dachte ich eher an eine schwedische Band aus dem Umkreis von Tiamat und Cemetary.

Armin

2016-06-15 21:52:28

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2016-05-24 19:11:55

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