Motörhead - Clean your clock

UDR / Motörhead / Warner
VÖ: 10.06.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Killed by death

Vieles ist seit dem 28. Dezember 2015 über den Mann geschrieben worden, den man einfach nur "Lemmy" nannte. Von bewegenden Nachrufen derjeniger, die ihn über Jahrzehnte begleitet haben, bis hin zu Feuilletonisten, denen mangels besserer Geschichten dann doch immer wieder nur die alten Storys über seinen exorbitanten Drogenkonsum einfielen. Was Lemmy jedoch seit langem auszeichnete, war sein Arbeitsethos. Pflichtbewusst und hochprofessionell, ohne Rücksicht auf eigene Verluste, schleppte er sich über die Bühnen, weil er den Fans etwas zu geben hatte, ihre geradezu fanatische Hingabe mit jedem einzelnen Akkord zurückzahlen wollte. Konzertabsagen oder Abbrüche, wie es in den vergangenen Jahren dann doch öfters vorkam, waren ihm ein Gräuel. Es passt daher ins Bild, dass die letzten Konzerte seines Lebens nicht etwa seinetwegen verschoben werden mussten, sondern weil Gitarrist Phil Campbell krankheitsbedingt ausfiel.

Dass die "40th anniversary Tour" die finale werden sollte, befürchteten viele und ahnten wenige. Und wo sonst hätte "Clean your clock" besser aufgezeichnet werden können als in Deutschland, dem Land, dem es in letzter Konsequenz zu verdanken ist, dass Lemmy und Motörhead überhaupt weitermachten, damals in den Achtzigern, als der Hair Metal sein Unwesen trieb und kein Hahn mehr nach erdigem Rock'n'Roll krähte? Es ist dementsprechend klar, dass das Publikum im zwei Mal bis auf den letzten Platz ausverkauften Zenith in München dem Trio aus der Hand fressen sollte. Auch wenn ebenso klar ist, dass die Trackliste der angeschlagenen Gesundheit des Frontmanns Tribut zollen muss. Ein Peitscher wie "R.A.M.O.N.E.S." ist schlicht nicht mehr möglich, wenn der Notarzt in ständiger Reichweite ist.

Und dennoch lässt die Setliste kaum Fragen offen und "Bomber" das Zenith in den Grundfesten erzittern, "Metropolis" groovt bissig wie in alten Tagen, und "When the sky comes looking for you" vom letzten, großartigen Album "Bad magic" – nun ja, wie wir alle wissen, sollte die Programmatik dieses Songs schneller wahr werden als allen lieb sein konnte. Doch es sind die kleinen Perlen, die abseits der großen Klassiker wie "Ace of spades" die Show bereichern. Bestes Beispiel hierfür ist "Rock it" vom einst so verhassten Album "Another perfect day", das 1983 nach dem Abgang des Ur-Gitarristen "Fast" Eddie Clarke eingespielt wurde und die einzige Platte bleiben sollte, bei der Lemmy die Kontrolle über das Songwriting abgab. Doch irgendwann hatte der Frontmann seinen Frieden mit diesem Album machen können, ebenso wie mit dem in inniger Hassliebe verbundenen Drummer der Gründerjahre "Philthy Animal" Taylor, der nur wenige Tage vor dieser Show verstorben war und dem Lemmy das unverwüstliche "Doctor Rock" widmete.

Insofern ist Wehmut der vorherrschende Eindruck, der von "Clean your clock" bleibt. Es tut weh, nochmals einen bereits schwer von seinen diversen Krankheiten gezeichneten Lemmy über die Bühnenbretter schlurfen zu sehen. Aber gleichzeitig macht es stolz, eine der wohl größten Ikonen der Rockmusik live erlebt haben zu dürfen. Wenn nicht auf dieser Abschiedstour, dann auf einer von unzähligen Shows davor. Wenn in diversen Nachrufen davon gesprochen wird, dass der gebürtige Waliser wie kein anderer den so genannten Rock'n'Roll-Lifestyle verkörpert hat, dann bedeutet das nicht nur das übliche Klischee von Suff und Drogen. Für Lemmy bedeutete Rock'n'Roll auch immer, geradeheraus, ehrlich und authentisch zu sein. Und das hörte man der Musik von Motörhead in jeder Note an. Seit dem 28. Dezember 2015 ist die Rock-Welt ein Stück ärmer geworden. Doch "Clean your clock" ist eine würdige Verbeugung vor dieser Legende. They were Motörhead, and they played rock'n'roll.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Bomber
  • When the sky comes looking for you
  • Ace of spades
  • Overkill

Tracklist

  1. Bomber
  2. Stay clean
  3. Metropolis
  4. When the sky comes looking for you
  5. Over the top
  6. Guitar solo
  7. The chase is better than the catch
  8. Lost woman blues
  9. Rock it
  10. Orgasmatron
  11. Doctor Rock
  12. Just 'cos you got the power
  13. No class
  14. Ace of spades
  15. Whorehouse blues
  16. Overkill
Gesamtspielzeit: 74:01 min

Im Forum kommentieren

Sacky McSackface

2016-06-18 16:07:59

"We are motörhead and we're gonna clean your clock" ist ein Zitat Lemmys, den er am Anfang des Albums Live at Brixton Academy von 2003 sagt.

Jogi Löw

2016-06-17 18:19:45

*kratzundschnüffel*

Jogi Löw

2016-06-16 00:42:30

"Clean your co*ck" wäre der passendere Titel gewesen. (Wir reden hier von f#ucking Motörhead!)

Chance vertan...

Armin

2016-06-15 21:51:39

Frisch rezensiert.

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