
Farflung - 5
Heavy Psych / CargoVÖ: 03.06.2016
Aufgedreht
Wer schon mal ein Fuzz-Pedal langsam aufgedreht hat, während die Saiten der E-Gitarre schwingen, kennt das äußerst befriedigende Gefühl, wenn sich langsam die Knackgeräusche in den Verstärker schleichen und die Elektrizität des Instruments auf eine ganz neue Ebene hieven. Wer Indierock spielt, dreht den Fuzz halb auf und lässt die Gitarre noch nach Gitarre klingen: angezerrt, aber distinkt. Farflung spielen aber keinen Indierock, sondern Fuzzrock. Und wer dem Pedal schon im Bandnamen huldigt, dreht es natürlich bis zum Anschlag auf.
Farflung benutzen noch eine ganze Batterie weiterer Effekte, aber der Fuzz ist das durchgehende Element. Wenn die überstrapazierte Metapher von der Bratgitarre einmal angebracht ist, dann hier. Soviel Fett in der Pfanne war selten. Zunächst brutzelt nur der Bass, während die Gitarren sich langsam warmbrummeln. Nach etwa einer Minute aber setzt das Riff von "Hive" ein und begräbt alle anderen Nebengeräusche unter sich. Im Hintergrund summt eine leise Stimme unverständliche Worte über den warmen Sound und drängt langsam nach vorne. Komplettiert wird der Sound durch den Einsatz spaciger Flanger, die sich scheinbar unabhängig von der Songprogression so lange breitmachen, bis sie nach der Hälfte des Songs den Fuzz tatsächlich für eine Weile abwürgen. Spätestens an dieser Stelle sollte jeder begriffen haben, dass Farflung das repetitive Element ihrer Musik bis zum Anschlag ausnutzen. Jedes Thema erfährt zwar leichte Variationen, aber im Endeffekt ist "Hive" ein einziges Riff, wiederholt über sechs Minuten.
Wer schon genervt ist, wenn eine Band einen Refrain viermal wiederholt, für den ist "5" also ganz sicher nicht geeignet. Wer aber der hypnotischen Wirkung von in Schleife laufenden, warm verzerrten Gitarren ein bisschen etwas abgewinnen kann, wird mit Farflung schnell glücklich. Denn die Kalifornier sind nicht ganz ohne Pop-Appeal. Zwischen ihre Soundeskapaden mischen sich immer wieder zündende Refrains, nie gleitet die Band ins Uferlose ab. Zehnminütige Songs sind auf "5" Fehlanzeige, Instrumentals ebenso. Stattdessen würden die Riffs von "044MPZ" oder "Lupine" einer hipperen Indie-Band auch gut stehen. Hier enden sie natürlich in verhallten Noise-Attacken, was aber nichts an ihrer grundsätzlichen Tanzbarkeit ändert.
Richtig gut verbinden sich die beiden Extreme auch in der unglaublich dumpfen Coverversion von The Human Leagues "Being boiled", bei der Philip Oakey ein Vollbad in einem Meer aus Fuzz-Gitarren zu nehmen scheint. Dass Farflung nie ins richtig Experimentelle abdriften, mag alten Hawkwind-Fans oder neueren White-Hills-Anhängern ein bisschen sauer aufstoßen, aber der konsequent kompakte Ansatz von "5" passt ganz wunderbar zum kantigen und völlig unkompakten Sound der Band. Das Fuzz-Pedal steht zwar auf zehn, aber die Saiten schwingen in koordinierten Bahnen. Vollkommen verzerrt und trotzdem distinkt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hive
- Lupine
- The retreat
Tracklist
- Hive
- Proterozoic
- 004MPZ
- 27th sun
- Lupine
- Being boiled
- We are
- Dismal Jimmy
- The retreat
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Armin
2016-06-15 21:50:08
Frisch rezensiert.
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- Farflung - 5 (1 Beiträge / Letzter am 15.06.2016 - 21:50 Uhr)