The Monkees - Good times!

Rhino / Warner
VÖ: 27.05.2016
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Gebt den Affen Zucker

Wie die Affen im goldenen Käfig müssen sich The Monkees seinerzeit gefühlt haben, als sie auf dem Höhepunkt angekommen waren. Die gleichnamige Serie um die erste TV-Casting-Band aller Zeiten endet jedenfalls so: Ein verrückter Magier namens Glick, Typ Leprechaun, paralysiert mithilfe einer TV-Schalte und eines gefangenen Aliens, Typ sprechende Zimmerpflanze mit Football-Auge, erst Peter Tork, dann den Rest der Welt. Die Band rettet ein letztes Mal die Menschheit vor der Übermacht medialen Inszenierungszaubers und verabschiedet sich damit aus der Gaga-Kulisse der Flimmerkiste. Zurück bleibt ein enttäuschter Glick, ein Alien auf dem langen Weg nach Hause und die Geschichte, dass die Bandmitglieder nach zwei Jahren Chart-, TV- und Bühnenerfolg langsam aufbegehrten. Man wollte nicht mehr nur spielen, dass man eine Band ist, sondern wirklich eine sein. Mit allem, was dazugehört: selbstgeschriebene Songs, eigenhändig gespielte Instrumente und dem Versuch zu prüfen, was die Welt hinter den Kameras für eine Castingband bereit hält. Das war den Fernsehleuten zu viel, und auch die Band war überfordert. Was sich in den Jahrzehnten danach abspielte, war ein Sammelsurium an Best Ofs und nicht wirklich nennenswerten Nachfolge- und Soloalben.

Bis jetzt. Im Jahr 2016 sind noch Tork, Micky Dolenz und Michael Nesmith übrig, nachdem die Stimme der Band Davy Jones 2012 einem Herzinfarkt erlag. Das klingt nicht unbedingt nach einer vielversprechenden Ausgangssituation für das erste Studioalbum nach 20 Jahren, die Jubiläumsplatte 50 Jahre nach Serienstart. Umso überraschender ist das Ergebnis. Produzent Adam Schlesinger hat eine ganze Reihe wohlmeinender Masterminds an Songschreibern an Bord geholt und verstaubte Aufnahmen ausgegraben, um auf "Good times!" sowohl die guten alten Zeiten, als auch die wiederbeseelten neuen aufleben zu lassen.

Andy Partridge, Ex-XTC, sieht das Raum-Zeit-Kontinuum darin gestört, dass er die Ehre hat, mit "You bring the summer" den ersten leichtlebigen Anbandelsong für seine Helden von damals beizusteuern. Während Rivers Cuomo von Weezer von einer natürlichen Verbindung zu Peter Tork erzählt. Schließlich sind sie ja im gleichen Kuhkaff in New England groß geworden. "She makes me laugh" wird mit Micky Dolenz' Stimme zu einer Liebestollerei mit selbstironischem Unterton. Man akzeptiert eben auch mal ihre Schuhselfies, wenn sie einen dafür zum Lachen bringt. Mehr hat man ja auch nie von The Monkees erwartet. Die Naturgenies waren The Beatles. Hier ging es um Lebensfreude, Zweckoptimus, ja eben eine gute Zeit.

Oder eben ums Tagträumen. Der poetische Roadtrip "Me & Magdalena" aus der Feder von Benjamin Gibbard von Death Cab For Cutie zündet spät, wirkt dafür aber lange nach: "But know everything lost will be recovered / When we drift into the arms of the undiscovered." Während sich Noel Gallagher und Paul Weller den ganz großen, unbeantworteten Fragen widmen. Wo kommen wir her, wo gehen wir hin? Durchdringender haben Nesmith und Dolenz nie geklungen, wenn sie im Wechsel zwischen tragender Gitarre und gehacktem Piano nicht mehr nur mit der Gegenwart kuscheln. Fehlen nur noch die Fundstücke aus dem Archiv. Die finden sich in den Stimmen der Verstorbenen. Wenn Harry Nilsson mit Dolenz' Unterstützung "Good times" bejubelt und unverkennbar Davy Jones ein letztes Mal "Love to love" näselt, ist Reminiszenz gleichbedeutend mit runder Sache. Bezeichnenderweise finden sich die einzigen Schwächen in den Eigenkompositionen der drei übrigen Monkees. "Little girl", "I know what I know" noch "I was there" beweisen einmal mehr, dass für die Casting-Band gute Songschreiber so essentiell waren wie für andere Affen Zucker. Manche Dinge ändern sich eben nie.

(Bastian Sünkel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • She makes me laugh
  • Me & Magdalena
  • Love to love
  • Birth of an accidental hipster

Tracklist

  1. Good times
  2. You bring the summer
  3. She makes me laugh
  4. Our own world
  5. Gotta give it time
  6. Me & Magdalena
  7. Whatever's right
  8. Love to love
  9. Little girl
  10. Birth of an accidental hipster
  11. Wasn't born to follow
  12. I know what I know
  13. I was there (And I'm told I had a good time)
Gesamtspielzeit: 36:48 min

Im Forum kommentieren

Telecluster

2016-09-25 17:55:47

Was die Menschen mit spastischer Behinderung jetzt für die Ignoranz des Users Dr. Laba können, weiss ich aber auch nicht in meiner Bigotterie.

Doktor Labalabalaba, gibt's nur in schwarz

2016-09-25 17:53:13

"Wer die Monkees mit den Flippers, Smokie und Roland Kaiser vergleicht, ist übrigens ein Spast, nur so am Rande."

Was für eine glückliche Schicksalsfügung für dich, dass ich nicht zufällig zu den Plattentests-Denunzianten gehöre, die bei jeder kleinen Entgleisung ihres Diskussionspartners gleich reflexartig ein Pfund Mehl an Armin senden!

Telecaster

2016-09-25 17:35:15

Ich mag das Album. Schöne Sommermusik.
Wer die Monkees mit den Flippers, Smokie und Roland Kaiser vergleicht, ist übrigens ein Spast, nur so am Rande.

Gichtgestalt

2016-09-25 17:10:34

Alle bisher genannten Bands, rocken die Bay City Rollers gnadenlos weg!

Doktor Labalabalaba, gibt's nur in schwarz

2016-09-25 17:00:37

Nanananananana! Pass auf, was du sagst! Smokie sind musikalisch mindestens auf Augenhöhe mit den Monkees - wenn nicht sogar darüber!

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