The Low Anthem - Eyeland

Washington Square / Rough Trade
VÖ: 17.06.2016
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Von Bolognese zu Pavarotti

Wir schreiben das Jahr 2009: The Low Anthem veröffentlichen mit "Oh my God, Charlie Darwin" ein mehr als beachtliches Drittlingswerk voller Folk-Leisetretern und gelangen damit auch in unseren Breitengraden erstmals ins Licht der Öffentlichkeit. Die Songs reiten zwar auf der Fleet-Foxes-Welle mit, stapeln dabei jedoch weitaus tiefer und lullen dennoch mindestens genauso ein. Zwei Jahre später folgt mit "Smart flesh" eine konsequente Fortsetzung, die vor allem durch ihren Aufnahmeort auf sich aufmerksam machte: einer stillgelegten Pastasoßen-Fabrik. Danach mussten die Nudeln aber erst einmal stolze fünf Jahre lang verdaut werden, bevor nun für "Eyeland" wieder Platz im Magen ist. Unmittelbar nach der Ankündigung zündeten sämtliche langhaarigen Lagerfeuerwächter den Zunder in ihren Wohngeschmeinschaftswohnzimmern an, verkündeten ihren Gleichgesinnten die frohe Kunde und harren seitdem voller Vorfreude apathisch vor dem lodernden Feuer.

Vielleicht sollten The Low Anthem zusammen mit dem "Eyeland"-Tonträger einen Feuerlöscher verschicken, denn von ihren einstigen (Country-)Folk-Roots scheinen sie die Schnurrbärte voll gehabt zu haben. Der nahezu gleichnamige Opener steigt noch ruhig und atmosphärisch als eine Art Pseudo-Indie-Schlaflied ein und lässt fälschlicherweise die Vermutung aufkommen, dass Altbekanntes in moderner Form folgen werde. Doch bereits bei "Her little cosmos" beginnt der Irrsinn: Der Gesang verschwindet nahezu unverständlich im Hintergrund, und minimalistisches Frickel-Geplucker inklusive intensivem Beatmaschineneinsatz bestimmt das Tempo. #abmischung4president

Auch "Ozzie" setzt auf diese Art der verqueren Aneinanderreihung von Tönen from Outer Space, die The Low Anthem selbst "Future-Folk" nennen. "Waved the neon seaweed", "Wzgddrmtnwrdz" und "Am I the dream or am I the dreamer" inklusive Batman-Theme-Anleihen und windschiefen Bläsern gehen sogar noch mehrere Schritte weiter, klingen wie viel zu lang gezogene Interludes und verzichten vollständig auf Gesang, womit jeglicher Halt für den Hörer verloren geht. Dadurch wird dieser komplett aus den Ohren verloren, und The Low Anthem spielen für sich selbst. Einzig "The Pepsi moon" erinnert noch an die Vergangenheit. Der Song scheint nicht nur vom Namen her an ein – zumindest früheres – Vorbild der Band aus Rhode Island gerichtet zu sein, denn Nick Drake und sein pinker Mond befinden sich nur einen Steinwurf weit entfernt vom kohlesäurehaltigen Erfrischungsgetränk. Auch "Dream killer" als Piano-Ballade sorgt wenigstens kurzzeitig für etwas Pipi in den Augen – vermutlich auch aufgrund der Verdeutlichung, was möglich gewesen wäre.

Nachdem der Vorgänger noch von Napoli, Bolognese und Carbonara beeinflusst war, hatten bei "Eyeland" Pavarotti & Co. ihre geistigen Wurstfinger im Spiel, denn dieses Mal bestand der Aufnahmeort in einem 90 Jahre altem ehemaligem Opernhaus. Vielleicht war genau dieser Umstand die Initialzündung dafür, zu viel zu experimentieren. Vielleicht sollten The Low Anthem aber auch einfach weniger Zeit für das nächste Album in Anspruch nehmen und wieder mehr aus dem Bauch heraus entscheiden. Die Trennung von den bescheidenen Folk-Hymnen schmerzt immens – und das nicht nur bei den Leuten am Lagerfeuer. Die müssen nun für einige Zeit ohne neues Material leben. Glücklicherweise sind da immer noch die alten Klassiker, die bis dahin als Überbrückung herhalten müssen.

(Christian Laude)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The Pepsi moon
  • Dream killer

Tracklist

  1. In eyeland
  2. Her little cosmos
  3. The Pepsi moon
  4. Ozzie
  5. Waved the neon seaweed
  6. Behind the airport mirror
  7. In the air hockey fire
  8. Wzgddrmtnwrdz
  9. Am I the dream or am I the dreamer
  10. Dream killer
  11. The circular ruins in euphio
Gesamtspielzeit: 42:25 min

Im Forum kommentieren

eric

2016-06-23 16:34:34

@Tim.:
Heute schreibt man das Wort ortographisch übrigens ortografisch.

Tim....

2016-06-23 16:20:02

ich kritisiere die ortographie eines satzes, schreibe selbst aber alles klein. ein ähnlicher widerspruch wie die tatsache, dass ich über zu viele fußballthreads rumheule, da dies ja ein musikforum sei, aber gleichzeitig in jedem noch so unpassenden thread meinen unmut über flüchtlinge loslasse. aber ich darf das, ich bin der tim........
p.s.: die rezi hat bestimmt ein undankbarer flüchtling geschrieben.

Tim.

2016-06-23 09:11:42

schwache rezension, die in diesem ortographisch wie inhaltlich schiefen satz gipfelt:

Unmittelbar nach der Ankündigung zündeten sämtliche langhaarigen Lagerfeuerwächter den Zunder in ihren Wohngeschmeinschaftswohnzimmern an, verkündeten ihren Gleichgesinnten die frohe Kunde und harren seitdem voller Vorfreude apathisch vor dem lodernden Feuer.

captain kidd

2016-06-18 20:01:16

großartiges album. wirklich mal neue sounds. und schmerzhafte balladen.

captain kidd

2016-06-14 23:07:55

Der Stream wird immer besser. Sehr geschlossenes Ding irgendwie mit ungewöhnlichen Sounds.

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