
Landscapes - Modern Earth
Pure Noise / SoulfoodVÖ: 08.04.2016
Heiz schon mal an
Als vergleichweise junge Band, die offensichtlich Anhänger der von ihr bespielten musikalischen Nische ist und den Etablierten des Genres in Sound und Songwriting nacheifert, hat man es nicht immer leicht. Die Lieblingsbands supporten, wie es die Briten Landscapes für Gallows oder Defeater schon taten – gut und schön, hat natürlich was für sich: Bands befreunden, auf Tour sein, das ein oder andere Bier trinken, seine Musik einem größeren Publikum vorstellen. Als Vorband aber muss man auch damit rechnen, dass nicht einmal die Hälfte des Publikums willens ist, sich das Dargebotene mit der gebotenen Aufmerksamkeit zu geben. Anheizer hin oder her – es wird einem das Post-Hardcore-Herz warm, wenn man diesem "Modern Earth", der zweiten Platte der UK-Band, aufmerksam lauscht. Das liegt zum einen an der Energie, mit der kaum zweiminütige Wuchtbrummen wie das eröffnende "Observer" den Hörer begrüßen.
Zum anderen nährt sich die hohe Qualität auch von der oft gedrosselten Geschwindigkeit ihrer Stücke, vom pointierten und druckvollen Drumming und von Vokalist Shaun Miltons Organ, das zwischen nachdenklicher Zurückhaltung und brüllender Extase pendelt. Sein wohldosiertes Geschrei tut auch dem Hardcore-Brocken "Embrace" gut. Doch Landscapes wären aus der derzeit breiten Palette an Genre-Vertretern nicht unbedingt herauszuheben, könnten sie das Feld nicht auch auf andere Weise beackern. Auf besonders fesselnde nämlich. Weil sie ihren Stücken zwischen Agressivität und Emotion immer auch den Platz zum Atmen lassen, in dem kleine Hits wie "Death after life" sich ihren Raum nehmen können. Das großartige "Neighbourhood" etwa schielt mit einem Auge auf den klassischen Sound von Modern Life Is War, steckt die letzte Wut jedoch mit geballter Faust in die Tasche, statt stumpf draufloszuprügeln. Dafür takten die Drums die Atmosphäre ein, und Milton haut einen krächzig-melodischen Refrain zwischen die Gitarrenwände, dass sich die Nackenhärchen versammelt aufstellen.
Tief ins gediegene Ambiente lässt sich zunächst auch das anschließende "Escapist" fallen, bevor das Fluchtthema zum Ende hin mit lautstarkem "Take me away"-Appell doch nochmal kräftig am Lautstärke-Regler dreht.Nicht immer jedoch wird die Spannungsschraube als letztes Mittel bemüht, sodass auch klassisch-melodischer Hardcore-Punk wie "Radiance", das direkt mit der Tür ins Haus fällt, im Landscapes-Kosmos bestens funktioniert. Der große Pluspunkt dieses Albums aber liegt in seiner Gesamt-Atmosphäre, in der Dynamik des Wechselspiels zwischen Leise und Laut, zwischen wütendem Gepolter und bewusstem In-sich-Ruhen. "Modern Earth" ist sowas wie das kräftige Durchpusten vor dem endgültigen Sturm, der Landscapes aus ihrer gemütlichen Nische fegen wird.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Observer
- Death after life
- Neighbourhood
- Escapist
Tracklist
- Mouths of decadence
- Observer
- Death after life
- Embrace
- Remorser
- Neighbourhood
- Escapist
- Aurora
- Radiance
- Transient
- Heaven ascended
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Armin
2016-06-08 21:53:32
Frisch rezensiert.
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