John Congleton & The Nighty Nite - Until the horror goes

Fat Possum / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 01.04.2016
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Friedhof des Kuschelrocks

Manchmal kommen sie wieder. Das weiß natürlich auch John Congleton. Zwar wurde dem letzten Album "Some day this could all be yours (Part 1)" seiner Ex-Band The Paper Chase aufgrund der darauffolgenden Auflösung ein Part 2 verwehrt. Doch dass deren von Horrorszenarien durchsetzter Sound durch Congleton in bester Zombie-Manier wiederaufersteht, ist gleichwohl wenig überraschend. Schließlich lasten ihn seine zahlreichen Produktionsjobs nur ungenügend aus und es gibt noch reichlich unerzählte Gruselgeschichten in seinen Hirnwindungen. Die neue Begleitband heißt The Nighty Nite, ihr Debüt "Until the horror goes" verbindet die von The Paper Chase gewohnte Paranoia mit einer neuen Konzentrierung auf elektronische Klänge. Nicht selten klingt das wie ein aufgepumpter, überdrehter Remix der früheren Songs.

Entsprechend brutzelt und giftet der Sound mehr als die organischere Variante – was bleibt, sind jedoch nach wie vor verdammt treffende Hooks. Davon fährt das Album vor allem gegen Beginn eine Menge auf. "Animal rites" markiert einen entschlossen stampfenden Auftakt und Congleton ist mit der ins Gehirn fräsenden Textzeile "Well if you wanna see a dead body / Take off your clothes" wieder in seinem Element. In Folge steigern "The white powerless" und "Your temporary custodian" die Eingängigkeit noch weiter, vor allem ersteres kann schon beinahe als Hit bezeichnet werden. Wobei Congleton weiterhin jegliches Wohlgefühl gerne mit Dissonanz und unbequemen Geräuschen abwürgt. Das Albumhighlight "Just lay still" driftet in eine Art SM-Zombie-Disco ab, ähnlich dem, was Liars auf "Mess" bereits fabriziert hatten. Die Textzeilen sprechen für sich: "I will touch you like a doctor." "Let the implements molest you." "We've got you surrounded." Uff.

Doch "Until the horror goes" schraubt uniform in der hinteren Hälfte die Eindringlichkeit der Kompositionen deutlich zurück, was dem Spannungsbogen der Platte nicht unbedingt zuträglich ist. "Put your teeth in" ist zahnloser als sein Titel verspricht, "Who could love you Lucille?" fehlt trotz solidem Beat ein klares Ziel. Immerhin steigert Congleton sich in "A tale told by an idiot" hübsch in Rage. Und selbstverständlich endet "Until the horror goes" lyrisch mit den Worten "body bag". Congleton bleibt sich natürlich treu. Ein wenig mehr qualitatives Gleichgewicht hätte über die Spielzeit hinweg aber gut getan, da der Horror in etwa nach der Halbzeit tatsächlich schon vorbei ist. Anders hätten die stärkeren Songs die schwächeren möglicherweise besser mitgetragen. Doch Freunde von The Paper Chase können sich trotzdem darüber freuen, dass bei der Geburt wieder ein alles andere als gutartiges Wesen herausgekommen ist. "I have blood between my legs."

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The white powerless
  • Your temporary custodian
  • Just lay still

Tracklist

  1. Animal rites
  2. The white powerless
  3. Your temporary custodian
  4. Just lay still
  5. Canaries in the coal mine
  6. Until it goes
  7. Put your teeth in
  8. A tale told by an idiot
  9. Who could love you Lucille?
  10. You are facing the wrong way
Gesamtspielzeit: 38:48 min

Im Forum kommentieren

Armin

2016-06-08 21:52:19

Frisch rezensiert.

Meinungen?

cyran

2016-04-25 22:38:29

mit "now you are one of us" hat's das vorgängerprojekt vor 10 jahren (ist das so lange her??) mit ner 9/10 immerhin zum album der woche geschafft..

mensch, das waren großartige konzerte damals. ich hoff die schaffens mal wieder nach deutschland. ich fahr überall hin.

tom

2016-04-20 15:54:26

Werde noch nicht so warm mit der neuen Platte, liegt aber vielleicht an meinem zunehmendem Alter. Früher waren The Paper Chase das größte... Jetzt sinds wohl eher Shellac, bisschen trockener und weniger dramatisch

...

2016-04-12 09:39:09

Keine Rezi?
Ist wieder ein sehr gutes Album geworden. Für meinen Geschmack knüpft es nicht nur da an wo The Paper Chase aufgehört haben, sondern ist de facto das nächste The Paper Chase Album mit anderem Namen (im letzten Song findet sich sogar ein Bezug zum vorherigen Album). Absolut hörenswert für all jene , die auch schon von den Vorgängern begeistert waren.

derdiedas

2016-02-01 12:38:07

Cool, ich dachte schon, da käme nichts mehr!

Der Song knüpft im Grunde genau da an, wo The Paper Chase aufgehört haben, bin mal gespannt..

Und es wird Zeit, dass ich mir die "Hide the kitchen knives" hole

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