Band Of Horses - Why are you ok

Caroline / Universal
VÖ: 10.06.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Momentaufnahmen

Manchmal gibt es sie, diese Augenblicke, in denen schlagartig klar wird, warum etwas so ist, wie es ist. Warum man seine Zeit gern mit bestimmten Menschen verbringt. Warum man einen Film so mag. Warum man immer wieder in dieses Land reist, in dem man mittlerweile schon so oft war. Warum man sich irgendwann, vor langer Zeit, auf eine Band eingelassen hat. Warum man sich immer wieder auf sie einlässt, ihr eine Chance gibt, selbst in den etwas schwächeren Songs noch das Gute findet. Auf "Why are you ok", dem fünften Album von Band Of Horses, kommt dieser Augenblick früh und gewaltig. Mit Nachdruck macht er schon im Opener klar, warum man das Quintett auch nachts um 1 Uhr noch gegen Unwissende verteidigen würde.

Es beginnt mit dem Zweiteiler "Dull times / The moon". Die erste Hälfte ist eine klassische Band-Of-Horses-Ballade: Melancholisch baut sich die Instrumentierung stückweise auf, Ben Bridwells samtweicher Gesang sorgt für Wohlbefinden, der leichte Hall im Refrain hingegen für genau die richtige Menge an Erhabenheit, ohne die Grenze zum Pathos zu überschreiten. Und dann, nach fünf der insgesamt sieben Minuten Spielzeit, schrammelt sich "The moon" plötzlich ins Ohr. Die Akustikklampfe wird gegen die Elektrische ausgetauscht, Creighton Barretts Schlagzeugspiel ersetzt den Herzschlag von "Dull times" und Band Of Horses zeigen ein weiteres Mal, dass sie nicht nur das Gefühlvolle können, sondern auch das Große. Und wie.

"Why are you ok", das erste Studiowerk von Bridwell und Co. seit dem 2012 veröffentlichten "Mirage rock", startet nicht nur mit einem solchen Augenblick, sondern lebt im Grunde davon. Ein Album voller Momentaufnahmen, dem Grandaddys Jason Lytle als Produzent eine kleine, aber feine verspielte Note mit auf den Weg gegeben hat. Da darf sogar J Mascis dem indie-poppigen "In a drawer" einen Besuch abstatten und so sicher für ein kleines Highlight innerhalb der Band selbst sorgen: Barrett und Bridwell lernten sich einst auf einer Party kennen, während im Hintergrund Dinosaur Jr. zu hören waren. Da wirkt das hier schon fast wie eine Familienfeier.

Bridwells eigene Sippe wurde in der Zwischenzeit auch größer – der Mann ist mittlerweile Vater von vier Kindern. "Why are you ok" scheint somit auch der Soundtrack des endgültigen Ankommens zu sein. Voller Herzenswärme klingt das traumhaft schöne "Hag" etwa, obwohl es zumindest teilweise auch vom Bedauern handelt, vom Bereuen und Einsehen. Wie zwei tröstende Hände legt sich die Lagerfeuer-Ballade "Barrel house" auf beide Schultern, ohne den Körper zu beschweren. Wie ein Freund zum Pferdestehlen zieht "Casual party" von den langweiligen Leuten auf der noch langweiligeren Fete weg. Wie ein Lehrer ohne erhobenen Zeigefinger lässt "Lying under oak" an den Lebensweisheiten eines Erfahreneren teilhaben. Wie es eben so ist bei Band Of Horses. Darauf lässt man sich eben immer wieder ein. Und wird belohnt.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dull times / The moon
  • Hag
  • Casual party
  • Barrel house

Tracklist

  1. Dull times / The moon
  2. Solemn oath
  3. Hag
  4. Casual party
  5. In a drawer
  6. Hold on gimme a sec
  7. Lying under oak
  8. Throw my mess
  9. Whatever, wherever
  10. Country teen
  11. Barrel house
  12. Even still
Gesamtspielzeit: 49:37 min

Im Forum kommentieren

brrr

2017-03-06 16:48:20

Schon gut, Varys!

Aber

2017-03-06 16:37:40

Also jemanden mit einem Game-of-Thrones-Charakter zu vergleichen, ist schon mit das Fieseste, was man machen kann. Ist hiermit abgelehnt.Immer muss man hier die moralische Instanz sein... Tststs...

seno

2017-02-28 14:13:21

Damit ich dir glaube, musst du Fakt schon groß schreiben, du olle Pupsnase.

Obrac, der Dolorous Edd des Plattentests-Forums.:)

Obrac

2017-02-28 13:45:52

Alben, bei denen man einfach so vergisst, dass man sie besitzt, sind doch von vorneherein kacke. Das ist Fakt.

seno

2017-02-28 13:07:58

Ich kann jetzt nicht verstehen, warum die Schärfe reinkommt. :)



Wenn du das Album aus purem Desinteresse monatelang nicht gehört hast, sind deine Erwartungen genau richtig.

Desinteresse stimmt nicht ganz. Nur habe ich in dem ganzen Trubel irgendwann vergessen, dass ich es besitze.


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