Amanda Bergman - Docks

Ingrid / Cargo
VÖ: 06.05.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Das allerzweite Mal

Manchen Platten geschieht Unrecht. Einmal gehört und dann landen sie auf dem Stapel der Vergessenen. Weil es noch so viele mehr zu lauschen gilt, vielleicht noch so viel packendere, ergreifendere, ungewöhnlichere. Gerade in veröffentlichungsreichen Zeiten wie dem Frühling mag der Selektionsprozess des Hirns nicht immer von nachhaltiger Urteilskraft zeugen. Nach dem ersten Durchgang wäre beinahe auch Amanda Bergman auf jenem Stapel gelandet. Beinahe aber nur. Jene umtriebige Singer-Songwriterin aus Schweden, die sich zu Beginn ihrer Karriere den Bob-Dylan-Song "Idiot wind" als Künstler-Synonym zu eigen machte, inzwischen mit Amason ein Kollektiv verstärkt und nun ihr Solowerk "Docks" veröffentlicht. Darauf hebt kein offensichtlicher Hit den Finger und Bergmans Stimme scheint für hartnäckiges Nachkarten im ersten Hördurchlauf trotz Angerautheit zu warm und einschmeichelnd.

Aber: "Docks" gibt sich als sanfmütiger, aufgeräumter Ruhepol, auch wenn sich auf der inhaltlichen Ebene immer wieder die Wege der Agierenden trennen. Und das zieht den Hörer alsbald in seinen Bann. Bergman singt von "same adresses", die zu "new adresses" werden, von Schutz, der künftig woanders gesucht werden muss, von vergeblichen Aufmunterungsversuchen, aber auch von goldenen Sekunden. "By the second that we float / We must sail on." Die 28-Jährige malt bildhafte Sequenzen, Herzen, die für das Frühjahr hinter der Windschutzscheibe abgelegt wurden, um den inneren Trieben, banalen Träumereien frönen zu können. Und wenn sie bittet "Dance with me somewhere now", schlägt sich das musikalisch nieder. "Docks" findet einen sehr gelungen Weg, den Einfluss kalifornischer Sonne mit Indie-Folk-Pop und Singer-Songwritertum zu kombinieren – übrigens unter anderem mitgeschrieben und -produziert von Kristian Matsson, ihrem Ex-Mann, besser bekannt als The Tallest Man On Earth. Aber das soll hier kein großes Thema werden.

Bergman, die in der schwedischen Provinz früh das Klavierspielen erlernte, setzt "ihr" Instrument vorwiegend zur emotionalen Verzierung ein. So in "Flickering lights", das in Sachen Atmosphäre und rhythmischer Gestaltung Freunden von The War On Drugs zusagen sollte. Lediglich in "Sitting by the river" sind Keys und Klavier melodieführend, viel häufiger übernehmen das Spielarten der Gitarre, geben raumfüllende Klänge in "Windshield". Für "Questions" arrangiert Bergman einen stoisch agierenden Bass, der sich weder von hauchdünnen Vibraphon-Klängen aus dem Konzept bringen lässt noch von in der Folge addierten Streichern und einem E-Gitarren-Part – eine gute Ergänzung musikalischer Art zu Soaks Debüt von 2015. "Fire hits the snow" steht in der klassischen Songwriter-Tradition einer Joni Mitchell, während Fleetwood Mac in "Taxis" mitgenommen werden, was summiert unterstreicht: Mindestens ebenso wichtig wie "Think twice" entpuppt sich "Listen twice".

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Falcons
  • Flickering lights
  • Windshield
  • Blue eyes

Tracklist

  1. Falcons
  2. Golden
  3. Questions
  4. Taxis
  5. Fire hits the snow
  6. Flickering lights
  7. Sirens
  8. Windshield
  9. Sitting by the river
  10. Blue eyes
Gesamtspielzeit: 39:04 min

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Frage

2019-01-24 17:15:32

Warum pushst du nur Amanda?
(Hihihi pushen!)

Pusherman

2019-01-24 12:59:10

Yes, baby!

Andy

2016-06-05 21:41:04

nach dem ersten Amazon Hörproben-Durchlauf
denke ich, dass das was ganz großes werden kann, obwohl es sonst nicht ganz mein Genre ist :)

Armin

2016-06-01 19:57:53

Frisch rezensiert.

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