Tracy Chapman - Let it rain

Elektra / Warner
VÖ: 14.10.2002
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Like a whisper

"Some say you're crazy / Say that you're no good." Seitdem Tracy Chapman 1988 mit ihrem Debüt einem Kometen gleich am Himmel der Musikwelt erschienen war und mit ihren Hymnen über Verluste, Härten und den Kampf gegen die Ungerechtigkeit in der Welt ein großes Hörpublikum in den Bann gezogen hatte, ist sie zum beliebten Ziel von Relativierungen und Kritik geworden. Mittlerweile 14 Jahre wird ihr jener Erfolg nun vorgehalten, jedes neue Album an der alten Ruhmestat gemessen. Ungeachtet der Unkenrufe und des beständig prophezeiten künstlerischen Stillstandes ging Tracy Chapman immer ihren Weg. Kleinere Experimente waren erlaubt - mal ein wenig poppiger, mal mehr Blues, dann ein Seitensprung Richtung jazziger Klänge -, doch im Großen und Ganzen ist da immer ihre Stimme und die Akkustikgitarre.

"Let it rain" ist denn auch mehr Restauration denn Revolution. Folkrock wie er zeitloser nicht sein könnte: direkt und nachdenklich. Zurück zur absoluten Schlichtheit, die Instrumente dienen nur noch der kleinen Intensitätssteigerung, dem Unterstreichen der besungenen Missstände: "The dreams and hopes / That once were yours / Will now be collected and dispersed / So the first to come with cash to spend / Will be the first one served" ("Hard wired"). Kapitalismus und Medienschelte mit Stil. Aber im Vergleich mit früher sind es oftmals eher die kleinen, privaten, philosphischen Sorgen die Chapman umtreiben. Tod, Gott und Liebe als Eckpunkte einer intensiven Selbstfahndung.

Wem Tracy Chapman ans Herz gewachsen ist - und das sind wohl nicht gerade wenige -, an dem wird auch die Kritik an "Let it rain" abperlen. Die gewisse Monotonie, die nicht zuletzt der musikalischen Zurückhaltung geschuldet ist, wird für Fans durch die wie immer unglaublich durchdringende Stimme mehr als wettgemacht. Der Vorwurf der ewigen Wiederkehr des Gleichen wird mit Zeitlosigkeit gekontert, und all jene, die mehr Tempo und weniger Pathos fordern, sind bei Tracy Chapman schon immer an der falschen Adresse gewesen. Bis hin zur Covergestaltung ist "Let it rain" durch und durch ein Herbst-Album, für all jene denen fallende Blätter eine schwere Melancholie bescheren. Nicht einzigartig, aber auch nicht zu artig.

(Thorsten Thiel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • You're the one
  • Hard wired

Tracklist

  1. Let it rain
  2. Another sun
  3. You're the one
  4. In the dark
  5. Almost
  6. Hard wired
  7. Say Hallelujah
  8. Broken
  9. Happy
  10. Goodbye
  11. I am yours
  12. Over in love
Gesamtspielzeit: 42:00 min

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