Leon Francis Farrow - Leon Francis Farrow

Listen / Broken Silence
VÖ: 08.04.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Keep the car running

Schon seit Stunden war kein Licht mehr zu sehen. Nur die eigenen Scheinwerfer, die sich stetig durch die Dunkelheit fressen. "I don't believe / You know what love is", hallt es noch im Kopf nach, als eine Haarnadelkurve die vier jungen Kerle im viel zu kleinen Auto fest aneinanderpresst. Dennoch folgt der sanfte Tritt aufs Gas, fast schon euphorisch und mit jeder Menge Melancholie in der Stimme singen sie: "Drive all night to get to Vegas." Auch wenn die vier Mannen der Indie-Band Leon Francis Farrow eher die Nacht bis zu einem Gig in Leipzig durchfahren und nur gedanklich stets zwischen dem Amerika der 60er Jahre und der Berliner Heimat hin- und herpendeln, ist bereits der Opener "Plastic city" des selbstbetitelten Albums eine gute Standortbeschreibung. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Band vor drei Besoffskis auf einem Parkplatz spielen musste, seit Jahren schon steht sie immer kurz vorm großen Durchbruch. Das Tourleben steckt Leon Francis Farrow noch in den Knochen, ständig auf der Suche war bisher noch kein konkretes Ziel in Sichtweite. Indie, Folk, Americana und ein wenig Punk sitzen mit auf dem Rücksitz. Und der Karren nimmt Fahrt auf.

Dabei darf nicht einmal für eine Sekunde ans Anhalten gedacht werden. Auch für den Hörer kommt dies nicht in Frage, entfaltet "Leon Francis Farrow" doch nur ununterbrochen und gerne auf Dauerrotation seine große Wucht. Mit "Marilyn said" ist wieder diese starke Sehnsucht nach Amerika spürbar, aber nur auf den ersten Blick, dahinter verbirgt sich im von Frontmann Phil Nemeths gequälter Stimme vorgetragenen Song der Kontrapunkt zum legendären Geburtstagsständchen der Ikone Marilyn Monroe, die nun Barack Obama attackiert: "Give back that prize, Sir / You don't deserve anything like that / You don't care what's going on here", bis der Wagen am Ende des Tracks beinahe zum Stillstand kommt und gerade eben noch von "Makes up for dying" aufgefangen wird. Zum Ende steigert sich diese eher schüchterne Nummer sogar in ein vorwärts preschendes Stück Rockmusik und legt so den Grundstein für die beiden flotten Highlights "Know myself" und "Give it some time", bei denen die Jungs mal auf alle Schwermut der ewigen Suche pfeifen und stattdessen ein paarmal über Rot brettern.

Gerade "Give it some time" hat mit seiner ziehenden Basslinie absolutes Potenzial zum Instant-Hit, und schon jetzt, auf halber Fahrt, hat man die Jungs so sehr ins Herz geschlossen, dass man ihnen jeden Erfolg gönnt. "Talking theatre" und "Mid-twenties" (glücklicherweise ein lakonischer Song und keine zu weinerliche Abhandlung über die totgelutschten Probleme der Mittzwanziger) lassen es dann noch einmal ruhiger angehen, bevor das mutige Riff von "Lara stops a car" den Wagen nicht zum Stoppen, sondern wieder auf die Autobahn galoppieren lässt. Daran schließt sich mit "Endlessly" wohl das komplexeste Stück der Reise an, das immer wieder zwischen Ruhe und kontrollierten Ausbrüchen wechselt. Mitten in "I've got plans" versiegt das letzte Aufbäumen, woran sich der Closer mit seinem verzagt-hoffnungsvollen Blick in die Zukunft anschließt. Angekommen oder nicht, bitte lasst den Motor laufen!

(Marcel Menne)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Know myself
  • Give it some time
  • Endlessly

Tracklist

  1. Plastic city
  2. Marilyn said
  3. Makes up for dying
  4. Know myself
  5. Give it some time
  6. Talking theatre
  7. Mid-twenties
  8. Lara stops a car
  9. Endlessly
  10. I've got plans
  11. Someday
Gesamtspielzeit: 44:16 min

Im Forum kommentieren

Inco

2016-05-16 15:34:53


Es wird sofort hörbar klar, dass die Berliner Band LFF so ziemlich den besten und kreativsten Indie-Rock macht, den es zur Zeit in den Clubs gibt.

Armin

2016-05-11 22:19:27

Frisch rezensiert.

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