Frankie Cosmos - Next thing
Bayonet / CargoVÖ: 01.04.2016
Poetwee slam
Am Ende kommt doch immer alles irgendwie zusammen: Als Greta Kline Ende 2009, Anfang 2010 versuchte, die Indie-Szene mit ein paar selbstaufgenommenen Demos von hinten aufzurollen, nannte sie sich noch Ingrid Superstar. Kein schlechter Name, klar, aber auch gänzlich unpassend für den New Yorker Teenager – zumal Tochter der Schauspieler Kevin Kline und Phoebe Cates – und derart holzhammermäßig ironisch, dass es schon wieder ins Gegenteil umschlug. Wenige Jahre später benannte sie sich um: Aus Greta Kline wurde Frankie Cosmos. Das hat etwas Verspieltes, Unschuldiges – und Außerirdisches. Perfekt für die mittlerweile 22-Jährige, deren Mischung aus Twee und Indie-Pop auch von einem anderen Stern zu stammen scheint.
Der Name, inspiriert von ihrem Freund Aaron Maine, den sie bei seinem Porches-Projekt tatkräftig unterstützt, passt auch zu dem Poesiealbum-Sound, der auf ihrem Zweitling "Next thing" vorherrscht: 15 Stücke, größtenteils um die Zwei-Minuten-Marke, die wie einzelne Fragmente wirken und erst zum Schluss als Ganzes wirklich Sinn haben. Wie gesagt: Am Ende kommt doch immer alles irgendwie zusammen. Klines Zartheit sollte man dabei nicht als Naivität missverstehen: Wenn sie den 97-sekündigen Lo-Fi-Pop von "I'm 20" mit den Worten "I'm 20 / Washed up already" einleitet, ist das mehr als eine simple Krise einer Nicht-mal-Mittzwanzigerin, sondern ehrliche Worte einer jungen Frau, die sich in der Welt der Erwachsenen noch nicht ganz auskennt.
Ähnlich verhält es sich mit der nur oberflächlich trotzigen Attitüde von "If I had a dog", in dem das herbeigewünschte Hündchen schnell der Melancholie einer vergangenen ersten Liebe weicht: "If I had a love / I'd draw a picture every day / Am I still so mad? / I guess that's pretty lame" – schnell stellt man sich Kline auf der Bühne einer Studentenkneipe vor, wie sie ihre kleinen, aber feinen Zeilen vorträgt. Das hat Charme, auch weil sie es offensichtlich ernst meint. Wenn sie mit "Embody" nicht nur eine einfache Hymne auf die Freundschaft anstimmt, sondern auch ihre Kollegen von Eskimeaux und Florist verewigt, nimmt man ihr das ebenso ab wie den unbedingten Drang, Stärke zu beweisen: "My soul is not like a waterpark / It's big but surprisingly dark / It's not as forgivable as you once thought / You'd still be here if it really was", singt sie in "Sinister" und hebt anschließend die Achtzigerjahre-Clublegende Arthur Russell auf ein Podest.
Immer wieder kommt man bei "Next thing" auch auf die Texte zu sprechen. Wie die Instrumentierung und der Gesang machen sie unweigerlich das Albm aus und sorgen für die dritte spannende Komponente. Geradezu großartig wird es, wenn alle drei auf höchstem Niveau zusammenkommen wie im Highlight "Sappho": Das wartet nicht nur mit dem mit Abstand schönsten Refrain des Werkes auf, sondern klingt mit seiner offen ausgesprochenen Entschuldigung an einen ehemaligen Freund so herzzerreißend schön wie traurig, dass man sich zwischen Freuden- und Sorgentränen kaum entscheiden kann. Das fällt im Abschluss-Trauerkloß von "O dreaded C Town" wesentlich leichter, das nach dem Beziehungsende in die ehemals gemeinsam besuchte Stadt zurückkehrt und im Tränenmeer der Erinnerungen versinkt, den Telefonhörer letzten Endes aber nicht in die Hand nimmt. Kein Anschluss unter diesem Kummer? Muss ja auch nicht. Das kommt für Greta Kline dann auf der nächsten Stufe zum Erwachsenwerden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- If I had a dog
- Embody
- Sinister
- Sappho
- O dreaded C Town
Tracklist
- Floated in
- If I had a dog
- Fool
- Embody
- Too dark
- Tour good
- Interlude
- I'm 20
- On the lips
- Sinister
- Is it possible / Sleep song
- Outside with the cuties
- Sappho
- What if
- O dreaded C Town
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Armin
2016-05-03 18:26:47
Frisch rezensiert.
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