Monster Truck - Sittin' heavy

Mascot / Rough Trade
VÖ: 19.02.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Die Turbojugend

Seit nur noch in Hipsterkreisen Leichenfledderei an der guten alten Jeansjacke betrieben wird und Turbonegro in der absoluten Bedeutungslosigkeit versunken sind, ist Schweinerock klinisch tot. The Hellacopters? Weg. Backyard Babies? Seit Jahren Käse. Danko Jones? Danko wer? Genau! Mit Pi mal Daumen 15 Jahren Abstand ist es eigentlich erstaunlich, dass das Genre in all dieser Käsigkeit überhaupt mal ein großes Ding war. Und dass es tatsächlich ein paar großartige Platten hervorgebracht hat. Mit einiger Verspätung kommt nun eine dazu. Und weil Subtilität nie ein Charakteristikum des Schweinerocks war und heutzutage sowieso nicht mehr funktioniert, heißt die Band natürlich Monster Truck und auf dem Albumcover prangt neben ein wenig Brusthaar hauptsächlich eine dunkelblaue Jeansjacke. Ganz unironisch, falls das nicht klar sein sollte.

Nun sind unironische Denim-Träger vielleicht eine der wenigen gesellschaftlichen Gruppen, an denen Veränderung abperlt wie Urin am Pissoir von Villeroy & Boch, aber nicht einmal Monster Truck können die vergangenen 15 Jahre leugnen. Also drängeln sich Bluesrock und eine zungenbrecherische Schippe schleppender Sludge in die Stücke auf "Sittin' heavy". Und ja, der Titel sitzt wie Arsch auf Eimer. Abseits dämlicher Wortspielereien haben Monster Truck aber – und jetzt kommt der interessante Teil – ein richtig gutes Gespür für Songs, und zwar völlig unabhängig von der Pose.

Das soll nicht bedeuten, dass diese Pose nicht auch ein bisschen hilft. "Why are you not rocking?" schwingt gleich zu Beginn einen ganzen Lattenzaun, macht aber auch als Opener alles richtig. Der kürzeste Song der Platte legt in Sachen Tempo (mittelschnell) und Lautstärke (stattlich) genau richtig vor. In Sachen Tempo gibt sich die Band nämlich im Folgenden sehr dynamisch, in Sachen Lautstärke zum Glück nicht. In schnelleren Momenten schwingt ein souliger Southern-Rock-Vibe in Songs wie "For the people" mit, dessen Refrain mehr als nur von Lynyrd Skynyrd inspiriert ist. In den langsameren Stücken lassen sich Monster Truck ab und an ein wenig Zeit, um alle Knöpfe aufzudrehen, aber auch "Black forest" bläst am Ende aus allen Rohren.

Zu den Highlights gehört auf jeden Fall das tänzelnde "Things get better", dessen Gitarrenbreaks im Refrain an genau den richtigen Stellen sitzen, um die Hummeln im Hintern in Stimmung zu bringen. "To the flame" dreht das Tempo dann komplett ins Gegenteil und schleift die Gitarrensaiten langsam bis auf den Kern herunter. Monster Truck huldigen ihren Idolen zwar nicht gerade subtil, aber dank der klasse Songs und gut inszenierten Spannungskurve passt auf "Sittin' heavy" alles bestens zusammen. Da kann man ein paar der alteingesessenen Bands auch mal ganz unironisch zum Teufel jagen.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • For the people
  • Things get better
  • Enjoy the time

Tracklist

  1. Why are you not rocking?
  2. Don't tell me how to live
  3. She's a witch
  4. For the people
  5. Black forest
  6. Another man's shoes
  7. Things get better
  8. The enforcer
  9. To the flame
  10. New soul
  11. Enjoy the time
Gesamtspielzeit: 45:31 min

Im Forum kommentieren

Ein Truckfighter

2017-01-25 12:08:45

Ganz einfach gesagt, eine Band die mal wieder richtig fette, rohe Töne in die Musikwelt bringt. Eine aggressive, aber qualitativ hochwertige Stimme, ordentlich aufgedrehter Overdrive und ein scheppernder Schlagzeug/Bass-Mix machen das Album (und folgealbum) einfach hörenswert.

10/10 - bald gehts aufs Konzert!

Nur-so-tuend

2016-07-28 11:21:08

Sehr gut. Dicke Hose mit Abwechslung und Augenzwinkern. Die holen aus dem Genre wirklich das Maximum raus, da stimme ich Herrn Maerten zu.

Turbojugend

2016-04-08 15:25:08

Ausser dem Denim Cover hat das doch nichts aber auch gar ncihts mit Turbonegro gemein?

Armin

2016-04-06 21:02:09

Frisch rezensiert.

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