The KVB - Of desire

Invada / PIAS / Rough Trade
VÖ: 11.03.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Plus zwei

Es ist wie eine Art Offenbarung. Nachdem Kat Day und Nicholas Wood, die als The KVB bereits seit 2010 gemeinsam musizieren, in den letzten Jahren vier Alben veröffentlicht hatten, brauchte es einen kleinen, aber feinen Schritt zurück, um nach vorne zu kommen. "Minus one", das dritte Werk der Londoner, welches allerdings erst als viertes veröffentlicht wurde, sorgte dafür, dass die beiden nicht länger nur als bloßer Geheimtipp galten. Mit ihrer Mischung aus Post-Punk, Electronica und Dark Wave erinnerten The KVB bisher vor allem an die Landsleute Joy Division und New Order. Auch ihr fünftes Album "Of desire" orientiert sich an den großen Helden, tritt die Reise in die kühlen Indie-Clubs der Achtziger aber eigenständiger an, als man bisher von der Band gewohnt war.

Eins zurück, zwei nach vorne: "Of desire" knüpft zudem genau da an, wo "Minus one" einst endete und geht den Schritt konsequent weiter. Unterstützung bekamen The KVB dabei von Portisheads Geoff Barrow, in dessen Studio das Werk aufgenommen wurde – wohlgemerkt mit ausdrücklicher Erlaubnis, die Barrowschen Synthesizer zu benutzen –, und von Peter Kember alias Sonic Boom von Spacemen 3, der für das Mastering verantwortlich war. Es ist, als wären die beiden Herren ein weiterer Ansporn für Day und Wood gewesen: Der Opener "White walls" dröhnt sich mit erhöhtem Puls direkt ins Ohr und schafft eine Soundkulisse, die man so prägnant und durchdringend noch nicht von The KVB kannte. An anderer Stelle kokettiert Wood in "In deep" mit androgyner Dream-Pop-Ästhetik, während das düstere "Awake" festen Schrittes direkt weiter ins Rotlichtviertel abdriftet und dort mit Sack und Pack einzieht.

Noch finsterer wird es in "Lower depths", dessen brachiale Gitarren sich erbarmungslos über den Gesang legen und diesen fast unkenntlich machen. Es schafft eine dichte, rabenschwarze Atmosphäre, in die selbst das vergleichsweise geradezu poppige "Never enough" kaum Licht bringen kann. Braucht es eigentlich aber ohnehin nicht unbedingt: Dank der Sinnlichkeit von "Unknown" sucht man die Dunkelheit zu zweit, um sich im geheimnisvollen "Mirrors" noch kurz zu beschnuppern, ehe im Finaltrack "Second encounter" auch die letzten Kleidungsfetzen auf dem Boden landen. Die letzten 20 Sekunden geben schließlich endlich Zeit, um innehalten und verschnaufen zu können – und animieren letzten Endes doch nur wieder zum Aufraffen. Also gut. Auf ein Neues.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • White walls
  • Lower depths
  • Never enough
  • Second encounter

Tracklist

  1. White walls
  2. Night games
  3. Lower depths
  4. Silent wave
  5. Primer
  6. Never enough
  7. In deep
  8. Awake
  9. V11393
  10. Unknown
  11. Mirrors
  12. Second encounter
Gesamtspielzeit: 45:39 min

Im Forum kommentieren

musie

2016-04-13 11:40:58

Mir gefällt dieses Album ausgezeichnet, hörte es zu Beginn x Mal am Stück, aber nun muss das Album durch zwei schwierige Jahreszeiten, bis dann wahrscheinlich bei mir wieder einschlägt im November...

MasterOfDisaster69

2016-04-13 11:38:12

ok, der Begriff Joy Division-Kopie war uU weniger glücklich und ich bin eigentlich auch sonst kein Fan vom allgemeinen Schubladen-Denken. Hier Darkwave, KVB rein und fertig, finde ich auch nicht toll. Bleibe aber dabei, dass beim erzeugten Sound und Stimmung von KVB, Leute, die Joy Division und The Cure mögen, durchaus mal reinhoeren koennen...

Alex

2016-04-12 20:51:15

@MasterOfDisaster69:

Nur weil etwas "im ganzen Net" so steht, muss man es ja nicht gleich unreflektiert übernehmen, sondern kann sich die betreffenden Platten ja auch mal selbst etwas intensiver anhören ;-)
Was die Qualität generell angeht: Das ist natürlich schlicht Geschmackssache. Ich bleib aber dabei, dass KVB musikalisch eine andere Schiene fahren wie Joy Division. Bei JD steht ganz generell der einzelne Song mehr im Mittelpunkt und die prägnante Stimme von Ian Curtis, das macht die Musik generell zugänglicher. Bei KVB wird über die Länge der ganzen Platte eine durchgehende Stimmung aufgebaut. Der einzelne Song verschwimmt im Gesamten, genauso ist auch die Stimme in den Hintergrund gemischt und die Lyrics ohne Mitlesen oft nur erahnbar.
Also dieses ewige "Joy Division" Kopie ist etwas arg vereinfacht, was wohl jeder der die Diskographien beider Bands kennt bestätigen kann.

MasterOfDisaster69

2016-04-12 19:09:32

Also bei KVB stehen im ganzen Net Joy Division als Haupt - Referenzen wie auch New Order, The Cure, The Jesus And Mary Chain und A Place To Bury Strangers! Dass Joy Divison unerreicht für sich stehen ist wohl allen klar, aber "schon immer weit entfernt" höchstens was letztendlich die Qualität angeht.

Alex

2016-04-12 10:07:26

Wieso muss eigentlich jede Band, die nur annähernd im Wave / Postpunk Bereich unterwegs ist mit Joy Division verglichen werden. KVB sind und waren musikalisch vom JD Sound schon immer weit entfernt und gehen allemals von der erzeugten Stimmung in die Richtung.

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