Laura Gibson - Empire builder
City Slang / UniversalVÖ: 01.04.2016
Gewinn und Verlust
Das möchte man sich nicht vorstellen: Ein Knall, eine Explosion und von einem Moment auf den anderen ist alles bis auf das, was man am Körper trägt, vernichtet. Genau das passierte Laura Gibson am 26. März 2015. Zwei Menschen kamen bei dem Unfall im New Yorker East Village ums Leben, mindestens 19 wurden verletzt. Die Singer-Songwriterin konnte sich unverletzt retten. Ihre Kleidung, ihre Unterlagen, ihre Gitarre, mit der sie bislang alle ihre Alben aufgenommen hatte, ihre Demos, das alles aber war weg. Dabei hatte sie sich gerade erst in der Stadt eingerichtet, in die sie ein halbes Jahr zuvor aus ihrer Heimat Oregon gezogen war, um dort kreatives Schreiben zu studieren. Einen großen Teil der Strecke legte sie dabei mit einem Zug namens "Empire builder" zurück.
Zwei große Brüche also, die das vierte, nach ebenjenem Zug benannte Album der Enddreißigerin prägten. Während sie in New York bei Freunden auf dem Sofa übernachtete und sich Stück für Stück wieder eine Existenz zusammen puzzelte, verbrachte sie ihre Semesterferien im Studio von Peter Broderick in der Heimat. Dort spielte sie ihre Songs gemeinsam mit einer Band bestehend aus Dave Depper (Death Cab For Cutie) an Bass und Gitarre, Dan Hunt (Neko Case) am Schlagzeug und Peter Broderick selbst ein, der sich für die Streichersätze verantwortlich zeigte. Produziert hat Gibson das Album gemeinsam mit John Askew, der auch seine Klientin Alela Diane für Aufnahmen mitbrachte. Da ihre Gitarre nicht mehr existierte, Gibson aber nicht auf ihren Klang verzichten wollte, wurden die neuen Aufnahmen um die Demos herum gebaut.
Und der erste Reiz, den das Album ausstrahlt, ist bei all den Inhalten, die die Songs behandeln, zunächst ein rein musikalischer – Boom, Chack, Boom, Chack, der Fuß wippt sofort mit. Eine Geigenlinie schraubt sich bedrohlich nach oben und implodiert am Songhimmel. Schon ist man drin im Opener "The cause". Auch "Not harmless" lässt sich von den Rhythmusbeauftragten vor sich her treiben und die schneidende Gitarre lässt keinen Gedanken an Harmlosigkeit zu. Neben den verdienten songwriterischen Lorbeeren zeigt sich Gibson erneut als großartige Sängerin. Wenn ihre klare Stimme sich raunend zum Refrain steigert, dann nur, um sogleich wieder in ruhigere Passagen zu gleiten. Da meint man, allein mittels ihrer Modulation die Bahnfahrt mit zu erleben. So ist auch in diesem Punkt der erste Eindruck rein musikalisch: Es macht schlicht Freude, der Stimme, dem Gesang, den Melodien zu lauschen. Auch der Vorgänger "La Grande" war gut, aber das neue Album ist noch eine entscheidende Ecke runder geworden.
Der Grundton des Albums ist düster und bedrohlich. Neben dem Songwriting ist dafür auch die Arbeit von Askew ausschlaggebend, der aus dem elektronischen Bereich kommt. Zwar nahm er keine besonders prägnanten Kniffe vor, aber das dezente Knistern und Puckern erscheint durchaus stilprägend für das Album. An anderer Stelle werden die Stahlsaiten aufgezogen und das Tempo erhöht, wenn es um "Two kids" geht. Für das letzte Drittel des Albums wird die Geschwindigkeit wieder heraus genommen, ohne dass die Songs an Dringlichkeit verlieren. Im "Last song" singt die hochgewachsene Blondine schließlich "it's not lost" und so scheint der materielle Verlust verschmerzbar, denn das Immaterielle ist auf diesem Album festgehalten. Zum Glück.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The cause
- Not harmless
- Empire builder
- Two kids
- Caldera
Tracklist
- The cause
- Damn sure
- Not harmless
- Empire builder
- Five and thirty
- The search for dark lake
- Two kids
- Louis
- Caldera
- The last one
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Editor
2018-09-21 08:55:27
The Last One. Ein Traum.
Iamthesword
2017-06-23 14:52:48
Fantastisch wie die beiden Vorgänger auch.
S0mbrero
2016-08-23 20:39:00
Der Titeltrack ist einfach nur wunderbar.
Loketrourak
2016-05-04 11:42:45
Eine sehr schöne Platte!
Armin
2016-04-06 21:00:25
Frisch rezensiert.
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