Cult Of Luna & Julie Christmas - Mariner

Indie / Soulfood
VÖ: 08.04.2016
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Raumkrankheit

Egal ob mit den Planwagen der Frontiersmen, den Langbooten der Wikinger oder den Raumschiffen der Astronauten: Zu Beginn jeder Expedition ins Ungewisse steht die grimmige Gewissheit, dass beim Eintreten schicksalhafter Ereignisse eine Rückkehr nicht möglich sein wird. Totale Selbstaufopferung ist der Preis für den Pioniergeist, den beispielsweise ein Kapitän Ahab auf seiner Jagd nach Moby Dick bezahlen musste, indem er seinem Ruf folgte. "A greater call" leitet auch "Mariner" ein, bei dem Expeditionsleiterin Julie Christmas mit der schwedischen Post-Metal-Crew von Cult of Luna ins kosmische Niemandsland steuert.

Nach einem sphärischen Intro starten die brüllenden Triebwerke des Raumschiffs. Es löst sich gemächlich, aber unaufhaltsam vom Erdboden, der unheilschwangeren Leere entgegen. Wenn es eine Seekrankheit auch im Weltraum gibt, dann erklärt diese das flaue Gefühl, das sich hier langsam ausbreitet. Auf den großflächigen Soundscapes und monolithischen Doom-Riffs der fünf Tracks auf "Mariner" verschmelzen Science-Fiction-Klagelieder mit intelligentem Post-Metal-Lärm.

Der zweite Track "Chevron" erinnert an Genre-Größen wie Neurosis oder auch The Jesus Lizard. Ein mächtiges Bassriff legt dabei die Grundlage für Noise-Gitarren, Synthie-Flächen und den Zwiegesang von Christmas und Cult-Of-Luna-Shouter Johannes Persson. Im Outro des wohl stärksten Tracks des Albums lässt die Sängerin aus Brooklyn noch die Sterne funkeln: Neben Black Metal kann sie nämlich auch Geborgenheit. Bisher standen in der Klang-Architektur von Cult Of Luna stets stampfender Rhythmus und düstere Doom-Atmosphäre im Vordergrund. Der teils wild-furiose, teils melodisch-zarte Gesang von Julie Christmas (bekannt von Made Out Of Babies und Battle Of Mice) ergänzt das Sludge-Fundament der Schweden fast schon auf perfekte Art und Weise.

Die interstellare Expedition führt vorbei am "The wreck of S.S. Needle", einem gestrandeten Raumschiff. Das Zehn-Minuten-Wrack erinnert stark an Christmas' Ex-Band Battle Of Mice. Wie aus dem Nichts explodiert sie und wütet bis zum Rand einer undefinierten Schmerzgrenze, irgendwo zwischen Alissa White-Gluz von Arch Enemy und Coco Rosie. Über 13 Minuten dauert "Approaching transition", ein schleppendes Noise-Monster mit wohldosierten Prog-Metal-Elementen. Der viertelstündige Track "Cygnus", benannt nach einem unbenannten US-Raumtransporter, setzt musikalische Highlights mit Gitarren-Arpeggios und dichter Rhythmus-Arbeit. Hier scheint auch Christmas langsam zur Ruhe zu kommen, bevor sie nach einem zarten Zwischenteil erneut ihre Wut in den luftleeren Kosmos brüllt. Wo er allmählich verhallt.

(Felix Mildner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Chevron
  • The wreck of S.S. Needle

Tracklist

  1. A greater call
  2. Chevron
  3. The wreck of S.S. Needle
  4. Approaching transition
  5. Cygnus
Gesamtspielzeit: 55:46 min

Im Forum kommentieren

Affengitarre

2021-05-19 18:01:20

Jap. Hoffentlich gibt es da in Zukunft wieder eine Kollaboration.

The MACHINA of God

2021-05-19 16:57:58

Ja, vielleicht liegt es wirklich nur an Christiane Weihnachten, dass ich das Album besser finde. Ihr Gesang ist einfach klasse.

Affengitarre

2021-05-19 16:57:17

Jap, der ist klasse, klares Albumhighlight für mich.

MopedTobias (Marvin)

2021-05-19 16:55:04

"The wreck of S.S. Needle" ist so gut. Befindet sich grade auf bestem Weg in meine Ewigkeitsliste.

Affengitarre

2021-05-19 16:38:55

Bei den Songs gebe ich dir gar nicht so Unrecht, die sind im Vergleich zu vielen anderen Sachen der Band tatsächlich ein wenig unspannend. Nur bringt Julie Christmas ziemlich viel neue Energie in den Sound der Band und macht das Release für mich dann doch recht frisch und gut.

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