Andrew Bird - Are you serious

Loma Vista / Concord / Universal
VÖ: 01.04.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Schöne Töne

Wenn Du mich wirklich liebst, fällt Dir mehr ein als dieses risikoarme Liedchen, Du harmloser Bub. Fiona Apple spöttelt über die Mühsal dieses Liebesliedes. Sie entdeckt billige Wortspielereien und zeigt Andrew Bird im Duett "Left handed kisses" die kalte, zeitgleich wunderschöne Schulter. Apples zänkischer Ton verleiht der Single erst die Grandezza, weil sie aus Bird etwas herauskitzelt. Nach zwei Dritteln schwingt der Song um, aus unwirscher Ballade wird ein pulsierender und gar nicht kitschiger Country. Stets dabei: Birds elegante Violine, mal hektisch fiedelnd oder in Elegie schwelgend.

Sonst wird einem angst und bange, wenn Künstler ihr persönlichstes Album ankündigen. Diese Drohung wird sonst gezückt, um geistige Armut mit einem Superlativ zu kaschieren. Auch sei dahingestellt, wie stark dieses Persönlichste überhaupt bezirzen kann. Dabei versteht der studierte Violinist Andrew Bird diesen Begriff nur etwas anders. "Are you serious" versammelt elf zurückgenommene, auf klare Verständlichkeit hin geschriebene Songs. Bird verabschiedet sich von zur Schau gestellten Experimenten, den sonst verwirrten poetischen Wortassoziationen und formt sein direktestes, dabei schutzlosestes Album.

Gewidmet ist es seiner Ehefrau, die lange schwer erkrankt war, mittlerweile genesen ist. Etappen zeichnen diese Liebe nach im Anfang, Anrollen, Abwarten. "Roma fade" erinnert sich an das erste Aufeinandertreffen, er sieht sie und andersrum, die "molekulare Zusammensetzung" wirbelt durcheinander. Ein beschwipster Popsong mit wundervollem Geigenschwung, eingeleitet von einem gepfiffenen Morricone-Western. Im Titeltrack ist es erneut ein heiterer, trampelnder Ton. Großgestisch und dramatisch übertreibt dafür "Saints preservus". "Valleys of the young" adaptiert wohl die testosterontrunkene Stimmung der Sound City Studios. Dort in Los Angeles wurde aufgenommen, dort, wo zuvor Neil Young, Nirvana und zig weitere Musikgeschichte schrieben. Dieser Rock gerät, stramm voranstürmend, geigenlos und ideenarm mehr zu einem Versuch.

Das saitenspringende "Puma" ist toll gespielt, in seiner Bildhaftigkeit leider tumultartig durcheinander. Das mit karibischer Folklore und Kokosnusschnaps marinierte "The new Saint Jude" verdeckt den schönsten E-Gitarren-Moment der Platte zwischen zig elektronischen Ukulelensounds. Dabei ist dies Teil des überbordenden Andrew Bird, der sich selbst beim Verfassen purer Songs unfokussiert von Ideen begeistern lässt, die Ablenkungen einschleichen lassen. Es sind trotzdem alles schöne Töne. Superlative kann dazu jeder alleine erfinden.

(Maximilian Ginter)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Roma fade
  • Left handed kisses
  • Bellevue

Tracklist

  1. Capsized
  2. Roma fade
  3. Truth lies low
  4. Puma
  5. Chemical switches
  6. Left handed kisses
  7. Are you serious
  8. Saints preservus
  9. The new Saint Jude
  10. Valleys of the young
  11. Bellevue
Gesamtspielzeit: 42:30 min

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Armin

2016-03-30 22:29:42

Frisch rezensiert.

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