Eskobar - Magnetic

Cargo
VÖ: 18.03.2016
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Meterware Liebe

Eskobar galten einmal als die unglücklichste Band der Welt. Zumindest zu der Zeit, als sich auf ihrem Debüt "Til we're dead" Songs wie "Good day for dying" befanden. Ein Eindruck, der sich in der Folge mit "Tell me I'm wrong", "Love strikes" und anderen Glitzersteinchen aus gefühligem Indie-Pop hinreichend relativierte, auch wenn "Death in Athens" zuletzt arg viele Extra-Eimerchen voller Süßkram aufstellte. Dass bis zu "Magnetic" siebeneinhalb Jahre verstrichen sind, liegt nun nicht daran, dass die Schweden die Lust verloren hätten, weil sie 2008 beim heimischen ESC-Vorentscheid nicht einmal die Vorrunde überstanden. Die Pause nach dem Ausstieg von Drummer Robert Birming rührte vielmehr daher, dass Daniel Bellqvist sich als Fotograf und Mode-Blogger betätigte, während man Frederik Zäll inzwischen als Fernsehkoch und Bierbrauer kennt.

Nur folgerichtig also, dass Eskobar zu Beginn ihres sechsten Albums einen tiefen Schluck aus der Pulle mit den umarmenden Hymnen und dichten Arrangements nehmen. Gleich "Untrap yourself" rutscht zu mühsam im Zaum gehaltenen Rhythmen und funkelnden Licks unruhig auf dem Stuhl hin und her, bis Bellqvist endlich aus vollem Halse klarstellen darf, dass Grenzen lediglich im Kopf existieren und die Freiheit nur einen euphorischen Melodiebogen entfernt ist. Womöglich der tollste Popsong, den die Skandinavier seit "Big sleeper" von "A thousand last chances" geschrieben haben. Ein weiterer steht schon in den Startlöchern: "Grab me" träumt zunächst etwas unbeholfen-schunkelig von einem besseren Leben, gönnt sich jedoch bald jubilierend auffahrende Riffs und Gefühlsüberschwang in kleinen Döschen. Es muss nicht einmal Bier drin sein.

Dabei nehmen Eskobar es mit der Indie-Credibility zwar alles andere als genau – vielleicht ist eine solche Erwartungshaltung mit Blick auf die jüngste Tour im Vorprogramm der Millionenseller-Landsleute Roxette aber auch verfehlt. Ähnlich wie deren Alben neigt "Magnetic" nämlich dazu, sein Pulver allzu schnell zu verschießen: Der spannungsgeladene Piano-Minimalismus von "Starlight" verspricht Großes, ehe das Stück genauso bei allzu seichter musikalischer Bedeutungslosigkeit strandet wie die merkwürdig ungreifbare Single "To the rescue", die trotz folkigen Fingerpickings und Mundharmonika-Einlage nicht recht auf den Punkt kommt. Immerhin Bellqvists glaskares Organ erweist sich als katastrophenresistent – einzig das überkandidelte Geknödel, das er zwischenzeitlich bei "Escape" an den Tag legt, macht dem Songtitel nervtötende Ehre. Nix wie weg?

Nicht doch. Wenigstens nicht, bevor Eskobar mit "Rocket ship" einen formidablen Gitarren-Shuffle inklusive ständig von der Seite hineinblökender Trompete hinlegen und so ähnlich gute Laune verbreiten wie die besten Momente der Kollegen Friska Viljor. Und weiß man, dass Bellqvist in Interviews gerne von seiner glücklichen Ehe schwärmt, erklären sich auch "You're my choice" oder "Our song" als Oden an die erfüllte Zweisamkeit wie von selbst. Nur dass diese sattsam bekannte Pop-Meterware "Magnetic" spätestens ab der Hälfte zur latent piefigen Veranstaltung macht. Ganz in der Tradition des 2001 gemeinsam mit Heather Nova aufgenommenen "Someone new" steht dagegen der Abschluss "We had a good run" als freundlicher Trennungssong – Eskobar sind dann auch mal wieder weg und grinsen glücklich in sich hinein. Es sei ihnen gegönnt.

(Thomas Pilgrim)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Untrap yourself
  • Grab me
  • Rocket ship

Tracklist

  1. Untrap yourself
  2. Grab me
  3. Starlight
  4. Escape
  5. Rocket ship
  6. Minute after minute
  7. To the rescue
  8. You're my choice
  9. Our song
  10. Magnetic
  11. We had a good run
Gesamtspielzeit: 42:12 min

Im Forum kommentieren

Armin

2016-03-23 20:40:59

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Hogi

2016-03-21 10:04:38

Wie erwartet ein sehr schönes Popalbum geworden. Starlight ist ein echter Ohrwurm...hat mich schon immer sehr gewundert, warum die Band nie den Durchbruch geschafft hat.

Armin

2016-02-18 19:11:35

Eskobar melden sich mit neuem Album "Magnetic" zurück
Hört euch jetzt die ersten Songs an


Die schwedische Erfolgsband Eskobar meldet sich mit ihrem neuen Album "Magnetic" zurück, was sie am 18.03.2016 auf Cargo Records veröffentlichen werden. In den letzten Jahren haben Daniel Bellqvist und Frederik Zäll ihren Fokus auf das Schreiben und Kreieren von neuen Songs gelegt, anstatt auf das Tourleben. Im Sound Habits Studio haben sie zwei Jahre an ihren neuen Songs gearbeitet und mit Produzent Oscar Harryson, der bereits für einen schwedischen Grammy nominiert wurde, ihr sechstes Album "Magnetic" aufgenommen.

Die Lieder und die Produktion tragen die typische Eskobar Handschrift, allerdings mit einer aktuelleren Perspektive. Oscar Harryson hat vorher mit einer Reihe von Künstlern gearbeitet, die eher im elektronischen Umfeld beheimatet sind und das hat sich auch auf Eskobars neues Album ausgewirkt. Seine elektronische Sichtweise hat sich mit den stark melodischen Songs der Band verbunden. Herausgekommen ist ein neuer Eskobar-Sound und elf Songs, die alle ein Eigenleben entwickeln, jedoch im Ganzen eine klare Verbindung eingehen.

Mit "To The Rescue" und "Magnetic" hat die Band, die mit ihrem Hit "Someone New" für den Grammy nominiert war, nun zwei Lieder des neuen Albums online gestellt und man kann sie sich jetzt hier anhören: https://soundcloud.com/eskobarofficial



eskobar.com
facebook.com/eskobarofficial

Eskobar - "Magnetic" - VÖ 18.03.2016 - Cargo Records

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Threads im Forum