Jeff Buckley - You and I

Columbia / Sony
VÖ: 11.03.2016
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Der ewig Unvollendete

Mit einem einzigen Album in die Unsterblichkeit: Was Jeff Buckley mit "Grace" geschafft hat, ist nicht vielen Musikern gelungen. Er aber besaß eine Stimme, mit der er die Welt anhalten und all ihre Schönheit in prächtigen Farben erleuchten lassen konnte. Gleichzeitig konnte er damit Verzweiflung und Traurigkeit ausdrücken wie nur wenige Kollegen seiner Generation. Stars wie PJ Harvey, Travis, Damien Rice, Coldplay oder Rufus Wainwright haben mehrfach ihre tiefe Bewunderung für Buckleys Werk geäußert. Was da wohl noch gekommen wäre, fragt man sich – und weiß insgeheim, dass Buckley die Musikgeschichte entscheidend hätte prägen können. Bis heute klafft sein Tod von 1997 wie eine offene Wunde.

Schließen kann man die nicht. Aber hin und wieder wird einem aus dem Nachlass ein Trostpflaster gereicht. Diesmal hat Sony einen echten Schatz ans Tageslicht befördert. "You and I" versammelt unentdecktes Studiomaterial, das Buckley Anfang 1993 live im Studio aufgenommen hat. Es sind die ersten Sessions, die Buckley für das Label eingespielt hat, fast anderthalb Jahre vor dem Release von "Grace". Hauptsächlich handelt es sich dabei um Fremdkompositionen. Dass sich der damals 23-jährige Buckley schon damals seiner gesanglichen Qualitäten bewusst war, zeigt die selbstbewusste Auswahl an Cover-Songs. Mit Bob Dylans "Just like a woman", Sly & The Family Stones "Everyday people", "Night flight" von Led Zeppelin und der The-Smiths-Doppelspitze aus "The boy with the thorn in his side" und "I know it's over" sind gleich mehrere Großkaliber der Musikgeschichte vertreten. Buckley meistert diese Aufgaben mit unterschiedlichem Erfolg. Am besten geraten ihm die Songs von The Smiths – vor allem "The boy with the thorn in his side" passt wunderbar zu seiner Stimme. "Everyday people" dagegen funktioniert weniger gut. Der Song büßt im abgespeckten Sechssaiter-Arrangement doch allzu deutlich an Kraft ein.

Zu den stärksten Momenten der Platte zählen ganz klar die zwei Demoversionen der eigenen Songs "Grace" und "Dream of you and I". Die hier gespielten Versionen sind noch roh und ungehobelt. Gerade in dieser Unperfektion des Vortrags, in seiner Brüchigkeit und Naivität, liegt ihr Reiz. Leider mangelt es dem Album auf Dauer an Abwechslung und Dynamik, was unter anderem daran liegt, dass Buckley sie ohne Band eingespielt hat – dadurch stumpft selbst die größte Intensivität irgendwann ab. Und so vervollständigt "You and I" das Bild von Jeff Buckley zwar um eine wichtige Nuance und ist für Fans sicher unverzichtbar. Aus neutraler Distanz betrachtet bleibt jedoch ein zwiespältiges Gefühl zurück. Denn Großtaten werden in diesen Demos nur angedeutet, nicht aber vollbracht. Buckley bleibt auch nach diesem Release der ewig Unvollendete.

(Sebastian Meißner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dream of you and I
  • The boy with the thorn in his side

Tracklist

  1. Just like a woman
  2. Everyday people
  3. Don't let the sun catch you cryin'
  4. Grace
  5. Calling you
  6. Dream of you and I
  7. The boy with the thorn in his side
  8. Poor boy long way from home
  9. Night flight
  10. I know it's over
Gesamtspielzeit: 52:14 min

Im Forum kommentieren

Dan

2016-04-25 12:32:52


Schönes, stimmiges Werk.

Knurpsel

2016-03-23 22:22:00

Geht so.

Armin

2016-03-23 20:40:50

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Mixtape

2016-02-17 19:10:18

Mir fällt da eher Tupac als Cobain ein. Buckleys Mutter macht alles zu Geld, was nur möglich ist.

Mr Oh so

2016-02-17 16:17:39

Hu? Liest die Plattenfirma mit?

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