Yndi Halda - Under summer

Big Scary Monsters / Al!ve
VÖ: 04.03.2016
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Erlösungsmittel zum Zweck

Fühle Dich erlöst, ausgebrannter Musikhörer. Denn wir wussten alle, dass die gegenwärtige Soundlandschaft ihr Heilsversprechen nicht einhalten konnte – das Erkennungszeichen der jeweiligen Subkultur mit der linken Hand in die Höhe gereckt, die andere Hand hinterm Rücken, zwei Finger gekreuzt. Nun aber kommen Yndi Halda und lassen Dich aus ihrem Weihwasserbecken schlürfen. Und es lässt sich so schön vorstellen: Karobehemdt lagen die Herren aus Canterbury nach der Veröffentlichung ihres Debüts "Enjoy eternal bliss" in ihren Kellern und wuschen sich gegenseitig die Chucks an ihren Füßen. Ja, sie hatten den Post-Rock gerettet. Und konnten sich nun eine wohlverdiente Ruhe gönnen.

Unfairerweise wartete die Welt danach allerdings nie so wirklich auf ihr zweites Album, schließlich spielten die ungleich größeren Godspeed You! Black Emperor das gleiche Spiel. So konnten Yndi Halda fernab jeglicher Erwartungshaltungen irgendwelcher Musikkritiker in Ruhe an ihrem Nachfolger schrauben. Für zehn Jahre. Nun ist er hier: "Under summer". Vier Songs, eine Stunde. Jauchze und schmeiße Deine Babyfäustchen wie Antennen in Richtung Himmel. Moment – das war ja auch die andere Gemeinde.

Also, hier sind sie dann wieder, die zerfließenden Geigen und die wuchtigen Gitarren, die den stoischen Rhythmus irgendwie an die Seite schieben müssen, um hier gleichberechtigt die Soundwand hochzuziehen. Yndi Halda waren aber auch schon auf ihrem Debüt eher Feinmotoriker. Vermutlich zeichnete die Band ihre Arrangements vorher in einem akkuraten Collegeblock mit eben Karopapier. Passt so gut zum Hemd. Bei "This very flight" bleibt manche Zeile sogar unausgefüllt, dafür nimmt der Rest vom Song, die Momente, in denen etwas passiert, in denen sich die Stimmung formt, bebt, lebt, umso mehr Platz ein. Nach der Hälfte heben Yndi Halda das Stück selbst aus den Angeln, ein Erlösungsmittel zum Zweck. Auch "Golden threads from the sun" haben die Engländer aus der gleichen Quelle abgeschöpft. Vor allem gehen Yndi Halda den umgekehrten Weg: Es geht hier nicht um Depression, Weltuntergang. Okay, vielleicht auch ein bisschen. Aber schlussendlich überwiegen hier Wunder, Leichtigkeit und Leben.

Auch in "Helena" lassen sich verschiedenste Details finden, der Song hat seine Irrwege, keine Frage. Aber "Under summer" ist ein Album zum Entdecken von kleinen Tönen, Schleifen, Ideen, Momenten, die Yndi Halda hier unterbringen wollten. Post the Rock like it's 2006 again! Hier darf sich der Hörer aufgeräumt fühlen, alles hat seinen Platz, die Welt ist übersichtlich, aber vielfältig. Und weil es damals wie heute zu Rezensionen in diesem Genre gehört: Ja, da könnte der Soundtrack zu einem Film sein. Schlusssequenz wäre hier ein kleines Paradies, ein blauer Himmel voller bunter Vögel, in der Ferne irgendwo ein Gewitter. So ist es eben. Und das Versprechen: Alles wird gut. Yndi Halda halten es. Auch nach zehn Jahren.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Golden threads from the sun
  • This very light

Tracklist

  1. Together those leaves
  2. Golden threads from the sun
  3. Helena
  4. This very light
Gesamtspielzeit: 57:59 min

Im Forum kommentieren

Klaus

2024-12-18 10:46:58

Ab und zu Konzerte, z.b. auch nächstes jahr beim Portals. Vor einiger Zeit, als ich noch den Newsletter von Big Scary Monsters hatte, hieß es auch, sie seien im Studio.

Leech85

2024-12-18 08:57:09

@Akim: Ja der Song ist gross!!!

Machen die überhaupt noch was? Sind ja Jahre her seit dem letzten Output.

Akim

2024-12-17 22:40:10

Mein Favorit ist "This Very Flight".

Beefy

2021-03-16 10:24:06

Endlich jemand, der bei Helena mit mir übereinstimmt :-) Aber ja, der Rest ist grosses Kino!

Leech85

2021-03-16 09:47:03

Wunderschönes Album!
Einziger Makel ist für mich Helena. Der Song verliert sich in der Mitte und müsste etwa 10 min kürzer sein.

Der Gesang fügt sich wunderbar ein, was ich nicht gedacht hätte. Was die Melodien betrifft ist für mich yndi halda was vom besten im Postrock.

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