Baauer - Aa
LuckyMe / Rough TradeVÖ: 18.03.2016
Ekstaase
Viraal ging im Jahr 2013 die Single "Harlem shake" durch das Web und machte dem US-DJ Harry Bauer Rodrigues unter seinem Alias Baauer einen Namen. In 30-sekündigen Clips wurde das gepflegte Ausrasten kultiviert und brachte einige kreative Höchstleistungen in der Disziplin Ausdrucktanz zum Vorschein. Für diejenigen, die sich wirklich nicht daran erinnern oder all das schon verdrängt haben, hier eine kurze Auffrischung. Web-2.0-Allergiker steigen an dieser Stelle bereits aus, dabei war der kurze Minifilmchen-Hype durchaus eine der unterhaltsameren Aktionen in den letzten Jahren und "Harlem shake" vielleicht nicht der cleverste Song, aber verteufelt effektiv. Von dem heute 26-Jährigen war im Anschluss nicht übermäßig viel zu hören. Hier eine Single, da ein Remix, aber nichts, was den Mainstream noch ein weiteres Mal in Massen bewegte. Eine LP wurde des Öfteren in Aussicht gestellt, allerdings lange nicht konkretisiert. Seitdem das Album als primäre Kunstform im Streaming-Zeitalter auf dem Rückzug ist, können sich Künstler eben Zeit damit lassen. Folgerichtig erscheint erst schlappe drei Jahre nach der großen Sause nun Baauers Debüt mit dem ebenso knackigen wie rätselhaften Titel "Aa" und klangvollen Namen auf der Feature-Liste.
Chaaotisch und hyperaaktiv präsentiert sich "Aa" über seine kompakte Spielzeit von nicht viel mehr als einer halben Stunde. Ideen, Gäste und Klänge werden an die Wand geworfen und anschließend geschaut, was kleben bleibt. Und das macht meistens ziemlich Laune. Vor allem im aufgepitchten ADHS-Modus trifft Baauer den richtigen Nerv, wie in der dubsteppigen, ekstatischen Vorabsingle "GoGo!" oder im mit kindlich-quäkigen Samples zugestreuten Highlight "Sow", welches wie Flying Lotus auf äußerst exotischen Drogen wirkt. Schlag auf Schlag prasseln die Impulse zu Beginn der Platte auf die Membranen und fühlen sich großartig an. In der zweiten Hälfte werden die Gaststars aufgefahren und insbesondere M.I.A. begeistert auf "Temple" zusammen mit G-Dragon in ihrem Krieger-Outfit aus "Bad girls". Der Ruhepol "Way from me" mit Tirzah schafft verhältnismäßig unkompliziert via geschmackvollem 2-Step den Weg ins Gedächtnis. Und Pusha T und Future teilen sich in "Kung fu" zu dicken Trap-Beats das Mic, verlieren aber gegen die aufgekratzten Newcomer Novelist und Leikeli47, die "Day ones" einen wahnsinnigen Drive verpassen.
Spaaßig ist "Aa" also allemal, wenn auch kein großes Statement als Debüt, sondern vielmehr eine Sammlung an Mini-Kuriositäten. Dem Album geht nach einem sehr überzeugenden Start zu oft der rote Faaden verloren, es will alles auf einmal sein und zu viele Features unter einen Hut bringen. Besonders gegen Ende, wenn "Church reprise" und der Titeltrack in zusammengerechnet nicht mal drei Minuten die Reise völlig plan- und zusammenhanglos einfach abbrechen, wird ein finales Ausrufezeichen oder wenigstens ein Wegweiser dringend vermisst. Gelegenheitshörer und Plattenfirmenbosse könnten zudem anmerken, dass ein paar sichere Single-Kandidaten für den Club dem Album gutgetan hätten. Trotz allem markiert Baauers Erstling aber dennoch einen ordentlichen Meilenstein für seine weitere Karriere. Denn wer "Aa" sagt, muss schließlich auch "Bb" sagen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- GoGo!
- Sow
- Day ones (feat. Novelist & Leikeli47)
- Temple (feat. M.I.A. & G-Dragon)
Tracklist
- Church
- GoGo!
- Body
- Pinku
- Sow
- Day ones (feat. Novelist & Leikeli47)
- Good & bad
- Way from me (feat. Tirzah)
- Temple (feat. M.I.A. & G-Dragon)
- Make it bang (feat. TT The Artist)
- Kung fu (feat. Pusha T & Future)
- Church reprise (feat. Rustie)
- Aa
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Armin
2016-03-23 20:40:10
Frisch rezensiert.
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- Baauer - Aa (1 Beiträge / Letzter am 23.03.2016 - 20:40 Uhr)