Manic Street Preachers - Forever delayed

Epic / Sony
VÖ: 28.10.2002
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

The everlasting

Vor zehn Jahren, als sie sich - wie es sich für jede neue britische Band mit Selbstvertrauen nun einmal gehört - zur besten Band der Welt erklärten, wollte die Manic Street Preachers kaum jemand ernstnehmen. Selbst dann nicht, als sich ihr Vordenker Richie Edwards auf den Vorwurf der fehlenden Ernsthaftigkeit hin mit einer Rasierklinge "4REAL" in den Unterarm geritzt hatte. Die großmäuligen Ankündigungen der "lächerlichen Designer-Punks", mit ihrem Debüt "Generation terrorists" an die Spitze der Charts zu klettern und die Band dann postwendend aufzulösen, hätten ihr übriges dazu getan, wäre da nicht diese eine Single gewesen. "Motorcycle emptiness" - eine Hymne für die Ewigkeit. Alles war drin: Sehnsucht, Einsamkeit, Pathos, Aggression und eine unglaubliche Melodie.

Da die Glampunks aus der Provinz zudem eine Mission hatten, die man an ihren naiven Parolen ablesen konnte, war ein solch überstürztes Ende der Band natürlich bald vom Tisch. Neben der anfangs eher kruden Mischung aus linksromantischen Klischees und gehöriger Selbstüberschätzung lebten die Waliser ihr Händchen für Ohrwürmer auch auf dem Zweitling "Gold against the soul" voll aus. Nach dem ruppigen "The holy bible" jedoch traf sie ein schwerer Schlag. Edwards, die wohl schillerndste Persönlichkeit des Vierers, verschwand unerwartet und bis heute spurlos.

Eine zynische Ironie des Schicksals jedoch schickte die verbliebenen Drei bald geradewegs an die Spitze der Charts. Mit der neuen Nachdenklichkeit des Wir-beißen-uns-durch-Albums "Everything must go" und dessen bittersüßer Hitsingle "A design for life" meldeten sich die Manics mehr als nur zurück. Vom Erfolg beflügelt konnten es sich die drei Dickköpfe sogar erlauben, der Plattenfirma ein überlang betiteltes Drama über den spanischen Bürgerkrieg und die Zweifel eines eigentlich überzeugten Pazifisten als erste Single des fünften Albums aufzuschwatzen. Zurecht, denn "If you tolerate this your children will be next" und der Langspieler "This is my truth tell me yours" wurden zum jeweils größten Erfolg der Bandgeschichte.

Der lange angekündigte Rückblick "Forever delayed" spart nun weder das letztjährige "Know your enemy", noch die bislang nie auf einem Album erschienenen Singles der Frühzeit ("Motown junk", "Suicide is painless") aus. Neben zwei mindestens soliden neuen Songs (das erfreuliche "There by the grace of God" und "Door to the river") wartet dieser zwar nicht wirklich mit Überraschungen auf, aber dafür mit einer interessanten Erkenntnis: In der direkten Gegenüberstellung der Songs aller Phasen ergibt sich ein derart homogenes Bild, daß kaum auffällt, daß zum Beispiel die ersten vier Songs eine bunte Mischung der Alben vier, eins, fünf und zwei darstellen. Der rotznäsige Charme von Songs wie "You love us", "Faster" oder "The masses against the classes" konnte sogar Fidel Castro bei einem Gig zu seinen Ehren überzeugen. Und wenn auch in "Everything must go" oder "So why so sad" die Kitschgrenze nicht nur angekratzt wird, fühlt man sich nie von soviel Emphase genervt. Die Manics dürfen das.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • A design for life
  • Motorcycle emptiness
  • If you tolerate this your children will be next
  • From despair to where

Tracklist

  1. A design for life
  2. Motorcycle emptiness
  3. If you tolerate this your children will be next
  4. La tristessa durera (Scream to a sigh)
  5. There by the grace of God
  6. You love us
  7. Australia
  8. You stole the sun from my heart
  9. Kevin Carter
  10. Tsunami
  11. The masses against the classes
  12. From despair to where
  13. Door to the river
  14. Everything must go
  15. Faster
  16. Little baby nothing
  17. Suicide is painless (Theme from MASH)
  18. So why so sad
  19. The everlasting
  20. Motown junk
Gesamtspielzeit: 78:45 min

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